Auf der Rückreise aus dem Kroatien-Urlaub Türkei setzt Duisburger in Slowenien fest

Der Kreisverband Wesel der Arbeiterwohlfahrt hat die sofortige Freilassung des Duisburgers Ismet Kilic gefordert. Der 54-Jährige war in der vergangenen Woche auf Ersuchen türkischer Behörden in Slowenien festgenommen worden.

 Der 54-Jährige Ismet Kilic war in der vergangenen Woche auf Ersuchen türkischer Behörden in Slowenien festgenommen worden.

Der 54-Jährige Ismet Kilic war in der vergangenen Woche auf Ersuchen türkischer Behörden in Slowenien festgenommen worden.

Foto: awo

Auf der Rückfahrt aus dem Urlaub erlebt die Familie von Ismet und Nurgül Gülsen Kilic am vergangenen Freitag einen Albtraum: An der kroatisch-slowenischen Grenze wird der Duisburger vor den Augen von Frau und Kindern festgenommen. Er werde per Interpol gesucht, heißt es zur Begründung. Türkische Behörden hatten über Interpol ein entsprechendes Ersuchen gestellt. Er sei terrorverdächtig, so der der Vorwurf. Nach stundenlangem Warten sei Kilic einem Haftrichter vorgeführt worden, der ihm eröffnete, er werde von Interpol per „Red Notice“ gesucht. Das teilte der Awo-Kreisverband Wesel jetzt mit, bei dem Kilic Ehefrau beschäftigt ist.

Das ist kein Einzelfall: In 848 Fällen soll die Türkei bei Interpol bereits entsprechende Ersuchen gegen deutsche Staatsbürger beantragt haben – in vielen Fällen bekanntlich bereits mit Erfolg. Dies hat zur Folge, dass die Gesuchten festgenommen werden, wenn sie zum Beispiel im europäischen Ausland Urlaub machen.

Nurgül Gülşen Kılıc arbeite seit 1997 für den Awo-Kreisverband Wesel, aktuell als plusKita-Fachkraft in Dinslaken und Kamp-Lintfort, so die Arbeiterwohlfahrt. Frau Kilic fürchtet nun, dass ihr Mann an die Türkei ausgeliefert wird. Noch befindet sich der 54-Jährige in Slowenien in Untersuchungshaft. Er hat die türkische und seit dem Jahr 2009 auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

„Wir im Awo-Kreisverband Wesel sind bestürzt über die Situation der Familie Kilic“, erklärten der Vorstandsvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Wesel, Jochen Gottke und Benjamin Walch, Geschäftsbereichsleiter Kinder- und Jugendpolitik. „Wir fordern die zuständigen deutschen Behörden auf, sich umgehend für die Freilassung von İsmet Kilic einzusetzen.“ Auch die Duisburger Linken haben gefordert, Kilic wieder freizulassen.Das ist allerdings wohl nicht so einfach, wie sich in vergleichbaren Fällen gezeigt hat. Zumindest soll die deutsche Botschaft im slowenischen Ljubljana den Kontakt zu Kilic und seiner Familie hergestellt und sie betreut haben. Immerhin kann er einmal am Tag mit seiner Familie telefonieren. Ismet Kilic soll im Jahr 1996 aufgrund seiner gewerkschaftlichen Arbeit in der Türkei wegen angeblicher „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ zu sieben Jahren Haft verurteilt worden sein. Hintergrund waren wohl vor allem seine öffentlichen Äußerungen zu türkischen Kurden-Politik und sein Eintreten für gewerkschaftliche Ziele. Daraufhin kam er 1997, also bereits vor 22 Jahren, als politischer Flüchtling nach Deutschland. 2009 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft.

Die Familie Kilic hatte in den vergangenen Jahren schon mehrfach Urlaub im europäischen Ausland gemacht. Um so überraschter war die Familie jetzt von der Festnahme in Slowenien. Dabei ist dieses Vorgehen der türkischen Behörden typisch: Bereits vor zwei Jahren waren zwei türkeistämmige Schriftsteller beim Urlaub in Spanien auf Ersuchen der Türkei festgenommen worden. Dem Deutschen Dogan Akhanli und dem schwedischen Staatsbürger Hamza Yalçın wurde dort von der Polizei mitgeteilt, dass sie per Interpol gesucht werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort