Duisburg Traumberuf Lokführer

Duisburg · Vor allem viele Deutsch-Türken lassen sich zum "Triebfahrzeugführer" ausbilden. Sie nehmen wechselnde Schichten in Kauf und werden mit hohem Berufsstolz belohnt. Wir haben ihnen über die Schulter geschaut.

 Ahmet Orhan und Shiar Oso haben die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und nehmen stolz Platz an ihrem neuen Arbeitsplatz.

Ahmet Orhan und Shiar Oso haben die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und nehmen stolz Platz an ihrem neuen Arbeitsplatz.

Foto: Klaus Dieker

Schon als Kind wollte Shiar Oso Lokführer werden. "Ich hatte eine kleine Eisenbahn mit einer Dampflok", erzählt er. "Lokführer war mein Traumberuf." Doch zunächst setze er beruflich auf ein anderes Gleis. "Ich habe mein Fachabitur als Mediengestalter abgelegt", erzählt der 26-Jährige. "Aber dieser Beruf ist überlaufen. Deshalb habe ich keine Stelle gefunden." So fing er bei einem Zeitarbeitsunternehmen an. "Ich habe in der Gepäckabteilung im Düsseldorfer Flughafen gearbeitet. Dort habe ich die Gepäckstücke von den Wagen geladen und in den Laderäumen der Flugzeuge verstaut."

Irgendwann hörte er von einem Freund, die NIAG biete eine Ausbildung zum Lokführer an, die zehn Monate dauert. "Ich habe mich sofort angemeldet", sagt Shiar Oso. Seit Donnerstag ist er Lokführer. Jetzt erhielt der Moerser die Urkunde als "Triebfahrzeugführer", wie sein Duisburger Freund Ahmet Orhan und elf weitere neue Lokführer.

Die meisten dieser 13 Lokführer sind Deutsch-Türken. "Aus diesem Kurs stellen wir drei deutsch-türkische Lokführer ein", erzählt Gerhard Lang, Geschäftsführer der saarländischen Rhenus Rail St. Ingbert GmbH. Bisher habe das Unternehmen, das zurzeit einen Standort in Duisburg aufbaut und 75 Lokführer hat, mit den Deutsch-Türken gute Erfahrung gemacht.

Neben einem vorausschauenden Blick und einer fast meditativen Ruhe sollten Lokführer einiges mehr mitbringen. Sie müssen zuverlässig sein. "Wenn ein Lokführer nicht pünktlich da ist, kann der Zug nicht in dem geplanten Zeitfenster fahren", sagt Gerhard Lang. "Dann kann es zwei oder drei Stunden dauern, bis wieder ein Fenster frei ist." Lokführer arbeiten im Schichtdienst. "Güterzüge fahren auch sonntags", sagt der Rhenus-Geschäftsführer. Außerdem müssen Lokführer perfekt Deutsch sprechen, da sie während der Fahrt mit einer Zentrale in Kontakt stehen, über die sie zum Beispiel über kurzfristige Änderungen der Streckenführung informiert werden. "Missverständnisse können tödlich sein", sagt Marion Lätzsch als stellvertretende Leiterin des NIAG-Ausbildungszentrums.

Sie sucht aus den rund 100 Interessierten, die sich für einen der drei NIAG-Qualifizierungen pro Jahr bewerben, 15 heraus. "Lokführer brauchen technisches Verständnis und Persönlichkeit", sagt sie. "Es ist ja ein Beruf mit viel Verantwortung. Und es ist ein Beruf mit hohem Berufsstolz, mit dem sich die Lokführer belohnen." 95 Prozent der 40 Lokführer, die die NIAG jährlich ausbildet, finden eine Stelle. Schließlich gibt es bundesweit nur noch gut 20 000 von ihnen.

Auch Shiar Oso und Ahmet Orhan sitzen jetzt fest im Führerstand. Oso fährt jetzt als Lokführer der NIAG-Tochter UTG. Zum Beispiel transportiert er Kohle vom Rheinhafen Orsoy zu den Steag-Kraftwerken im Land. Orhan steuert Personenzüge von National Express, die im Düsseldorfer Raum unterwegs sind.

Die NIAG bietet im Jahr drei Triebfahrzeugführer-Lehrgänge an. Der nächste beginnt am 22. März, die Plätze sind noch frei. Infos unter www.niag-bildung.de

(RP)
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