Kunst Im Öffentlichen Raum Unter dem Eindruck der geteilten Stadt

Duisburg · "Begegnungen" heißt das Kunstwerk, das gerade erst an die A 59 zurückgekehrt ist. Für den Ausbau der Stadtautobahn hatte es weichen müssen und wurde danach generalüberholt.

 Gruppenskulptur "Begegnungen" der Künstlerin Ursula Hanke-Förster (+2013) hat ihren neuen Platz im Autobahnkreuz.

Gruppenskulptur "Begegnungen" der Künstlerin Ursula Hanke-Förster (+2013) hat ihren neuen Platz im Autobahnkreuz.

Foto: Uwe Koeppen

Ist es Duisburgs bekannteste Skulptur im Öffentlichen Raum? Die Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Aber es ist davon auszugehen, dass jeder, der schon mal über die Berliner Brücke im Zuge der A 59 gefahren ist, das Kunstwerk rechts und links der Fahrbahn gesehen hat. Es heißt "Begegnungen" und ist von der Künstlerin Ursula Hanke-Förster, 1924 in Berlin geboren, 2013 in der Bundeshauptstadt gestorben. Die Heimat von Förster erklärt, warum in dieser Skulptur so viele Emotionen stecken. Denn als Bewohnerin der so lange geteilten Stadt hat sie wohl ein sehr tiefes Gefühl für Trennung. Die zweigeteilte Skulptur zeigt eine auseinandergerissene Familie, lange Zeit Alltag für viele Berliner nach dem Bau der Mauer.

1974 kaufte die Stadt Duisburg die Bronzeplastik für die gerade fertiggestellte Berliner Brücke, zu deren Einweihung sogar der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin und spätere Bundeskanzler Willy Brandt anreiste. "Begegnungen" - Hanke-Förster erhielt dafür im August 1963 den Auftrag und begann sofort mit der Herstellung der Gipsoriginale, die die Formen für den eigentlichen Bronzeguss lieferten, wissen die Kunstexperten der Stadt. Die erste Plastik wurde im Juni 1964 gegossen, die zweite folgte im Oktober desselben Jahres. "Bei einer Dicke der Außenhaut von wenigen Millimetern beträgt das Gesamtgewicht einer Figur etwa 1,5 Tonnen", heißt es in dem Exposé, das die Kunstexperten unlängst für die Mitglieder des Kulturausschusses zusammengestellt haben.

Im November 1964 wurden die beiden Skulpturenteile auf ihre Sockel an der Berliner Brücke gehoben und blieben dort bis 2007. Dann wurden sie abmontiert - und landeten fast auf dem Müll. Zumindest schienen sie in einem Gestrüpp auf einem städtischen Gelände in Walsum in Vergessenheit zu geraten. Der örtliche CDU-Ratsherr Elmar Klein entdeckte sie und verständigte die RP. Die Berichterstattung löste große Empörung aus. Kulturdezernent Thomas Krützberg handelte sofort und ließ die beiden stark ramponierten Plastiken in Sicherheit bringen und restaurieren. Im September 2015 kehrte die getrennte Familie auf die Berliner Brücke zurück - nicht mehr an den alten Standort, aber ganz in der Nähe, und wieder rechts und links der Fahrbahn.

Die Künstlerin Ursula Hanke-Förster absolvierte nach ihrer Schulzeit zunächst erst mal eine Lehre im grafischen Gewerbe und besuchte nebenher noch Abendkurse an der Schule für Kunst und Handwerk in Berlin. Fortlaufend bildete und entwickelte sie sich weiter, wurde Meisterschülerin bei Professor Renée Sintenis und macht sich 1952 als freischaffende Künstlerin mit eigenem Atelier selbstständig.

(RP)
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