Kritik an entfernten Augen Forscher der Uni Duisburg-Essen für „schlimmsten Tierversuch“ nominiert
Duisburg · Tierschützer kritisieren ein Experiment der Universität Duisburg-Essen, bei dem Nagetieren die Augen entfernt wurden. Nun ist der Versuch für einen Negativpreis nominiert. Die Forscher wehren sich – und erklären den Zweck hinter der Augen-OP.
Jedes Jahr kürt der Verein Ärzte gegen Tierversuche die grausamsten Versuche, die Forscher an deutschen Universitäten mit Tieren durchführen. In den vergangenen Jahren ging es da etwa um Hunde, denen die Zähne gezogen wurden und Mäuse, die von Forschern mit Parasiten infiziert wurden. Diesmal haben die Tierschützer den Fachbereich Zoologie der Uni Duisburg-Essen in die engere Auswahl genommen. Zusammen mit vier weiteren Fakultäten sind die Forscher für den Negativpreis „Herz aus Stein“ nominiert. Sie sollen mehreren Graumullen – das sind kleine Nagetiere – die Augen entfernt haben.
Der Verein kritisiert, insgesamt seien 26 Tieren mit einer gebogenen kleinen Schere operiert worden. Danach habe man die Graumullen in eine Arena gesetzt. Dort hätten die Forscher herausfinden wollen, ob die Tiere auch ohne ihr Augenlicht noch in der Lage sind, ein Nest zu bauen, das am Magnetfeld der Erde ausgerichtet ist. „Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, welch grausame Experimente im Namen der Grundlagenforschung, welche per Definition keinen konkreten Zweck verfolgt, durchgeführt werden dürfen“, sagt Johanna Walter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche.
Die Universität Duisburg-Essen reagiert in einer ausführlichen Stellungnahme auf die Vorwürfe. Demnach halte die Fakultät für Biologie die Graumullen seit 29 Jahren, die Zucht komme mittlerweile auf 300 Tiere. Zwischen 2006 und 207 habe man insgesamt 30 Tieren die Augen entfernt. Ihr Sehsinn sei allerdings weder für die Orientierung noch für das Sozialverhalten relevant, sie können damit keine Bewegungen ausmachen. Die Eingriffe erfolgten unter Narkose – und hatten, anders als von Ärzte gegen Tierversuche behauptet, wohl doch einen Zweck.
Mit der Studie habe man sich Erkenntnisse versprochen, „wie sich eine Schilddrüsenunterfunktion auf die Entwicklung von Netzhaut und Farbwahrnehmungsstörungen beim Menschen auswirken kann.“ Graumullen hätten eine natürliche Unterfunktion der Schilddrüse, die das Sehverhalten beeinflusse. In einer zweiten Studie habe man den Magnetsinn der Nager studieren wollen, weil immer noch unklar sei, wie Tiere das Magnetfeld der Erde wahrnehmen.
In der Stellungnahme heißt es außerdem, das Vorgehen der Forscher sei von der zuständigen Behörde, dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, genehmigt worden. Nach den Versuchen habe man die Graumullen zu ihren Artgenossen gesetzt und bis heute keine Auffälligkeiten gegenüber unbehandelten Graumullen festgestellt.
Mit dem Negativpreis „Herz aus Stein“ wollen die Tierschützer darauf aufmerksam machen, wie das Leid der Tiere in Deutschland verharmlost wird. Exemplarisch sollen so einige der Versuche öffentlich werden. Neben der Universität Duisburg-Essen sind vier weitere Versuche nominiert. So wurden nach Angaben von Ärzte gegen Tierversuche in Bayreuth Fische mit Elektroschocks betäubt. In Marburg seien Affen durch Durst gezwungen worden, in einem Primatenstuhl zu sitzen, während ihre Gehirnaktivität vermessen wurde. In Münster seien Medikamententests an schwangeren Affen durchgeführt worden. Und in Rostock wurden bei Mäusen Magen-Darm-Erkrankungen.
Derzeit läuft zu den Versuchen eine Online-Abstimmung unter www.herz-aus-stein.info.