Duisburg Turm wird im Juni vom Netz genommen

Duisburg · Wo kommt der Strom der Stadt her und wie wird er produziert? Über diese und andere Fragen konnten sich die Besucher beim Tag des Kraftwerks informieren lassen. Wenig Chancen für Erhalt des Stadtwerketurms.

 Beim Tag des Kraftwerks interessierten sich die Besucher auch für die Zukunft des Stadtwerketurms.

Beim Tag des Kraftwerks interessierten sich die Besucher auch für die Zukunft des Stadtwerketurms.

Foto: reichwein

Von der Glühbirne in der Nachttischlampe, die morgens als erstes eingeschaltet wird, bis zum Elektrorasierer, von Waschmaschine, Staubsauger und Kühlschrank bis hin zu Geräten wie Fernseher, Radio oder Computer: Im Alltag läuft kaum etwas ohne Strom. Doch wo kommt der Strom in der Stadt her und wie wird er produziert? Diese und viele weitere spannende Fragen wurden den Besuchern des Tages des Kraftwerks im Heizungskraftwerk I an der Bungertstraße beantwortet.

Edith und Franz Pullen nutzten die Gelegenheit, um einen Blick hinter die Kulissen des monströsen Energielieferanten zu werfen. Sie waren von der Führung begeistert. "Wir wollen einfach mal gucken, wo unser Geld hingeht und unser Strom herkommt", sagte Franz Pullen schmunzelnd. "So eine Gelegenheit muss man nutzen, wer weiß, wann auch an dieser Stelle gespart wird. Jeder sollte einmal hierher kommen, denn nur so kann man die Materie richtig begreifen." Temperaturen von bis zu 60 Grad im Heizkraftwerk I ließen die Teilnehmer spüren, unter welchen Bedingungen die Kraftwerksmitarbeiter für Strom und Wärme zu schuften haben. "Die große Mehrheit aller Haushalte in der Stadt bezieht ihren Strom, wie auch Gas, Wärme und Wasser, von den Stadtwerken Duisburg", berichtete Andreas Kamps, der jährlich rund 120 Gruppen durch das Kraftwerk führt. "Wir produzieren hier rund 2300 Millionen Kilowattstunden pro Jahr und versorgen etwa 70 000 Haushalte mit Fernwärme." Gewaltige Stahlrohre ragen durch die Gemäuer des HKW I in Hochfeld und tragen ihre 28-jährige Geschichte mit sich.

"Hier fühlt man sich so unglaublich klein, fast schon verlassen", sagte ein junges Mädchen, das mit weit aufgerissenen Augen durch die Hallen blickte. 900 Tonnen Kohle wandern pro Tag in die Tiefen des Kraftwerks und stellen die Stromversorgung im Stadtgebiet sicher. "Unsere Kohle kommt per Schiff und Bahn aus Kolumbien, Russland und Amerika", sagte Manfred Lehmann, Mitarbeiter der Stadtwerke. Sowohl das Kohlekraftwerk an der Bungertstraße als auch das Gaskraftwerk der Stadtwerke in Wanheim arbeiten auf Basis effizienter Kraft-Wärme-Kopplung. "Das heißt, dass die bei der Stromerzeugung entstehende Prozesswärme nicht ungenutzt verloren geht, sondern zur Erhitzung von Wasser und damit als Fernwärme genutzt wird", so Andreas Kamps. Das Wasser werde dann mit einer Temperatur von bis zu 130 Grad als Wärmeträger durch spezielle isolierte Rohre zu den Haushalten geschickt. "Das genutzte und damit kalte Wasser kommt wieder zu uns zurück, wird wieder erwärmt und auf die Reise geschickt", sagte Führungsleiter Andreas Kamps.

Natürlich wurde auch das Wahrzeichen der Stadt - der Stadtwerketurm - von den Besuchern nicht außer Acht gelassen. Auf die Nachfragen folgte eine eher skeptische Antwort und Einschätzung über dessen Zukunft: "In drei Wochen wird der Turm endgültig vom Netz genommen und ich denke, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis er dann auch langsam zurückgebaut wird", sagte Andreas Kamps. "Eine Instandhaltung würde allein für die nächsten 15 Jahre rund 8 Millionen Euro kosten."

(RP)
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