Duisburg Tromnau: Mercator war kein Flüchtling

Duisburg · Die Vortragsreihe im Landesarchiv widmete sich jetzt dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt: Gerhard Mercator. Dr. Gernot Tromnau verwies auf die bis heute geltende identitätsprägende Rolle Mercators für die Stadt.

 Gerhard Mercator, einer der berühmtesten Söhne der Stadt.

Gerhard Mercator, einer der berühmtesten Söhne der Stadt.

Foto: ARchiv

Von Mercator-Apotheke bis Mercator-Werbung: In unserer Stadt gibt es wenig, das nicht nach Gerhard Kremer oder eben latinisiert Gerardus Mercator benannt ist. Klar, dass daher jetzt auch der jüngste Vortrag der Reihe "DU an Rhein und Ruhr - Duisburger Identität(en) im Wandel der Zeit" im neuen Landesarchiv NRW im Innenhafen ganz gefüllt war: "Duisburg, die Mercator-Stadt - Gerhard Mercator als Duisburgs identitätsprägende Persönlichkeit" von Dr. Gernot Tromnau.

 Dr. Gernot Tromnau mit einem Modell des Mercator-Globus' an seiner früheren Wirkungsstätte.

Dr. Gernot Tromnau mit einem Modell des Mercator-Globus' an seiner früheren Wirkungsstätte.

Foto: Archiv

Gerhard Mercator wurde 1512 in Rupelmonde bei Antwerpen geboren. 1552 zog er mit seiner Familie nach Duisburg, das damals gerade einmal 3000 Einwohner hatte, und schuf hier seine bedeutenden Werke wie die Wandkarte von Europa, auf der die längst überholten Vorstellungen des Ptolemäus weitgehend korrigiert wurden, die große zum Gebrauch für die Schifffahrt erstellte Weltkarte in der nach ihm benannten - und noch heute verwendeten - winkeltreuen Mercator-Projektion und die Karten zu dem 1595 posthum herausgegebenen Atlas. 1594 starb er in Duisburg.

Mercator war wirklich ein Universalgelehrter, denn er war nicht nur Kartograph, Geograph, Geometer, Mathematiker, Graveur, Kalligraph, Astronom, Instrumenten- und Globenhersteller, sondern auch Theologe, Philosoph, Humanist, Astrologe und Verleger. Nicht zuletzt wurden durch seine Karten die Entdeckungsfahrten der frühen Neuzeit stark beeinflusst und führten zur Globalisierung unserer Welt.

Tromnau, bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 Direktor des Kultur- und Stadthistorischen Museums und inzwischen Vorsitzender der Mercator-Gesellschaft, fügte in seinem Vortrag dem bekannten Mercator-Bild noch neue Facetten hinzu. So kamen Mercators Eltern aus Gangelt im heutigen Kreis Jülich bei Aachen. In Rupelmonde war er kurz wegen "Lutherey" inhaftiert. Nach Duisburg ging er laut Tromnau freilich nicht als Flüchtling, da er seine Karten, Globen und Druckplatten in Ruhe mitnehmen konnte. Doch ermöglichte es ihm die religiöse Toleranz hier im Herzogtum Jülich-Kleve-Berg, ungestört seinen Forschungen nachzugehen und einen Familienbetrieb aufzubauen.

Auch als Katholik, der er geblieben war, konnte Mercator in der Salvatorkirche beigesetzt werden, die damals von beiden Konfessionen genutzt wurde. Auf seinem Epitaph dort ist er medizinisch korrekt dargestellt als jemand, der einen Schlaganfall hatte. Tromnau plädierte dafür, Duisburgs Stadtnamen offiziell mit "Mercator-Stadt" zu ergänzen, denn: "Den in Duisburg geprägten Begriff ,Atlas' kennt jedes Kind von Grönland bis Feuerland!"

(hod)
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