Duisburg Tote finden keine Ruhe

Duisburg · Vandalismus, Diebstahl, Lärm – auf Duisburger Friedhöfen fällt das Trauern schwer. Auf die zunehmenden Übergriffe reagieren nun die Wirtschaftsbetriebe – und stellen 40 neue Friedhofswächter ein. Den Geburtstag ihres verstorbenen Mannes wollte Elisabeth Walther gebührend ehren. "Meine Tochter sagte: ,Für Papa nur das Beste'", erzählt die 74-Jährige. Also ließ sie das Grab auf dem Alten Friedhof in Neudorf mit einem prachtvollen Strauß Rosen schmücken.

Vandalismus, Diebstahl, Lärm — auf Duisburger Friedhöfen fällt das Trauern schwer. Auf die zunehmenden Übergriffe reagieren nun die Wirtschaftsbetriebe — und stellen 40 neue Friedhofswächter ein. Den Geburtstag ihres verstorbenen Mannes wollte Elisabeth Walther gebührend ehren. "Meine Tochter sagte: ,Für Papa nur das Beste'", erzählt die 74-Jährige. Also ließ sie das Grab auf dem Alten Friedhof in Neudorf mit einem prachtvollen Strauß Rosen schmücken.

Nur einen Tag später rief eine Nachbarin an: "Du, ich war auf dem Friedhof — die Blumen sind weg!" Für Elisabeth Walther ein Schock. "Meiner Tochter habe ich den Diebstahl verschwiegen", erzählt die alte Dame, die ihren richtigen Namen auch aus Scham nicht nennen möchte.

Was Elisabeth Walther passierte, geschieht beinahe täglich und gehört noch zu den harmlosen Delikten. Auf den Friedhöfen wird geplündert, zertrampelt und zerstört — die Toten finden keine Ruhe.

Angehörige fühlen sich den Taten hilflos ausgeliefert und in ihrer Trauer schwer verletzt. Auf die Verrohung reagieren nun die Wirtschaftsbetriebe: Sie stellen für ihre 17 Friedhöfe 40 neue Wächter ein, die Bewerbungsgespräche laufen. "Mit dieser Maßnahme wollen wir das Sicherheitsgefühl der Friedhofsgänger stärken", erläutert Rainer Flug, Leiter der Duisburger Friedhöfe.

Die Wächter sollen tagsüber patrouillieren und Angehörigen als Ansprechpartner dienen. Eine willkommene Unterstützung für die überlastete Polizei. "Seit zwei Jahren nimmt die Zahl der Delikte enorm zu", sagt Bernd Riekenbrauk, Bezirksbeamter in Walsum-Aldenrade. Erst neulich hat er Jugendliche auf dem Friedhof gestoppt, die mit Kettcars zwischen den Grabreihen Rallye fuhren. Ob Jogger, Radfahrer oder Nordic-Walker — die Ruhestätte dient vielen inzwischen als Freizeitpark. Mit Folgen für die Trauernden, fürchtet der Polizist: "Der Friedhof verliert mehr und mehr seine Funktion als Rückzugsraum."

Schlimm, wenn bei Nacht zudem Gräber verwüstet werden oder Grableuchten, wie auf dem Alten Friedhof geschehen, im Teich landen. Doch Vandalismus ist nur eine Seite der Entwicklung, gezielter Diebstahl die andere.

"Seit die Schrottpreise steigen, werden Schalen, Lampen und Leuchter gestohlen", sagt Rainer Flug. Auch Bronzeständer und Büsten landen in dunklen Kanälen, einige Duisburger Friedhöfe besitzen kunstvolle Gruften und Gräber.

Aber auch Angehörige langen zu, Blumen und Schalen finden sich oft nur einige Gräber weiter. "Allerheiligen haben diese Langfinger Hochsaison", meint Friedhofsgärtner Helmut Graue. Wie seine Kollegen platziert er die Gestecke daher erst in den frühen Morgenstunden.

Elisabeth Walther kann über all dies nur den Kopf schütteln. In ihrem Schmerz ist die 74-Jährige mit den Gedanken aber auch bei den Tätern. "Wer so etwas Pietätloses tut, der kommt im Leben zu kurz", sagt die weise Dame. "Diese Menschen tun mir einfach nur leid."

(RP)
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