Nach Einmarsch in die Ukraine Zukunft der Städtepartnerschaft zwischen Duisburg und Perm ist vorerst ungewiss

Duisburg · Duisburg pflegt eine Städtepartnerschaft in die russische Industriemetropole Perm. Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland unterzeichnete den Vertrag einst im Beisein von Merkel und Putin. Erste Kommunalpolitiker erwägen nun, die Kontakte ruhen zu lassen.

 Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland und sein Kollege aus Perm, Igor Shubin, im Jahr 2010.  Foto: Archiv

Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland und sein Kollege aus Perm, Igor Shubin, im Jahr 2010. Foto: Archiv

Foto: Probst, Andreas (apr)

Adolf Sauerland, Duisburgs ehemaliger Bürgermeister, saß im Oktober 2007 einmal zwischen den mächtigsten Politikern der Welt. Beim sogenannten Petersburger Dialog, einem jährlichen deutsch-russischen Gesprächsforum, unterzeichnete er einen Vertrag, der fortan eine Städtepartnerschaft zwischen Duisburg und dem russischen Perm besiegelte. Mit im Raum damals: Kanzlerin Angela Merkel und Wladimir Putin. Selbst Michael Gorbatschow, der letzte Staatspräsident der Sowjetunion war für den Termin nach Deutschland gereist. Natürlich war die Städtepartnerschaft eine Randnotiz, auf großer Bühne diskutierten die beiden Staaten die großen Fragen. Thema: „Einheit Europas – deutsche und russische Beiträge.“

Ob es dazu überhaupt noch einen russischen Beitrag geben kann, das scheint in diesen Tagen mehr als zweifelhaft. Und so ist derzeit auch unklar, was aus der Partnerschaft mit der russischen Stadt Perm wird, nachdem Putins Soldaten in der Nacht auf Dienstag in die Ukraine einmarschiert sind. Auf Anfrage erklärt die Stadt Duisburg, man wolle sich „selbstverständlich an den Richtlinien der deutschen Außenpolitik orientieren.“ Welche Auswirkungen die aktuellen Ereignisse haben werden, sei nicht absehbar.

Etwas schärfer formuliert es da die CDU. Fraktionsgeschäftsführer Rainer Pastoor will die Lage in der Ostukraine neu bewerten, wenn die Pandemie vorüber ist. Zuletzt waren Delegationen aus Duisburg wegen der Corona-Krise nicht nach Russland gereist. „Sollte es zu weiteren Eskalationsschritten der russischen Regierung kommen, ist sicherlich auch grundsätzlich die Städtepartnerschaft mit Perm zu hinterfragen“, sagt Pastoor.

Die SPD erklärt: „Inwieweit der aktuelle Konflikt und zukünftige Ereignisse Auswirkungen auf die Beziehungen der Städte Duisburg und Perm haben, kann derzeit von uns noch nicht beurteilt werden.“ Diplomatische Beziehungen sollten zu keiner Zeit abreißen. Auch Sven Benentreu, Landtagskandidat für die FDP will weiter auf Austausch setzen, auch wenn der Völkerrechtsbruch Russlands nicht zu akzeptieren sei: „Wir sind uns darüber hinaus bewusst, dass die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Perm nicht mit der russischen Regierung gleichzusetzen sind“, sagt Benentreu. Die Städtepartnerschaft zwischen Duisburg und Perm lebe vor allem durch das Engagement der Bürger beider Städte.

Immer wieder haben sich die Bürgermeister gegenseitig besucht. 2014 hat die Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) geholfen, eine Werkstatt nach Duisburger Vorbild in Perm aufzubauen.

Perm liegt im Uralgebirge, etwa 1100 Kilometer von Moskau entfernt. Die Stadt gilt als östlichste Millionenstadt Europas und ist ein Knotenpunkt in der russischen Infrastruktur. Wie auch Duisburg liegt Perm an einem Fluss und verfügt über eine bedeutende Logistikbranche. Mit Lukoil sitzt in der Stadt der größte Ölkonzern Russlands.

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