Duisburg Verein für lebenslanges Lernen

Duisburg · Fritz Germann, studierter Betriebswirt und zuletzt Geschäftsführer eines Bauunternehmens, wollte sich nach seiner Pensionierung nicht zur Ruhe setzen. Er ist Vorsitzender des Vereins "Lebenslanges Lernen".

Vor zehn Jahren wurde der Verein "Lebenslanges Lernen, Verein zur Förderung des Studiums im fortgeschrittenen Alter an der Universität Duisburg-Essen e.V." gegründet. Mit dem Vorsitzenden des Vereins, Fritz Germann (70), sprach Redakteur Peter Klucken.

Wer gehört dem Verein "Lebenslanges Lernen" an?

Germann Der Verein hat zurzeit 215 Mitglieder. Alle Vereinsmitglieder sind über 50, das Durchschnittsalter liegt bei 67 Jahren. Das älteste Mitglied ist 88 Jahre alt.

Die Mitglieder Ihres Vereins sind nicht mehr berufstätig. Welche Berufe oder Vorbildung haben diejenigen, die dem Verein "Lebenslanges Lernen" beitreten möchten? Setzen Sie die Hochschulreife bei der Vereinsmitgliedschaft voraus?

Germann Es gibt keinerlei Vorbedingungen. Jeder kann bei uns Mitglied werden. Es hat sich gezeigt, dass die Motivation, sich weiterzubilden, wichtiger ist als die Zeugnisse von annodazumal. Ansonsten ist in unserem Verein eine bunte Mischung vertreten. Da gibt es Hausfrauen, deren Kinder aus dem Haus sind und die ihre freie Zeit sinnvoll nutzen wollen. Bei uns gibt es ehemalige Beamte, Angestellte, Selbstständige, ehemalige Führungskräfte aus Wirtschaft und Verwaltung und natürlich auch Lehrer.

Was hat Sie selber motiviert, im Jahr 2002 Mitglied des Vereins zu werden, der vor zehn Jahren gegründet wurde?

Germann Ich wollte nach meiner Berufstätigkeit, mich in Bereichen weiterbilden, die mit meiner Berufstätigkeit nichts zu tun haben.

Ich dachte, Sie würden als studierter Betriebswirt und Geschäftsführer eines Bauunternehmens daran interessiert sein, die Betriebswirtschaften, die heute an der Uni gelehrt werden, kennenzulernen?

Germann Das war nicht mein Interesse. Ich wollte mich ganz bewusst mit Bereichen beschäftigen, an denen ich jahrelang interessiert war, mit denen ich mich zuvor aus Zeitgründen aber nicht beschäftigen konnte. So geht es übrigens anderen auch.

Welche Lehrveranstaltungen bevorzugen Sie?

Germann Mein Interesse gilt der Geschichte, Philosophie und Politik.

Bezahlen die Vereinsmitglieder, wie junge Studenten, Studiengebühren?

Germann Das ist unterschiedlich. Diejenigen, die ein Vollzeitstudium absolvieren, bezahlen ganz normale Studiengebühren in Höhe von rund 500 Euro im Semester. Wenn sie als Gasthörer eingeschrieben sind, werden Gebühren in Höhe von 100 Euro fällig.

Jeder kann sich an der Universität Duisburg-Essen als Gasthörer registrieren lassen. Aus welchem Grund sind ältere Studierende darüber hinaus noch Mitglied im Verein "Lebenslanges Lernen"?

Germann Die Motivation ist, dass die an der Weiterbildung Interessierten zunächst unsicher sind, wie Weiterbildung an der Universität überhaupt möglich ist. Über den Verein gibt es entsprechende Hilfestellung. Ein wichtiger Aspekt ist, dass man sich im Verein mit Gleichgesinnten trifft. Darüber hinaus macht der Verein selber verschiedene Bildungsangebote, die den Zugang zu unterschiedlichen Wissensgebieten erleichtern.

Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Germann Für das kommende Sommersemester haben die Vorstandsmitglieder des Vereins beispielsweise eine Vortragsreihe über soziale Marktwirtschaft konzipiert. Außerdem lädt der Verein dreimal im Semester zu einem so genannten Literaturcafé ein, wo über alte und neue Literatur gesprochen wird. Regelmäßig referieren Hochschullehrer aus ihrem Fachbereich vor den Vereinsmitgliedern. Gelegentlich bieten wir auch Exkursionen an. Ziele waren zuletzt Weimar, Straßbourg und Brüssel. Gelegentlich tragen Vereinsmitglieder auch selber aus altem und neu erworbenem Wissen vor.

Haben Sie das auch schon einmal gemacht?

Germann Ja, ich habe über die Geschichte der europäischen Integration referiert.

Wird der Verein von der Universität unterstützt?

Germann Ja, sehr umfangreich. Die Universität stellt Räume zur Verfügung und – wenn nötig – technische Geräte. Und die Hochschullehrer unserer Universität referieren unentgeltlich in unseren Veranstaltungen.

(RP)
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