Duisburg Verdi-Streik trifft vor allem die Pendler

Duisburg · Der Warnstreik im Öffentlichen Dienst hatte große Auswirkungen auf den Berufsverkehr. Trotz der Ankündigung strandeten am Morgen viele Pendler am Hauptbahnhof. Auch 300 Erzieher legten ihre Arbeit nieder.

Verdi-Streik 2018 trifft in Duisburg vor allem die vielen Pendler
Foto: Christoph Reichwein

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat gestern Vormittag das öffentliche Leben in Duisburg weitgehend zum Erliegen gebracht. Hunderte Arbeitnehmer im Öffentlichen Dienst beteiligten sich am Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft aufgerufen hatte. So waren in der Stadt keine DVG-Busse und -Bahnen unterwegs, die Recyclinghöfe und die Arbeitsagentur blieben geschlossen. Selbst die Belegschaften einiger Sparkassenfilialen und die Verkehrsüberwachung des Ordnungsamtes beteiligten sich an den Arbeitsniederlegungen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft fordert in den laufenden Tarifverhandlungen sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber einen Aufschlag von 200 Euro von den Arbeitgebern. "Wir sind sehr zufrieden", sagte Verdi-Bezirksgeschäftsführer Thomas Keuer. "Wir haben heute ein starkes Zeichen gesetzt, dass wir mit unseren Tarifforderungen ernst genommen werden wollen." Vor allem die Zahl der teilnehmenden Erzieher sei erfreulich gewesen. "Da haben deutlich mehr Kollegen mitgemacht als wir erwartet haben. Stadtweit waren es mehr als 300." Zum Warnstreik sei es gekommen, weil auf Arbeitgeberseite keinerlei Verhandlungsbereitschaft erkennbar gewesen sei.

 Oben: Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich die Streikenden auf dem Burgplatz. Auf Schildern forderten die Demonstranten unter anderem 100 Euro mehr. Der U-Bahnsteig im Hauptbahnhof blieb erst einmal zu. Ob der grüne Hulk (rechts) den Arbeitgebern Angst macht, bleibt abzuwarten.

Oben: Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich die Streikenden auf dem Burgplatz. Auf Schildern forderten die Demonstranten unter anderem 100 Euro mehr. Der U-Bahnsteig im Hauptbahnhof blieb erst einmal zu. Ob der grüne Hulk (rechts) den Arbeitgebern Angst macht, bleibt abzuwarten.

Foto: Reichwein (3)/Harpers

Leidtragende der Streikaktionen waren gestern vor allem die Pendler. Der Öffentliche Nahverkehr in Duisburg wurde gestern bis 12 Uhr be-streikt. Viele U-Bahnhöfe wurden erst gar nicht geöffnet. Und obwohl der Streik schon in der vergangenen Woche angekündigt worden war, fanden sich gestern viele orientierungslos wirkende Pendler an den Haltestellen rund um den Hauptbahnhof ein. Angesprochen auf den Streik überwog bei den meisten Verständnis: "Es ist natürlich ärgerlich, dass heute kaum etwas fährt", sagte zum Beispiel Simon Nickelmann, der am Morgen auf dem Weg zur Arbeit nach Moers war. "Aber Verständnis für den Streik habe ich schon. Heute muss jeder gucken, wo er bleibt. Außerdem ist es ja erstmal nur für einen Tag." Pendlerin Angelika Süßholz fand dagegen deutlichere Worte. Auch sie sei zwar grundsätzlich dafür, dass jeder streiken dürfe. "Aber wieso muss es immer zuerst die Pendler treffen", fragte sie. "Da hätten die Verantwortlichen sich schon mal etwas anderes ausdenken können." Zur zentralen Kundgebung von Verdi am Burgplatz kamen am Vormittag mehrere hundert Streikende. Zwei Demonstrationszüge - einer von den Belegschaften der DVG und der Stadtwerke und einer organisiert von den städtischen Beschäftigten - waren zuvor durchs Stadtgebiet gezogen. Erzieherin Tanja Scheurenberg wollte am Burgplatz ein Zeichen setzen. "Ich finde, dass unser Beruf mehr Wertschätzung verdient", sagte sie. "Und diese Wertschätzung muss sich auch im Gehalt widerspiegeln. Dafür gehen wir heute auf die Straße."

Verdi-Streik 2018 trifft in Duisburg vor allem die vielen Pendler
Foto: Christoph Reichwein
Verdi-Streik 2018 trifft in Duisburg vor allem die vielen Pendler
Foto: Christoph Reichwein

Geht es nach Verdi, muss es nicht bei dem einen Warnstreik bleiben. "Wir behalten uns vor, vor der nächsten Gesprächsrunde im April noch einmal zu einem Warnstreik aufzurufen", sagte Keuer. Was die Auswirkungen angehe, habe die Gewerkschaft noch einige Steigerungsoptionen im Köcher. "Wir haben dieses Mal zum Beispiel darauf verzichtet, die Kollegen der Müllabfuhr zum Streik aufzurufen", sagte der Gewerkschafter. Sollte kein Entgegenkommen der Arbeitgeber erkennbar sein, könne sich das mit der Müllabfuhr ändern.

(th)
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