Duisburg TSTG: Post für die Bundeskanzlerin

Duisburg · Der Stahlriese Voestalpine, zu dem auch das Duisburger TSTG-Schienenwerk gehört, sieht keine Möglichkeit den Standort zu erhalten. Ein Verkauf sei nicht möglich, heißt es von Konzernseite. Es fehle an Interessenten.

Mit einer Mahnwache vor Tor 1 von ThyssenKrupp Steel in Hamborn protestieren die Mitarbeiter des TSTG Schienenwerks. Die Schließung ist ihrer Meinung nach wirtschaftlich nicht vertretbar.

Foto: Andreas Probst

Der Streit um die Schließung des TSTG Schienenwerks in Duisburg Marxloh zieht immer weitere Kreise. In der Auseinandersetzung haben sich jetzt auch der Mutterkonzern Voestalpine und die IG Metall zu Wort gemeldet. Die CDU-Landtagsabgeordnete Petra Vogt hat am Dienstag in Absprache mit ihrer Landtagsfraktion einen Brief an Bundeskanzlerin Merkel übergeben, in dem sie der Argumentation des Betriebsrates und der IG Metall folgt und die Kanzlerin dazu auffordert, sich für den Verkauf des Schienenwerkes einzusetzen. Ein Gutachten, das Betriebsrat und IG Metall in Auftrag gegeben hatten, habe deutlich gemacht, dass das Schienenwerk in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich weitergeführt werden könne, sollte sich der Mutterkonzern zu einem Verkauf entschließen. Weiter heißt es in dem Schreiben, dass der Verkauf des Unternehmens die einzige Möglichkeit darstellen würde, die rund 460 Arbeitsplätze zu erhalten, die ansonsten zum "Bauernopfer" für den Mutterkonzern werden würden.

Voestalpine sieht allerdings keine Alternative zur Werksschließung. Der Stahlriese mit Sitz im österreichischen Linz argumentiert, dass das von IG Metall und Betriebsrat angeforderte Gutachten nicht die Wirklichkeit widerspiegle. "Es gibt zwei Hauptgründe für die Schließung. Einerseits die Überkapazitäten im Schienenbereich in Europa und andererseits die fehlende eigene Vormaterialversorgung", sagt Hans Pfeiler, Mitglied der Geschäftsführung von Voestalpine und Sprecher für den Bereich Schienentechnik. "Dadurch ist eine wirtschaftliche Führung des Unternehmens nicht möglich." Das Duisburger Schienenwerk sei, als es noch im Besitz von Thyssen war, vom Konzern mit Rohmaterial versorgt worden.

Dieses Ruhrorter Stahlwerk sei dann aber an Arcelor Mittal verkauft worden. Da Arcelor Mittal im Zuge seiner Expansionspolitik auch zum Schienenproduzenten wurde, sei aus dem Lieferanten dann aber plötzlich der größte Konkurrent im Schienengeschäft geworden. "Da die TSTG aber vom Ruhrorter Material abhängig ist, kann die Konkurrenz die Preise jetzt so gestalten, dass das Werk wirtschaftlich nicht überlebensfähig ist", so Pfeiler. Angesichts des offenen Marktes in Deutschland und des damit verbundenen Preisniveaus hätte man die für den Betrieb wichtigen Aufträge der Deutschen Bahn für 2012 und 2013 deshalb nur verlustbringend gewinnen können.

Die TSTG schreibt rund eine Million Euro Verlust pro Monat", erläutert der Unternehmenssprecher. "Das weiß auch der Betriebsrat aus seiner Tätigkeit im Aufsichtsrat des Unternehmens." Auch ein Verkauf könne diese Probleme nicht lösen, glaubt Pfeiler. Im Gutachten, auf das sich die IG Metall bezieht, ist von einer positiven Marktentwicklung die Rede. Die sehe man ausschließlich im Bereich der wärmebehandelten Schienen, die im TSTG-Werk nicht hergestellt werden könnten. "Um das Werk dementsprechend umzurüsten, wären Millioneninvestitionen erforderlich, für die es angesichts der Überkapazitäten, aber auch in diesem Bereich keinen Markt gibt" In Europa würden zwei Millionen Tonnen Schienen im Jahr produziert – für einen Markt von 1,5 Millionen Tonnen. "Deshalb gibt es auch keine Kaufinteressenten", meint Pfeiler. Die Überschussware lasse sich zudem auch nur schlecht außerhalb Europas verkaufen, da besonders Unternehmen aus China und Russland mit Kampfpreisen auf den internationalen Markt drängten. Aus diesen Gründen hätte der Eigentümer des Unternehmens im März 2012 keine andere Möglichkeit mehr gesehen, als den Schließungsbeschluss zu fassen, so Pfeiler.

(RP)