Duisburg Tradition und Stimmung bei Schützen

Duisburg · In Mündelheim war am Wochenende wieder das ganze Dorf auf den Beinen. In dem Stadtteil im Duisburger Süden genießt das Schützenfest noch einen hohen Stellenwert.

 Nicht nur in München war am Samstag Fassanstich. Brudermeister Michael Weicht schlug in Mündelheim den Zapfhahn ins Fass und spritzte seinen Schützenbruder Jürgen Willger nass.

Nicht nur in München war am Samstag Fassanstich. Brudermeister Michael Weicht schlug in Mündelheim den Zapfhahn ins Fass und spritzte seinen Schützenbruder Jürgen Willger nass.

Foto: Christoph Reichwein

Wenn der ganze Stadtteil herausgeputzt wird, dann weiß man, es ist endlich wieder soweit: Es ist Schützenfest in Mündelheim! Die Straßen sind von grünen und weißen Wimpeln geziert, auf dem Schützenplatz werden die letzten Fahrgeschäfte getestet, und vor der spätromanischen St. Dionysius Kirche wird alles für den traditionellen Zapfenstreich hergerichtet.

"Wir mögen unser Schützenfest einfach", sagte Ingeborg Gottfried. "Es ist ein Fest der Generationen. Ich gehe bereits seit 20 Jahren hierher, und ich liebe die Gemeinschaft." Ein Fest der Generationen war das 302. Schützenfest der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Mündelheim/Ehingen von 1712 wahrhaftig. Pünktlich zum traditionellen Zapfenstreich am Samstagabend war das ganze Dorf auf den Beinen. Großeltern hielten ihre Enkelkinder an den Händen, Jugendliche warteten gespannt am Straßenrand, und viele Mündelheimer steckten ihre Köpfe aus den Fenstern, um nichts zu verpassen.

"Tradition spielt bei Schützenfesten die größte Rolle", erklärte Brudermeister Michael Weicht. "Der Große Zapfenstreich ist im deutschen Volk seit der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts bekannt und als ein besonderes und feierliches Abendzeremoniell der Streitkräfte und der Militärmusik geschätzt", so Michal Weicht.

Nach der gemeinsam besuchten heiligen Messe nahm die Schützenbruderschaft auf der Sermer Straße Aufstellung und zog mit lodernden Fackeln durch das dichte Spalier der Zuschauer hinauf zum fahnengeschmückten Platz vor der Kirche. Unter den Zuschauern herrschte Stille. "Dieser Moment ist immer so emotional", sagte Ingeborg Gottfried. "Der Fackelzug ist für mich der wahre Höhepunkt des Festes." Musikalisch begleitet wurde der Festakt vom Tambourcorps.

Die Schützenbrüder feierten ihre offizielle Eröffnung des diesjährigen Festes. "Das war wieder einmal einfach beeindruckend", sagte Michael Weicht. "Für uns Mündelheimer bedeutet das Schützenfest Zusammenhalt, gegenseitige Hilfe und Tradition." Aber nicht nur vor der Kirche schlugen die Dorfherzen höher. Auch auf dem Schützenplatz an der Barbarastraße herrschte ausgelassene Feierstimmung. Die jüngsten Herbstfestbesucher flogen auf dem Karussell durch die Lüfte und andere angelten nach Entchen oder rasten mit dem Autoscooter. "Die kleine Kirmes gehört für mich genauso zum Fest, wie die zeremoniellen Brauchtümer", so Magrit Lauer. "Seit 64 Jahren gehe ich jährlich auf unser Schützenfest und genieße die Gemütlichkeit und die familiäre Atmosphäre im Dorf."

Der große Klompenball, der heute stattfindet, gefällt der Mündelheimerin besonders gut. "Bereits in den frühen Morgenstunden füllt sich das Festzelt mit ungefähr 300 Mädchen und Jungen aus den örtlichen Kindergärten und Grundschulen, um mit einem bunten Programm aus Fahnenschwenkern den Klompenball zu beginnen." Bunt geschmückte Klompen (bei uns besser als Klotschen bekannt) stehen heute im Fokus. "Eine Jury kürt dann das prachtvollste Paar. Die Erwachsenen geben sich wirklich alle Mühe, und da sind immer tolle Modelle dabei", so Magrit Lauer.

(kha)
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