Duisburg Viel geliebt, wenig besucht

Duisburg · Das Haus Rheindamm verkörpert für viele Eisenbahnsiedler ein Stück ihrer Geschichte. Dass das Lokal Ende des Jahres vielleicht geschlossen wird, können viele nicht verstehen. Doch das Wirtsehepaar Schiffers beklagt mangelnden Zuspruch – auch und vor allem in der Siedlung.

hohenbudberg Eine kleine Hoffnung gibt es noch, doch eigentlich ist für Armin und Agnes Schiffers klar: Sie werden das Haus Rheindamm Ende des Jahres verlassen. Die Wirtsleute des Traditionslokals haben alles versucht, vom Candellight-Dinner bis zur Krimi-Lesung, doch der erhoffte Umsatz blieb aus. „Was übrig bleibt, liegt auf Hartz-IV-Niveau“, sagt Agnes Schiffers. Die Fixkosten seien hoch, die amtlichen Auflagen enorm, der Arbeitsaufwand groß.

Der Moerser Getränkehandel, der das Lokal von der Deutschen Annington gemietet und an die Schiffers weiter verpachtet hat, lässt den Vertrag zum Ende des Jahres auslaufen. Die Eigentümer wollen sich morgen mit den Schiffers treffen. „Wir würden das Lokal gerne an sie vermieten“, bekräftigte gestern die Pressestelle des Immobilienunternehmens. Doch das Ehepaar Schiffers erwartet nicht allzu viel von dem Gespräch. „Die Deutsche Annington müsste eine sechsstellige Summe in das Gebäude investieren“, sagt Armin Schiffers. Die Toiletten seien baufällig, das Dach undicht, die Elektrik erneuerungsbedürftig. Das und auch die mangelnden Parkplätze habe immer häufiger dazu geführt, dass Leute, die Räume für Feiern gesucht haben, sich schließlich für andere Lokale entschieden.

Viele Gefühle hängen daran

Und die Leute aus der Eisenbahnsiedlung – die treffe man sowieso nur noch selten im Haus Rheindamm. „Unsere Kunden kommen von außerhalb“, sagt Schiffers. Bis auf den stets treuen Tambourcorps nutze kaum noch ein örtlicher Verein den 400 Plätze bietenden Veranstaltungssaal. Und auch sonst sehe man kaum einen Nachbarn aus der Siedlung an der Theke: „Die alten Leute gehen nicht mehr aus, die jungen fahren lieber zum Innenhafen.“ Nun sehen sich die Schiffers Vorwürfen ausgesetzt, sie würden das Lokal leichtfertig aufgeben. Das tut ihnen besonders weh. „Schließlich hängen viele Gefühle an dem Lokal“, betont Armin Schiffers. In der Eisenbahnsiedlung aufgewachsen, übernahm er das Haus Rheindamm 1984. Rauschende Feste seien früher gefeiert worden. „Wir könnten ein Buch darüber schreiben.“ Und heute? „Geburtstage oder Hochzeiten werden bei den Deutschen nicht mehr so groß gefeiert. Und für die Türken, die feiern mit 1000 Leuten, da ist der Saal wieder zu klein.“

Auch die schlechten Nahverkehrsverbindungen in die Eisenbahnsiedlung seien dem Geschäft abträglich. „Nach halb zwölf Uhr abends kommt man hier nicht mehr mit dem Bus weg“, beklagt Agnes Schiffers.

Im vergangenen Jahr hat das Ehepaar ein gut gehendes Restaurant in Uerdingen eröffnet. Dort will es künftig seine Energie reinstecken. Bis zum Ende des Jahres wollen die Schiffers das Haus Rheindamm aber weiter führen. Aufgrund von Gerede in der Siedlung seien Feiern bereits abgesagt worden. Doch Agnes Schiffers versichert: „Wir lassen keinen im Regen stehen!“

(RP)
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