Duisburg Unterstützung für Schienenwerker

Duisburg · Im letzten deutschen Schienenwerk ruht die Arbeit. Der Betriebsrat der TSTG Schienentechnik hat zu einer zweitägigen "Informationsveranstaltung" aufgerufen.

Heute sollen die Sozialplanverhandlungen zwischen dem Voestalpine-Konzern und dem Betriebsrat zum Abschluss kommen. Sie seien erzwungen worden, argumentiert die IG Metall. Die Gewerkschaft wirft der Konzernleitung vor, mit der Erzwingung der Sozialplanverhandlungen die Kündigung der 352 Mitarbeiter einzuleiten. Wie berichtet hält der in Österreich ansässige Voestalpine-Konzern an den Schließungsplänen des Werkes in Bruckhausen fest. Der Betrieb sei nicht wirtschaftlich, und ernsthafte Kaufinteressenten gebe es nicht.

Dass Beschäftigte, Gewerkschafter und Politiker das grundlegend anders sehen, wurde gestern einmal mehr deutlich. Prominente Unterstützung bekamen die Schienenwerker gestern auch von Sahra Wagenknecht. Die Spitzenkandidatin der Linken in NRW bei der Bundestagswahl gilt als Vorzeigegesicht ihrer Partei, deren stellvertretende Bundesvorsitzende sie ist. Die im thüringischen Jena geborene 43-Jährige geriet spätestens durch ihre Liaison mit Oskar Lafontaine in den Fokus des öffentlichen Interesses. Sie ist auch häufiger in TV-Talkshows zu sehen.

Wie auch Duisburgs IG Metall-Chef Jürgen Dzudzek wandte sie sich gestern in einer Rede vor Tor 1 gegen die vom Voestalpine-Konzern beabsichtigte Schließung. Dzudzek warf der Konzernleitung vor, das Werk aus wirtschaftlichen Gründen schließen zu wollen, um die Schienenpreise in Europa künstlich hoch zu halten. "Das Absurde ist, dass sich ernsthafte Interessenten für den Kauf der TSTG gemeldet haben, die eine Weiterführung der letzten deutschen Schienenproduktion wollen", sagte Dzudzek. Die Mitarbeiter der TSTG erwarteten vom Voestalpine-Konzern endlich eine konkrete Aussage zum Verkauf des Standortes Duisburg. Die aber wird es wohl nicht geben. Zuletzt hatte der Konzernvorstand erklärt, die Schließung sei eingeleitet und nicht mehr rückgängig zu machen.

Prominenter Unterstützung konnten sich die 352 Beschäftigten schon bisher sicher sein: Die Duisburger CDU-Landtagsabgeordnete Petra Vogt und CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann sprachen mit dem Betriebsrat und schrieben einen Brief an die Bundeskanzlerin, der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner (SPD) stand in ständigem Dialog mit dem Betriebsrat, und bei einer Protestaktion am Düsseldorfer Landtag versprachen auch die NRW-Minister Garrelt Duin (Wirtschaft) und Guntram Schneider (Arbeit), sich für die Interessen der Belegschaft einzusetzen.

Zuletzt produzierte das letzte deutsche Schienenwerk rund 280 000 Tonnen pro Jahr. Die Schienen gehen vor allem an die Deutsche Bahn AG und Nahverkehrsunternehmen. Das Werk gehörte bis 2001 zum ThyssenKrupp-Konzern und wurde dann von der österreichischen voestalpine übernommen. Mit rund 70 Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen in die Infrastruktur des Duisburger Werks geschlossen. Dessen Produkte gelten europaweit als qualitativ besonders hochwertig.

(RP/rl)
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