Duisburg Viel Überraschendes beim "Platzhirsch-Festival"

Duisburg · Zum dritten Mal öffnete am Wochenende das "Platzhirsch"-Festival sein Revier für eine "kulturelle Pirsch" durch die Duisburger Artenvielfalt. Menschen aller Altersgruppen erlebten ein Programm, das abwechslungsreicher kaum hätte sein können.

 In der St.-Joseph-Kirche traten am Freitagabend Julia Hülsmann (Flügel), Tim Isfort (Kontrabass) und Kai Brückner (Gitarre) auf.

In der St.-Joseph-Kirche traten am Freitagabend Julia Hülsmann (Flügel), Tim Isfort (Kontrabass) und Kai Brückner (Gitarre) auf.

Foto: reichwein

Mehr als 200 Künstler gestalteten mit rund 140 Events an über 20 verschiedenen Orten rund um den Dellplatz ein opulentes Kultur-Angebot. Überwiegend Musik, aber auch Tanz und Theater, Lesungen und Hörspiele, Ausstellungen sowie Partys und spezielle Angebote für Kinder waren mit von der Partie. Und all das bot viel Überraschendes und Aufregendes, Ungewöhnliches und Unterhaltsames, Experimentelles und Populäres.

Sinnigerweise gab es gleich zu Beginn äußerst Sinnhaftes zu erleben: "Tense in Sense" - ein Theater für die Sinne, konzipiert von der Theatermacherin Karolina Zernyte aus Vilnius im Lehmbruck-Museum. Zehn mit Masken blind gemachte Menschen aus dem Publikum wurden von zehn Sehenden eine Stunde lang an die fünf anderen klassischen Sinne (Hören, Gleichgewicht, Fühlen, Schmecken und Riechen) herangeführt. Höhepunkt am Freitag war das Konzert in der St.-Joseph-Kirche mit Julia Hülsmann (Flügel), Tim Isfort (Kontrabass) und Kai Brückner (Gitarre), dem Sohn des bekannten Sprechers Christian Brückner. Ein Trio, das eher zurückhaltend daherkommt, aber beeindruckend virtuos aufspielt.

Kinderhörspiele in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandradio waren neu auf dem Festival - und eine Bereicherung. Insgesamt gab es vier davon in der "Kuschelecke" im Grammatikoff. Die Konzerte auf dem Dellplatz - alle umsonst und draußen - bildeten erneut das Zentrum der drei Tage. Die auffälligsten Bands dort waren "Die Aeronauten", "Half Way Station" und "Ivan Ivanovich & The Kreml Krauts", die mit einer Mischung aus Russen-Disko und Balkan-Beats das tanzgierige Publikum am Samstag zum Zappeln brachten. Später in der Kirche gab es noch eine beeindruckende, auf Glassplittern inszenierte Tanzperformance mit Adriana Kocijan. Mit Axt und Kreissäge geht sie dabei gegen eine in Scherben liegende Welt vor. Der Auftritt des aus Los Angeles stammenden Performers Dorian Wood als Geheimtipp am Sonntag führte nicht nur des Dauerregens wegen zu einer erneut vollbesetzten Kirche. Internationalität wird nämlich immer mehr zum Steckbrief von "Platzhirsch".

(reife)
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