Duisburg Verband befürchtet "Brachenszenario"

Duisburg · Einmal mehr hat der Einzelhandelsverband in seiner Jahresbilanz ungehemmtes Flächenwachstum im Handel kritisiert und seine Skepsis gegenüber den Ansiedlungen von Möbel Höffner und dem Factory Outlet Center bekräftigt.

 Volle Einkaufstaschen in der City – so wünscht sich der Einzelhandelsverband die Duisburger Innenstadt. Obwohl die Händler durchaus optimistisch in die Zukunft blicken, drohen doch auch einige Hemmnisse.

Volle Einkaufstaschen in der City – so wünscht sich der Einzelhandelsverband die Duisburger Innenstadt. Obwohl die Händler durchaus optimistisch in die Zukunft blicken, drohen doch auch einige Hemmnisse.

Foto: Andreas Probst

Duisburg habe in den vergangenen Jahren "erhebliche und von uns durchaus gewünschte zusätzliche Verkaufsflächen bekommen", sagte Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Niederrhein. Mit 1,46 Quadratmeter Handelsfläche pro Einwohner liegt Duisburg inzwischen knapp über dem Bundesdurchschnitt (1,45 Quadratmeter pro Einwohner). Alfred Walzer, Vorstandsvorsitzender des Verbandes, wies darauf hin, dass die Einzelhandelsfläche in Duisburg von 2001 bis 2010 um mehr als 120 000 Quadratmeter gestiegen ist. Die Planungen sähen nun eine weitere Steigerung um rund 133 600 Quadratmeter vor: "Duisburger Freiheit" und Ostermann (je 50 000), FOC (28 000), Fachmärkte Neudorf-Süd (3200) sowie Discounter (2400). Nun könne es nach Ansicht des Verbandes nur noch um qualitative Verbesserungen gehen. Das geplante Factory Outlet Center und die Ansiedlung von Möbel Höffner von Investor Kurt Krieger auf dem Gelände der "Duisburger Freiheit" fielen nicht darunter. Der Rat der Stadt sei "bewusst das Risiko eingegangen, durch seine Beschlüsse zum FOC die Innenstadtentwicklung und die Entwicklung unserer Stadtteile zu stören", so Walzer. Schon jetzt gebe es bei vielen Einzelhändlern große Verunsicherung. "Auch die Vermarktung der Königsgalerie läuft doch nicht so wie gewünscht", sagte der Verbandsvorsitzende.

Bei der von Investor Kurt Krieger geplanten Möbelansiedlung auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände kritisiert der Verband nach wie vor die Regelung, dass hier 20 Prozent der Verkaufsfläche für das Nebensortiment zur Verfügung stehen. Dies könne dem bestehenden Einzelhandel in der City nachhaltig schaden. Krieger zeige weniger Interesse an einem stadtentwicklungspolitischen Konsens als an einem "Brachenszenario". "Der ursprüngliche Masterplan für das Güterbahnhofsgelände wäre für Duisburg besser gewesen", sagte Walzer, der die Möbelhaus-Architektur lieber an einem anderen Standort gesehen hätte.

Unterschiedlich fällt die Bilanz des Verbandes für das vergangene Jahr aus. Eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des Einzelhandelsverbandes Niederrhein ergab, dass 48,4 Prozent der befragten Händler im vergangenen Jahr gleichbleibenden oder steigenden Umsatz im Vergleich zu 2011 machten. 51,6 Prozent berichteten dagegen von einem Umsatzrückgang.

Dabei macht gerade dem Facheinzelhandel zu schaffen, dass immer mehr Kunden online am heimischen Computer einkaufen. Das war nicht zuletzt auch ein Grund für Spielwarenhändler Boris Roskothen, die Aufgabe seines Spielwarenladens am Sonnenwall anzukündigen. 88,5 Prozent der Befragten sehen im Internethandel eine Gefahr für den stationären Handel. Darauf haben viele aber auch schon reagiert: Ein Drittel der Händler vor Ort verkauften inzwischen selbst per Internet. Insgesamt geht der Handel aber mit positiven Erwartungen an das laufende Jahr heran. 65,6 Prozent der befragten Händler seien "verhalten optimistisch". "Die Menschen haben durchaus Kauflaune", so Walzer. Angesichts der sehr niedrigen Zinsen lohne es sich für viele nicht, ihr Geld anzulegen. Stattdessen planten sie, in diesem Jahr mittel- bis langfristige Konsumgüter zu kaufen. Dazu zählten zum Beispiel Fernseher, Küchen oder größere Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen. Steigende Steuern, kommunale Abgaben und die hohen Energiekosten könnten dem Geschäft allerdings auch erheblich schaden, befürchtet der Verbandschef.

Der Einzelhandelsverband Niederrhein repräsentiert rund 3000 Betriebe in Duisburg mit einem Jahresumsatz von rund 2,4 Milliarden Euro und 11 400 Beschäftigten.

(RP)
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