Duisburg Wasserkraftwerk: Bau verzögert sich

Duisburg · Mehr als zehn Millionen Euro wollen die Stadtwerke in ein neues Wasserkraftwerk an der Ruhr investieren. Das marode Wehr an der Schleuse sorgt nun für eine Verzögerung. Eigentlich sollte in diesem Jahr Baubeginn sein.

 An dieser Stelle der Ruhrschleuse in Kaßlerfeld soll die Turbine eingebaut werden, die neun Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt.

An dieser Stelle der Ruhrschleuse in Kaßlerfeld soll die Turbine eingebaut werden, die neun Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugt.

Foto: Probst

Die (erforderliche) europaweite Ausschreibung war quasi schon geschrieben und hätte eigentlich nur noch veröffentlicht werden müssen, da zwang ein bauliches Problem die Stadtwerke (vorerst) zum Rückzug. Sie wollten und wollen es immer noch: am Stauwerk am Ruhrdeich eine Wasserkraftwerk bauen. Rund elf Millionen Euro sollen hier investiert werden, um neun Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr zu erzeugen. Diese Menge würde theoretisch ausreichen, um 2500 Haushalte mit Durchschnittsverbrauch zu versorgen. Doch vorerst müssen die Stadtwerke erst einmal abwarten, wann die Arbeiten an der Staustufe in Höhe der Metro in Kaßlerfeld beginnen beziehungsweise beendet sein werden. Denn durch Frost und Eis ist das Bauwerk so geschädigt, dass es erneuert werden muss.

Doch mit Wasserkraft Strom erzeugen, das Ziel wird weiterverfolgt, weil es in die Ausrichtung der Stadtwerke passt, den Anteil an erneuerbaren Energien zu erhöhen, wie Vorstand Christof Schifferings betont. Seitens des zuständigen Bundesverkehrsministeriums gibt es immerhin schon das Signal, dass die Arbeiten am Wehr durchgeführt werden. Doch noch fehlt ein verbindlicher Zeitplan, an dem sich die Stadtwerke orientieren könnten. Sie haben bereits vor Monaten dem Bundesverkehrsminister schriftlich erläutert, wie entscheidend das für die Überlegungen im Hause des Energieversorgers ist, und warten voller Zuversicht darauf, dass die Bauarbeiten dort möglichst bald beginnen. In das Stauwerk wollen sie quasi eine Turbine einbauen, die vom Wasser angetrieben wird und mit der dann Strom erzeugt wird. Die Stadtwerkeanlagen sollen — so die Planung — in den zum Ruhrdeich liegenden Teil integriert werden und sehen eine spezielle Treppe vor, über die die Fische vom tieferen in den höher gelegenen Teil der aufgestauten Ruhr gelangen können (und umgekehrt).

An dieser Stelle würden dann rund 50 Kubikmeter Wasser pro Sekunde strömen und bei einer Fallhöhe von 4,50 Metern rund 2,5 Megawatt elektrische Leistung bringen, die für eine Jahresproduktion von neun Millionen Kilowattstunden ausreicht. Mit einer vergleichbaren Windkraftanlage mit 2,5 Megawatt Leistung erzeugt man etwa 4,5 Millionen Kilowattstunden — wenn man annimmt, dass der Wind rund 1800 Stunden im Jahr weht.

Der gewonnene Strom könnte direkt vor Ort in das Netz der Stadtwerke eingespeist werden. Dies funktioniert aufgrund der vorhandenen Netzstruktur auch ohne neue größere oberirdische Stromleitungen. Gerade die großen Stromtrassen sind es bekanntlich, die die bundesdeutsche Energiewende ausbremsen. Die Offshore-Windparks in der Nordsee sind zum Teil mehrere Hundert Kilometer weit von den Orten entfernt, an denen die Energie benötigt wird. Und das funktioniert nur durch lange "Stromautobahnen", die größtenteils oberirdisch verlaufen sollen. Sie unterirdisch zu verlegen, wäre noch kostspieliger. Vielfach haben sich schon Bürgerinitiativen gegen die neuen Stromtrassen gegründet. Um so schöner wäre es, wenn es in Duisburg in kleinerem Maßstab auch anders ginge. Die Versuche mit Duisburger Windenergie in Meiderich oder im Essenberger Bruch haben sich bekanntlich zerschlagen.

(RP/ac)
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