Duisburg Urbane Systeme als Forschungsobjekt

Duisburg · An der Universität Duisburg-Essen ermöglichen die interdisziplinären Studiengänge "Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum" sowie "Sustainable Urban Technologies" die Betrachtung der Städte als Urbane Systeme.

 Ilka Roose, Julian Junghans, Rebekka Stinder, Andrea Perez und Dr. Elke Hochmuth verbinden Lehrinhalte aus Technik und Naturwissenschaft mit Kultur- und Sozialwissenschaft und künstlerisch-gestalterischen Inhalten.

Ilka Roose, Julian Junghans, Rebekka Stinder, Andrea Perez und Dr. Elke Hochmuth verbinden Lehrinhalte aus Technik und Naturwissenschaft mit Kultur- und Sozialwissenschaft und künstlerisch-gestalterischen Inhalten.

Foto: Radetinac

Die Gestaltung des Fortschritts und mit ihm die der Gesellschaft in ihrem räumlichen, sozial-kulturellen, wirtschaftlichen, politischen und technischem Gefüge ist das aktuelle Thema in ebendiesen Bereichen und speziell in der Forschung. Es gilt, diese komplexen Zusammenhänge zu erfassen, um nachhaltige, innovative und politisch umsetzbare Lösungen für zentrale Probleme zu entwickeln. Probleme, die durch rasant steigende Population und die damit einhergehende fortschreitende Verstädterung entstehen. Zu diesem Zweck bildete die Universität Duisburg-Essen als erste und bisher einzige Universität bundesweit ein neues Programm aus: Urbane Systeme.

Aus diesem wurden zwei eng miteinander verzahnte Masterstudiengänge entwickelt: Urbane Kultur, Gesellschaft und Raum sowie Sustainable Urban Technologies in vorwiegend englischer Sprache. Das Besondere beider ist ihre Interdisziplinarität. Sie ermöglichen die Betrachtung der Städte als urbane Systeme nicht nur aus einer Perspektive heraus, sondern verbinden praxisnah Lehrinhalte aus Technik und Naturwissenschaft mit Kultur- und Sozialwissenschaft wie auch mit künstlerisch-gestalterischen Lehrinhalten. Der eine mit sozialkulturellem Schwerpunkt, der andere mit technischem, doch beide in Überlappung miteinander. "Dahinter steckt die Idee, die Codes der anderen zu lernen", erläutert Dr. Elke Hochmuth, Koordinatorin der Masterstudiengänge. Oft sei es so, dass die unterschiedlichen Fachbereiche auch eine völlig andere Sprache sprechen. An den Schnittstellen ergeben sich oft die spannendsten Forschungsfragen, die produktivsten Ansätze und nicht zuletzt auch die überzeugendsten Resultate, heißt es in einem Forschungsbeitrag zu "Ruhr 2010".

Gestartet waren die Studiengänge zum Wintersemester 2011/12 mit zwölf Studierenden. Ilka Roose war eine von ihnen. Sie reichte kürzlich ihre Masterarbeit zu dem Studiengang mit kulturwissenschaftlichem Schwerpunkt ein. Ihr Abschluss-Thema entwickelte sie im Rahmen ihres Praktikums am Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie. Als Möglichkeit zur Reflexion des Gelernten ist das Praktikum ein wichtiger Teil des Studiums. Außerdem biete es eine gute Orientierung, meint Rebekka Stinder, ebenfalls eine Studentin der ersten Stunde. Während Roose eine wissenschaftlich Laufbahn anstrebt, interessiert sie die städtische Wirtschaftsberatung als mögliches Tätigkeitsfeld nach dem Abschluss.

Nachhaltige Lösungen im Ingenieurswesen zu finden, etwa für Abwassersysteme, die bedingt durch den Klimawandel immer mehr Regenwasser fassen müssen, ist die Motivation der berufserfahrenen spanischen Studentin Andrea Perez. Um diese in Zukunft als Urbanisierungs-Ingenieurin zu finden, kam sie an die Universität Duisburg-Essen. Hier studiert sie derzeit im dritten Semester Sustainable Urban Technologies. "Ich war sehr überrascht, so viel nur durch Texte über urbane Systeme lernen zu können", war ihre Reaktion auf den für sie zunächst fremden Fachbereich der Kultur- und Sozialwissenschaften. Perez empfindet dies für ihren technischen Hintergrund als bereichernd und meint: "Urbane Probleme lassen sich nicht durch nur eine Perspektive lösen." Zudem brauche die Technik die Kulturwissenschaften, um Innovationen überhaupt an die Menschen zu vermitteln, so Rebekka Stinder.

Julian Junghans dagegen setzte sich bereits während seines Bachelorstudiums der Umweltwissenschaften in Lüneburg mit dessen sozialen Dimensionen auseinander. Im Rahmen seines Praktikums im Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft arbeitete er an einem Projekt zur Weiternutzung von Steinkohleminen als Pumpspeicher.

(amra)
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