Krise bei Thyssenkrupp Grünes Stahlwerk in Duisburg könnte noch viel teurer werden

Duisburg · Die schlechten Nachrichten bei Thyssenkrupp lassen nicht nach: Das in Duisburg geplante und mit Milliarden geförderte grüne Stahlwerk könnte teurer werden als bislang angenommen. Darüber hat die Stahlsparte nun offiziell den Konzern in Essen informiert.

Das Thyssenkrupp-Stahlwerk Schwelgern in Duisburg.

Foto: dpa/Marcel Kusch

(atrie/rtr) Das geplante grüne Stahlwerk von Thyssenkrupp in Duisburg könnte teurer werden als die bislang veranschlagten gut drei Milliarden Euro. „Der Vorstand der Thyssenkrupp Steel Europe AG hat die Thyssenkrupp AG über mögliche Risiken und sich daraus ergebende mögliche Kostensteigerungen beim Bau der Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg informiert“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Auf Basis dieser Informationen werde die Situation derzeit bewertet. „Aktuell gehen wir davon aus, dass die Direktreduktionsanlage unter den gegebenen Rahmenbedingungen realisiert werden kann.“ Die Inbetriebnahme sei 2027 geplant.

Ähnliche Andeutungen hatte Siegfried Russwurm, Chef des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp, bereits vor einigen Wochen gemacht. Nachfragen dazu beantwortet das Unternehmen nicht. Unklar ist, wie teuer die neue Anlage nun insgesamt werden wird. Auch ob neue Staatshilfen benötigt werden, ist nicht bekannt.

Der Bund und das Land NRW haben zugesagt, sich mit insgesamt rund zwei Milliarden Euro an dem Bau zu beteiligen. Die möglichen Kostensteigerungen dürften Konzernchef Miguel Lopez in den Ohren klingeln. Er hatte sich im Streit um die Kosten für eine Verselbständigung der Stahlsparte sowohl mit deren Chef Bernhard Osburg als auch mit Stahl-Aufsichtsrats-Chef Sigmar Gabriel überworfen. Beide haben daraufhin ihren Rücktritt erklärt. Die Anlage ist das zentrale Zukunftsprojekt des größten deutschen Stahlkonzerns. Die Jahreskapazität soll bei 2,5 Millionen Tonnen liegen. Die Stahlindustrie mit Playern wie Thyssenkrupp, Salzgitter und ArcelorMittal gehört zu den größten CO2-Verursachern in Deutschland. Thyssenkrupp will mit dem Projekt jährlich 3,5 Millionen Tonnen CO2 weniger verursachen. Mit weiten Teilen des Baus hat das Unternehmen den SMS-Konzern beauftragt. Allein dieser erhält ein Auftragsvolumen von mehr als 1,8 Milliarden. Mit der möglichen Kostensteigerung beim Umbau zu einer grünen Produktion ist Thyssenkrupp in guter Gesellschaft. Der niedersächsische Rivale Salzgitter hatte im März 2023 das voraussichtliche Gesamtinvestitionsvolumen der ersten Stufe seines Projekts „SALCOS“ auf 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro von zuvor 1,5 bis 2,0 Milliarden Euro angehoben. Ursache hierfür sei unter anderem die Anlagenpreisentwicklung.

(atrie, mit rtr)