Duisburg Vollkommene Übereinstimmung beim Kammerkonzert

Duisburg · Im jüngsten, siebten Kammerkonzert im Theater am Marientor (TaM) begeisterte das Originalklangensemble "The Wallfisch Band" um die temperamentvolle und charismatische Barockgeigerin Elizabeth Wallfisch.

 Die Wallfisch Band wurde vom Kammerkonzert-Publikum gefeiert.

Die Wallfisch Band wurde vom Kammerkonzert-Publikum gefeiert.

Foto: agentur

Die "Commedia dell'arte" ist eine alte, beliebte Form des italienischen Theaters, bei der es kaum auf psychologische Feinheiten ankommt, vielmehr auf unmittelbare Wirkungen. Dazu tragen auch die vertrauten Masken und Kostüme des Personals bei. Arlecchino ist wohl die berühmteste Figur der Commedia dell'arte. Er ist der naive Spaßmacher im Flickenkleid. Er ist immer hungrig, und seine List erlaubt es ihm, sogar zwei Herren zugleich zu dienen.

Zu den listigen Dienerfiguren gehören Brighella, der gerne andere für sich arbeiten lässt, und Pulcinella, der gerne mit einer Vogelnase dargestellt wird. Und alle Herzen gewinnt natürlich die liebreizende Colombine, der meistens die Rolle der Magd oder der Köchin zufällt.

Im jüngsten, siebten Duisburger Kammerkonzert im Theater am Marientor (TaM) waren die Werke beziehungsweise deren Sätze jeweils den genannten Figuren der Commedia dell'arte oder einfach dem Karneval zugeordnet. Und tatsächlich waren es sechs besonders geistvolle, pfiffige und kurzweilige Stücke, davon alleine zwei von Giovanni Battista Pergolesi. Überhaupt waren es überwiegend italienische Kompositionen, aber auch bei dem Concerto für zwei Corni da caccia und Orchester F-Dur S 231 (hier zugeordnet dem Karneval) von dem Dresdner Hofkapellmeister Johann David Heinichen spürte man einen venezianischen Einfluss, und das Concerto armonico Nr. 2 B-Dur (Pulcinella, Brighella) von dem niederländischen Grafen Unico Wilhelm van Wassenaer wurde früher Pergolesi zugeschrieben. Und ganz zwanglos wurde nebenbei gezeigt, wie sich die spätbarocke Musik damals über die galante Brücke bis zum "Sturm und Drang" eines Luigi Boccherini (Sinfonie d-Moll op. 12 Nr. 4 G 506 "La casa del diavolo", Karneval) entwickelte.

Dieses Kammerkonzert war einer jener seltenen Fälle, in denen die Musik, die Ausführenden und das Publikum vollkommen übereinstimmen. Denn im TaM präsentierte sich jenes Originalklangensemble "The Wallfisch Band", mit dessen Gründung 2008 sich die temperamentvolle und charismatische Barockgeigerin Elizabeth Wallfisch einen Herzenswunsch erfüllte. Darin spielen sowohl erfahrene und international renommierte Musikpersönlichkeiten - zum Beispiel ist der erste der beiden Cellisten kein Geringerer als der legendäre Jaap ter Linden - als auch vielversprechende junge Talente, das erscheint als eine ideale Mischung. Denn so wird nicht nur die klare Struktur dieser Musik gut vermittelt, sondern auch ihre witzigen Pausen und anderen Überraschungen, besonders gut in der Sinfonia aus Pergolesis Oper "Lo frate 'nnamorato" (Arlecchino, Colombina, Pierrot).

Als musikalische Führungspersönlichkeit sorgt Elizabeth Wallfisch dabei für eine außergewöhnlich direkte und effektive nonverbale Kommunikation innerhalb des Ensembles, die man so selbst in Kammerkonzerten nicht oft erleben kann. Da überträgt sich gute Laune von der Bühne. Nicht zuletzt demonstriert die Leiterin als Solistin auch ihre virtuosen Fähigkeiten, etwa in dem wunderbaren Concerto für Violine und Streicher B-Dur (Colombina, Arlechhino, Pulcinella) von Pergolesi. Regelrecht gefeiert wurde sie im Kammerkonzert aber für die lange und einfallsreiche Kadenz, die sie am Ende des Concerto für zwei Oboen, zwei Hörner, Violine und Streicher D-Dur RV 562 (Brighella, Pulcinella, Arlecchino) von Antonio Vivaldi einflocht.

(hod)
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