Duisburg Vergessene Handwerke

Duisburg · Vier Tage lang konnten die Duisburger in der Innenstadt Handwerkern bei der Arbeit über die Schulter schauen, viele Fragen stellen und fachsimpeln. Für die Kinder gab es zudem ein mittelalterliches Unterhaltungsprogramm.

Kunsthandwerker-Festival: Wir stellen die Stände vor
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Kunsthandwerker-Festival: Wir stellen die Stände vor

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Weißer Staub wirbelt in der Luft, wo die jüngsten Besucher aus einem Steinblock selbst ein kleines Kunstwerk feilen dürfen. Auf dem Mittelalter-Markt, der sich zu den Ständen des Kunsthandwerkerfestivals in der Innenstadt gesellt, finden sich darum viele Kinder, aber auch Erwachsene, die selbst mit Hand anlegen.

Jens Räthel, Veranstalter des Gaudium, ist selbst als Gaukler Tamino auf dem Markt unterwegs, um die Leute zu unterhalten. "Wir wollen mittelalterliches Kunsthandwerk lebendig machen", erklärt er. Aus dem Hintergrund erklingt das Lachen der Kinder, die zuschauen, wie der Puppenspieler die Figuren tanzen lässt.

Adler auf der Kö

Ehrfürchtige Blicke hingegen ernten die Besucher, die sich wagen, den dicken Falknerhandschuh anzulegen und damit einen Greifvogel zu halten. "Aus dieser Nähe hat noch kaum jemand ein solches Tier gesehen", weiß Falkner Pierre Schmidt.

Mäusebussard, Falke und Jamaica-Rotschwanzbussard — sie alle thronen still auf ihren Sitzstangen. Laut bemerkbar macht sich hingegen der amerikanische Weißkopfseeadler, und so versammeln sich immer mehr staunende Besucher vor dem AverdunkCentrum.

Wer weiterschlendert, kann Felle, Lederwaren, Met und wohlriechende Seife aus der Seifensiederei begutachten. Der Duft von frischgebackenem Brot überlagert jedoch bald alle anderen Gerüche.

Die Groenegau-Backstube öffnet die Ofenklappen und prüft, ob "Furzlaibe" und "Hungerhaken" noch länger backen müssen. Das dampfende Brot wechselt für einige Silberlinge (ein Silberling entspricht einem Euro) schnell den Besitzer.

"Tretet beiseite", ruft plötzlich eine kräftige Männerstimme und es bildet sich eine Gasse mitten auf der Königstraße. Hindurch reitet ein Gaukler auf seiner Pferdeattrappe Kunigunde, der die Besucher auf die Flugshow der Falkner sowie die Musikvorführungen hinweist.

Nicht zu überhören ist auch die Arbeit des Schmieds, der auf seinem Amboss das glühende Eisen schmiedet. Ruhiger geht es hingegen im nostalgischen Fotostudio zu: Interessierte können Kostüme aus längst vergangenen Zeiten anlegen. Wie beim kaiserlichen Militär mit Pickelhaube und Uniform oder ausgehfein in Frack und Zylinder — hier entstehen herrlich altmodische Aufnahmen.

Auch moderne Kunst

Ganz versunken in die mittelalterliche Welt, vergisst der Besucher schnell, in welcher Zeit er sich befindet. Wer die Königstraße weiter entlangläuft, wird aber wieder in die Gegenwart zurückgeholt: Filigrane Glasarbeiten, glänzende Edelsteine, bunte Holz- und blanke Metallskulpturen vertreten das moderne Kunsthandwerk und zeigen Künstlerisches aus der heutigen Zeit.

Dass die Händler am Abend zufrieden einpacken konnten, das lag nicht nur an ihren Angeboten, sondern auch an dem sonnigen Wetter. Wer beispielsweise gestern Nachmittag über die Marktmeile schlendern wollte, der durfte wahrlich keine Platzangst haben. Es war brechend voll.

(RP)
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