Betriebsversammlung bei Thyssenkrupp Steel Thyssen-Betriebsrat fordert Zukunftsstrategie für Stahl

Duisburg · 33, 34 oder 35 Arbeitsstunden pro Woche – dies können die Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel künftig wählen.

 Die Beschäftigten der Stahlwerke wollen wissen, wie es nach der gescheiterten Fusion mit Tata Steel nun weitergeht und fordern den Erhalt aller Standorte.

Die Beschäftigten der Stahlwerke wollen wissen, wie es nach der gescheiterten Fusion mit Tata Steel nun weitergeht und fordern den Erhalt aller Standorte.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Der neue Haustarifvertrag mit flexiblen Arbeitszeitmodellen sei in der Belegschaft zufrieden zur Kenntnis genommen worden, berichtete der stellvertretende Stahl-Betriebsratsvorsitzende Horst Gawlik am Donnerstag. In zwei Belegschaftsversammlungen, zu denen insgesamt 3500 Beschäftigte kamen, wurde der Tarifvertrag vorgestellt. Wer mehr Freizeit braucht, kann nun die Variante mit weniger Arbeitsstunden wählen, wer mehr Wert aufs Geld legt, der arbeitet mehr. Das Wahlarbeitszeitmodell gilt bis ins Jahr 2024.

Es war die erste Betriebsversammlung nach der gescheiterten Fusion mit Tata Steel und der Rücknahme der Teilung des Thyssenkrupp-Konzerns. Erstmal war der komplette Vorstand mit dabei: Premal Desai, Arnd Köfler, Sabine Maaßen und Bernhard Osburg gaben eine Einschätzung des Vorstandes zur derzeitige Situation ab. Wohin die Reise mit der Stahlsparte innerhalb des Konzerns geht, soll nun in einer neuen Strategie festgelegt werden.

Betriebsratschef Tekin Nasikkol hat da schon genaue Vorstellungen: „Es nützt nichts, dem Joint Venture nachzutrauern. Der Stahl ist nun wieder Kerngeschäft des Konzerns. Das bedeutet, dass der Stahl weiter- und nicht abgewickelt werden muss. Es muss investiert und nicht nur restrukturiert werden.“

Der Vorstand habe keinen Plan B gehabt und es bis zuletzt scheinbar nicht für möglich gehalten, dass die EU-Wettbewerbsbehörde die Fusion mit Tata untersagt. Der ursprünglich ausgehandelte Tarifvertrag hätte nur im Falle einer Fusion gegolten und wurde nun bekanntlich bis zum Jahresende 2019 festgeschrieben. Dann müsse es aber direkt eine Fortsetzung geben.

„Wir fordern einen neuen Tarifvertrag Zukunft 2.0 im Geiste des vorigen Vertrags“, so der Betriebsratsvorsitzende. Das beinhalte den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, den Erhalt von Standorten und Anlagen sowie Investitionen in den Stahlbereich.

Basis für den neuen Tarifvertrag sei aber eine nachhaltige Zukunftsstrategie für den Stahl. „Die muss der Vorstand in Ruhe entwickeln können. Ich rechne aber damit, dass wir im Spätsommer bereits erkennen können, wie es weiter gehen soll.“ Möglichen Fusionen mit anderen Unternehmen erteilte Nasikkol keine generelle Absage: „Wir verschließen uns dem nicht. Eines ist aber auch klar: Verkaufen lassen wir uns nicht.“ Der Betriebsrat geht davon aus, dass er seine Ziele nicht ohne Widerstand erreichen wird. Die Kampfbereitschaft in der Belegschaft sei aber ungebrochen: „Wenn es sein muss, stehen wir wieder vor den Toren.“

Horst Gawlik gab zum Ausdruck, was viele Beschäftigte derzeit denken: „Es hat jetzt drei Jahre Sorgen und Unruhe gegeben. Die Beschäftigten wünschen sich nun mal eine Phase der Gewissheit. Was wir jetzt brauchen, ist Stabilität.“

Die nächste Betriebsversammlung bei Thyssenkrupp Steel soll nun bereits im September stattfinden.

(mtm)
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