Duisburg Theatertreffen mit Becketts "Endspiel" eröffnet

Duisburg · Das Theatertreffen der 38. Duisburger Akzente "Umbrüche" wurde im gut gefüllten Foyer III unterm Dach des Duisburger Theaters eröffnet mit der erfolgreichen Premiere der jüngsten der seltenen Eigenproduktionen des Hauses. Auf dem Spielplan stand "Endspiel" ("Fin de partie", 1956) von Samuel Beckett.

 Szene aus Samuel Becketts "Endspiel" mit Jonas Schütte als Diener Clov und Matthias Matz als blinder Hamm.

Szene aus Samuel Becketts "Endspiel" mit Jonas Schütte als Diener Clov und Matthias Matz als blinder Hamm.

Foto: sascha kreklau

Vier Menschen haben eine globale Katastrophe überlebt, diese steht für den realen Untergang der Welt, wie wir sie kannten, mit Geist, Sprache, Geschichte und Bedeutung. Der blinde und gelähmte Hamm (wohl von "Hammer", vielleicht auch von "ham actor", englisch für "Schmierenschauspieler") tyrannisiert seinen Diener Clov (von französisch "clou" für Nagel, sicherlich auch von "Clown"), der nicht sitzen kann, sowie Hamms Eltern Nagg (von "Nagel") und Nell (von englisch "nail" für Nagel"), die ohne Beine in Mülltonnen vegetieren. Hamm ist wie ein Schach-König, der nicht mehr gewinnen kann. Als Ire war Beckett freilich nicht nur Pessimist, sondern auch Humorist.

Dieses erstklassige Schauspielerfutter nutzen hier Matthias Matz als Hamm und Jonas Schütte als Clov zu 85 grandiosen Minuten. Sie schenken sich nichts und bringen sowohl das gnadenlose Wort-Kampf-Spiel herüber als auch dessen körperliche Entsprechung. Die Altmeister Horst Naumann als Nagg und Rosmarie Brücher als Nell sind hier nur aus dem Off zu hören. Denn der junge Duisburger Regisseur Kevin Barz hat das radikale Stück noch radikaler auf die Bühne gebracht. Er hält sich nicht genau an Becketts Vorgaben, zum Beispiel sind die berühmten Mülltonnen hier zwei Videobildschirme, auf denen Negg und Nell als sprechende rote Münder erscheinen, diese dienen zugleich als die beiden Fenster zur "toten" Außenwelt, rechts die Erde und links das Meer. Anders als der Autor findet die Inszenierung einen Ausweg.

Wir wollen aber auch diesmal nicht alles verraten, sondern empfehlen den Besuch einer der nächsten Vorstellungen am 13. (heute) und 29. März sowie am 8. April, 11. und 12. Mai. Karten unter Telefon 0203 283 62 100.

(RP)
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