Duisburg Verregnetes "Haniel Klassik Open Air"

Duisburg · Die Bratschisten und Cellisten hatten ihre Instrumente in Plastik gepackt, die Sitzplatzinhaber vom Sponsor weiße Regen-Capes bekommen. Dem Wetter trotzten auf dem Opernplatz aber dann doch etwa 3000 Besucher.

 Auch Kulturdezernent Thomas Krützberg (vorne) suchte Schutz unter dem Regencape.

Auch Kulturdezernent Thomas Krützberg (vorne) suchte Schutz unter dem Regencape.

Foto: Zoltan Leskovar

Alle zwei Jahre gibt es zum Auftakt der neuen Saison der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg und der Duisburger Philharmoniker ein "Haniel Klassik Open Air" auf dem Opernplatz vor dem Theater. Bei der dritten Auflage am Wochenende setzte das Wetter der beliebten Veranstaltung ganz schön zu: In der ersten halben Stunde regnete es heftig, nach einer trockenen guten Stunde begann der Niederschlag wieder von Neuem. Das waren grenzwertige Bedingungen, und trotz der Gefahr für die wertvollen Instrumente hatten sich die Musiker entschieden, das Konzert stattfinden zu lassen, wenn auch mit etwas gekürztem Programm. Die Bratschisten und Cellisten - nahe an der Rampe und mit der größten "Angriffsfläche" - hatten ihre Instrumente vorsichtshalber in Plastik gepackt, der bewährt albern moderierende Götz Alsmann nannte das "Frischhaltefolie". Die bis zu 1350 Sitzplatzinhaber hatten vom Sponsor weiße Regencapes bekommen, denn Schirme hätten die Sicht versperrt und waren verboten. Als Oberbürgermeister Sören Link und Haniel-Chef Stephan Gemkow, beide natürlich gleichfalls im Cape, zur Begrüßung die Bühne betraten, meinte der OB: "Lachen Sie ruhig, Sie sehen auch nicht besser aus!" Und der Moderator sah die weißen Kapuzen-Menschen im Publikum von oben als "Jahreshauptversammlung vom Ku-Klux-Clan". Eine Arie aus der Oper "Rigoletto" von Giuseppe Verdi erklärte er so: "Die Hauptfigur ist ein Hofnarr, also ein Berufskollege von mir. Er wünscht seinen Feinden Schlimmes an den Hals: Pestilenz und Regen ohne Capes."

Das Programm ließ die widrigen Umstände weitgehend vergessen. Es gab Höhepunkte aus italienischen, französischen und russischen Opern, vor allem von Verdi. Besonders groß war der Jubel, als die junge Sopranistin Elena Sancho Pereg die Koloraturen der Arie der Philine "Je suis Titania" aus der Goethe-Oper "Mignon" von Ambroise Thomas blendend hinlegte. Gefeiert wurden auch das Orchester und der zuverlässige Dirigent Axel Kober, Generalmusikdirektor der Rheinoper und vorübergehender Chefdirigent der Duisburger Philharmoniker. Im Gedächtnis blieben vor allem die "Polowetzer Tänze" aus der Oper "Fürst Igor" von Alexander Borodin mit dem von Gerhard Michalski einstudierten Chor der Rheinoper und der ebenso populäre zweite Walzer aus der zweiten Jazz-Suite von Dmitri Schostakowitsch. Anlass für den kleinen russischen Schwerpunkt war das zehnjährige Bestehen von Duisburgs Städtepartnerschaft mit dem russischen Perm, Europas östlichster Großstadt. Dem widmeten sich auch die "Special Guests", nämlich der weißrussische Rock-Musiker Victor Smolski und die "Peter Bursch's All Star Band". Der 1969 geborene E-Gitarrist brachte mit den Philharmonikern kluge Arrangements seines Songs "Longing" und einer Bourrée von Johann Sebastian Bach. Die Band, der Chor und nicht zuletzt das Orchester waren dann die Kraftquellen in "Wind of Change" von den Scorpions und dem Beatles-Song "Back in the U.S.S.R.". Da kannte die Begeisterung der am Ende bei freiem Eintritt immerhin etwa 3000 Besucher keine Grenzen mehr und schien sich im Feuerwerk zu entladen. Das schoss nahe der Bühne und der Großbildschirme hoch, verbreitete etwas Wärme an diesem zumindest äußerlich recht frischen Abend.

(RP)
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