Duisburg Von Lärm- und Vogelschutz

Duisburg · Wenn es nach der Firma Mingas geht, sollen seltene Bodenbrüter sich das Binsheimer Feld bald mit einem ziemlich lauten Grubengaskraftwerk teilen. Die Behörden sehen darin kaum ein Problem. Außerdem scheint das größte Rätsel um den Kraftwerks-Standort gelöst.

Baerl Die Bezirksregierung Düsseldorf hat die große Frage nach dem "Warum" beantwortet. Viel ist darüber spekuliert worden, weshalb vom Vogelschutzgebiet im Binsheimer Feld ausgerechnet das Stück ausgespart wurde, auf dem einmal ein Container-Grubengaskraftwerk der Firma Mingas stehen soll.

In die Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Homberg / Ruhrort / Baerl am Donnerstag brachte Klaus Giezek vom Amt für Umwelt und Grün ein Schreiben der Bezirksregierung mit. Darin teilt die Behörde mit, sie habe tatsächlich vom Mingas-Vorhaben erfahren, während die Erweiterung des Vogelschutzgebietes geplant wurde.

Nicht das richtige "Arteninventar"

Man habe aber niemals vorgehabt, das fragliche Areal zum Schutzgebiet zu machen, und das daher auch nicht später wieder zurückgenommen. Der westliche Bereich im Binsheimer Feld habe einfach "eine naturschutzfachlich untergeordnete Bedeutung". Auf gleiche Weise seien andere, nahe an Siedlungen gelegene Flächen ausgeklammert worden.

Das Landstück bei Baerl enthalte, erklärte Klaus Giezek, nicht das richtige "Arteninventar". Geschützt werden sollten Bodenbrüter, die weite, freie Flächen benötigten. Auf solchen Wiesen mit Büschen und Bäumen kämen diese Vögel nicht vor. Weiterhin sei "für die Arten, die da sind, ein Einzelvorhaben in dieser Größenordnung nicht beeinträchtigend".

Der Beirat der Unteren Landschaftsbehörde hatte kritisiert, dass das Kraftwerk eine hohe Lärmbelastung bedeuten würde. Derzeit sind drei Lärmschutzwände vorgesehen, die es zur Siedlung hin abschirmen. Zum Vogelschutzgebiet hin wäre der Aufbau geöffnet.

Vögeln ist Dauerbeschallung egal

"Man weiß heute, dass die Vogelwelt ständige Lärmquellen gar nicht wahrnimmt", erklärte Giezek dazu. So tummelten sich Bussarde an Autobahnen, Vögel bevölkerten die Städte, und auf Industriegeländen bildeten sich wahre Biotope, zählte er auf. Was die Tiere irritiere, seien plötzliche Schreckmomente: "Ein Spaziergänger mit Hund ist da viel bedeutsamer."

Man könnte die Anlage komplett mit Wänden einschließen. Dann allerdings müsste Mingas neue Lärmschutz-Gutachten erstellen lassen. "Ja, nur zu", kommentierte das Beatrix Brinskelle (Grüne). Und Hermann Grindberg (SPD) wollte wissen, ob man nicht, wenn der Schall den Vögeln egal sei, die ganze Anlage direkt tiefer ins Binsheimer Feld setzen könnte.

Eine abschließende Stellungnahme zum Mingas-Vorhaben könne seine Behörde noch nicht abgeben, so Klaus Giezek. Der Grund liegt bei Mingas: "Wir warten weiterhin auf Unterlagen." Bis zum öffentlichen Erörterungstermin am 23. September sollten diese wohl vollständig beisammen sein: "Das ist der Stichtag, an dem sich vieles klären wird."

(RP)
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