Ukraine-Krieg Hafen stoppt Belarus-Geschäft

Duisburg · Der Duisport zieht einen Schlusstrich unter das Kapitel Belarus: Der Hafen kappt mit sofortiger Wirkung alle geschäftlichen Beziehungen zu dem Land, das aktiv in den Ukraine-Krieg verwickelt ist.

 Erich Staake (2. von links), Ex-Chef des Duisburger Hafens, 2019 bei einer Vertragsunterzeichnung in der belarussischen Hauptstadt Minsk.

Erich Staake (2. von links), Ex-Chef des Duisburger Hafens, 2019 bei einer Vertragsunterzeichnung in der belarussischen Hauptstadt Minsk.

Foto: duisport

(atrie/dab) Die Duisburger Hafen AG zieht sich mit sofortiger Wirkung aus sämtlichen geschäftlichen Aktivitäten in Belarus zurück. Diese Entscheidung wurde vor dem Hintergrund des Angriffskrieges in der Ukraine und der Unterstützung durch Belarus in enger Abstimmung zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Gesellschaftern des Hafens getroffen. Das teilte die Presseabteilung des Duisburger Hafens am Freitagmittag mit.

Duisport wird sich demnach sowohl von der Minderheitsbeteiligung (0,59 Prozent) an der internationalen Entwicklungsgesellschaft des Industrie- und Logistikparks Great Stone sowie von der Beteiligung an der Eurasian Rail Gateway CJCS (38,9 Prozent), die den Bau und Betrieb eines bimodalen Terminals geplant hat, trennen. Darüber hinaus wurde das Repräsentations-Büro in Minsk bereits endgültig geschlossen.

Unter der Führung seines Diktators Alexander Lukaschenko unterstützt Belarus aktuell Wladimir Putin aktiv bei seinem Einmarsch in die Ukraine. „Zum Zeitpunkt der Investition befanden sich Deutschland und die EU in einem konstruktiven Dialog mit Belarus. Die Entwicklung seit den letzten Präsidentschaftswahlen und die Unterstützung des russischen Angriffs auf die Ukraine waren nicht abzusehen“, heißt es in der Mitteilung. Der Duisburger Hafen gehört zu zwei Dritteln dem Land NRW und zu einem Drittel der Stadt.

„Unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine, und wir hoffen auf ein schnelles Ende des Krieges“, sagte Duisport-CEO Markus Bangen. „Wir ziehen einen klaren Schlussstrich unter unser Engagement in Belarus. Wir haben unsere Aktivitäten dort schon seit den Wahlen im Jahr 2020 kritisch in Frage gestellt und auf Veranlassung des Aufsichtsratsvorsitzenden unsere Handlungsoptionen geprüft, konnten und können als Teil eines internationalen Konsortiums aber keine einseitigen Schritte gehen. Umso wichtiger ist es uns jedoch in der aktuellen Lage, ein deutliches Zeichen zu setzen, sämtliche geschäftlichen Beziehungen zu Belarus einzustellen und konkrete Verhandlungen mit unseren Mitgesellschaftern für einen raschen Austritt aus den Gesellschaften zu forcieren“, so Markus Bangen weiter.

Seit 2018 war der Hafen in Belarus über den Industrie- und Logistikpark Great Stone engagiert, einen der größten Logistikparks der Welt. Er soll die Transporte nach Europa deutlich vereinfachen. Bei den Verträgen ging es um den Bau eines Railterminals inklusive eines riesigen Logistikareals, der Hafen war dort mit rund einer Million Euro beteiligt. Über die Seidenstraße fahren regelmäßig Züge auch über Belarus bis nach China. Bereits 2020 hatte man sich in Duisburg von Belarus distanziert, als Wahlmanipulationen im Land bekannt wurden. Die Geschäfte wurden damals jedoch noch nicht gestoppt.

(dab)
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