Was Thyssenkrupp in Duisburg plant Grüner Wasserstoff made in Walsum

Duisburg · Mit zwei Pipelines könnten künftig Wasserstoff und Sauerstoff aus einer neuen Elektrolyse-Anlage auf dem Gelände des Kohlekraftwerks zum Stahlwerk transportiert werden. Eine Machbarkeitsstudie ist zurzeit in Arbeit.

 Am Standort des Kohlekraftwerks an der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße in Walsum könnte die neue Elektrolyseanlage entstehen.

Am Standort des Kohlekraftwerks an der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße in Walsum könnte die neue Elektrolyseanlage entstehen.

Foto: Hans Blossey

Das Essener Energieunternehmen Steag, Thyssenkrupp Steel und der Dortmunder Elektrolyseanbieter Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers arbeiten an einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie. Dabei geht es um den Bau einer Wasserelektrolyse am Steag-Standort in Walsum durch Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers, die Strukturierung der Energieversorgung und der Betrieb der Elektrolyse durch Steag sowie die Belieferung des Stahlwerks in Bruckhausen mit grünem Wasserstoff und Sauerstoff. Das teilte Thyssenkrupp jetzt mit.

Die Studie soll eine Grundlage für die folgende Projektentwicklung schaffen. Alle drei Parteien planen eine Beteiligung als Investor und wollen private und öffentliche Finanzmittel akquirieren. Die kürzlich verabschiedeten Wasserstoffstrategien des Landes NRW sowie die des Bundes und der Europäischen Union heben die Bedeutung von Wasserstoff für eine klimaneutrale Gesellschaft hervor. Sie unterstützen den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und -infrastruktur in Deutschland und Europa.

Dem Land NRW und der Stadt Duisburg könne dabei eine Schlüsselrolle zukommen: Hier ballten sich Wasserstoffbedarf und technologische Expertise für die Errichtung und den Betrieb von Elektrolysen. Die Wasserstoff-Roadmap des Landes NRW verdeutliche diesen Anspruch.

Thyssenkrupp Steel schaffe durch seine Klimastrategie in den kommenden Jahren einen kontinuierlich steigenden und verlässlichen Bedarf an grünem Wasserstoff, so das Unternehmen. Der Wasserstoff solle zunächst in den bestehenden Hochöfen einen Teil des eingesetzten Kohlenstoffs ersetzen und später in neuen Direktreduktionsanlagen zum Einsatz kommen.

Schon in den kommenden Jahren rechnet das Unternehmen durch die Umrüstung eines Hochofens im Duisburger Norden mit einem Bedarf von rund 20.000 Tonnen an grünem Wasserstoff pro Jahr. Dieser Bedarf werde bis 2050 durch die schrittweise Umstellung des Anlagenparks auf etwa 720.000 Tonnen jährlich ansteigen. Mit einer Leistung von bis zu 500 Megawatt (MW) könnte die geplante Elektrolyse auf dem Steag-Gelände bereits bis zu rund 75.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr liefern – genug für die erste Direktreduktionsanlage des Stahlherstellers. Sie würde damit einen wichtigen Beitrag zur kurz- und mittelfristigen Versorgung des Stahlwerks leisten

 Montage eines Wasserelektrolyse-Moduls zur Herstellung von grünem Wasserstoff.

Montage eines Wasserelektrolyse-Moduls zur Herstellung von grünem Wasserstoff.

Foto: thyssenkrupp

„Im Kern baut unsere Klimatransformation auf Wasserstoff“, erklärt Arnd Köfler, Produktionsvorstand bei Thyssenkrupp Steel. „Dabei ist es wichtig, frühzeitig zu planen. Wir müssen heute die Weichen für die Versorgung stellen, um morgen klimaneutralen Stahl produzieren zu können. Wir legen mit dem Projekt den Grundstein für eine Wasserstoffwirtschaft in NRW. Zudem geben wir mit dem Projekt Investoren die Möglichkeit, direkt in diesen Wachstumsmarkt zu investieren“, so Kofler.

Die unmittelbare Nähe der Standorte ermögliche eine schnelle Anbindung ans Stahlwerk: Das Projekt umfasst den Bau zweier neuer Pipelines für den Transport von Wasser- und Sauerstoff von Walsum zum weniger als drei Kilometer entfernt gelegenen Stahlwerk. Ein Anschluss ans Höchstspannungsnetz sichert die Versorgung mit grünem Strom für die Elektrolyse; Großbatteriespeicher unterstützten die Netzstabilität.

Das etwa 15 Hektar (rund 21 Fußballfelder) große Gelände in Walsum biete die Möglichkeit, Elektrolyseeinheiten bis zu einer Gesamtkapazität von 500 Megawatt zu errichten. Es verfüge zudem über eine Anbindung ans bestehende Erdgasnetz, das perspektivisch auch für den Transport von Wasserstoff genutzt werden könnte.

„Das gemeinsame Projekt von Thyssenkrupp und Steag hätte Signalwirkung für ein wichtiges Zentrum der deutschen Industrie: Aufbau und Betrieb einer Elektrolyseanlage in dieser Größenordnung sicherte nicht nur langfristig den Stahl- wie auch Energiestandort Duisburg, sondern machte die Stadt mit einem Schlag zur Keimzelle einer erfolgreich florierenden, grünen Wasserstoffwirtschaft. Das hat Strahlkraft über Duisburg und das Ruhrgebiet hinaus“, sagt Steag-Geschäftsführer Ralf Schiele. Duisburg werde so zu einem „weltweiten Leuchtturmprojekt in Sachen klimaneutraler Stahlherstellung“.

Die Wasserelektrolyse werde von Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers Produktbereich Green Hydrogen installiert und setze sich aus vorgefertigten Standardmodulen zusammen. Durch dieses modulare Konzept, ließe sich eine Anlage einfach auf bis zu mehrere hundert Megawatt beziehungsweise Gigawatt erweitern.

Als größtes Projekt seiner Art sei dies eine Blaupause für den Export von Know-How und High-Tech-Anwendungen aus NRW in die Welt. Das Projekt soll für Investoren geöffnet werden: Neben der Beteiligung an der Projektentwicklung könnten Investoren Anteile an der neu zu gründenden Betreibergesellschaft erwerben.

Der Start der Projektentwicklung sei im unmittelbaren Anschluss an ein positives Ergebnis der Machbarkeitsstudie geplant.

(mtm)
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