Duisburg Uhren für den Maharadscha

Duisburg · Seit Jahren repariert und restauriert Bernhard Schmeltzer vor allem Armband- und Taschenuhren, jetzt führte ihn sein Handwerk bis nach Indien. Dort nahm der Maharadscha von Jodhpur sein Können in Anspruch.

 Für Bernhard Schmeltzer ist die Reparatur von Uhren längst zu einer Leidenschaft geworden. Sein Können hat sich so weit herumgesprochen, dass ihn jetzt sogar ein indischer Maharadscha um Hilfe gebeten hat.

Für Bernhard Schmeltzer ist die Reparatur von Uhren längst zu einer Leidenschaft geworden. Sein Können hat sich so weit herumgesprochen, dass ihn jetzt sogar ein indischer Maharadscha um Hilfe gebeten hat.

Foto: Privat

Bernhard Schmeltzer sitzt hinter der Werkbank seiner kleinen Uhrenwerkstatt in der Untermauerstraße 6, hält in der einen Hand eine Lupe, in der anderen das Gehäuse einer Armbanduhr. Konzentriert dreht der 68-Jährige das Stück zwischen Zeigefinger und Daumen hin und her, legt es vorsichtig beiseite, notiert seine Beobachtungen. Genau so habe er es auch mit den Uhren des Maharadschas von Jodhpur gemacht, sagt er.

Dann rückt er seine Brille zurecht und beginnt zu erzählen: vom "Fachkreis Historische Uhren", von seinen Reisen nach St. Petersburg, wo er jedes Jahr Uhren des Museums Peterhof restauriert und eben vom Maharadscha von Jodhpur. Die Leidenschaft für Uhren ist ihm sichtlich anzumerken: Begeistert reibt er sich die Hände, strahlt über das ganze Gesicht. Ganz besonders leuchten seine Augen, als er von Indien und dem Maharadscha berichtet. Auch in dessen Palast hat er historischen Uhren wieder zum Ticken gebracht, zuletzt im Februar.

Aber wie kommt ein indischer Maharadscha auf die Idee, einen Duisburger Uhrenmeister in seinen Palast zu holen? "Ganz einfach, eine Vietnamesin hat eine Reportage über unsere Arbeit in St. Petersburg gesehen. Sie kannte den Maharadscha und hat uns empfohlen", so Schmeltzer. 2011 reisten er und sechs Freunde aus dem "Fachkreis Historische Uhren" erstmals nach Indien. Weil es noch so viel zu tun gab, kamen sie in diesem Jahr für 16 Tage wieder. "Wir haben die Werkstatt so eingerichtet vorgefunden, wie wir sie verlassen hatten, so dass wir direkt mit unserer Arbeit beginnen konnten", sagt Schmeltzer.

Währenddessen zeigt er Fotos, auf denen der prunkvoll verzierte Saal zu sehen ist, der zur Uhrenwerkstatt umfunktioniert wurde. "Ich hab mich gefühlt wie in 1001 Nacht", schwärmt Schmeltzer. Dass er an manchen Tagen zehn Stunden lang Uhren repariert hat, habe er vor lauter Begeisterung nicht gemerkt. Wichtigster Begleiter sei sein Arbeitskarton gewesen. Dieser ist nicht größer als ein Din A4-Blatt, beinhaltet aber über 5000 Ersatzteile: Werkzeug für Taschen- und Armbanduhren, Hunderte kleine Zeiger, Schräubchen und Kristallgläser.

Schmeltzer holt ein Bild hervor, auf dem ein Ein-Cent-Stück zu sehen ist. Daneben liegt eine augenförmige, strahlend blaue Ringuhr aus Gold und Emaille, deren Ziffernblatt nur wenig größer ist als das Geldstück. "Ich musste erst mal einen kleinen Schlüssel herstellen, mit dem ich das Laufwerk aufziehen konnte." Nach dem Entrosten musste er dann die fehlenden Zeiger ersetzen. "Weder ich noch einer von den Uhren-Experten, denen ich das Bild gezeigt habe, haben so ein Schmuckstück je gesehen. Wir wissen nur, dass es um 1915 in der Schweiz gefertigt wurde", ist Schmeltzer noch immer von den Raritäten des Maharadschas begeistert.

Im nächsten Jahr wird er mit seinen Kollegen erneut zum Reparieren nach Jodhpur reisen.

(RP/jco)
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