Duisburg Tatort Duisburg auf 300 Quadratmetern

Duisburg · Jahrelang wurde um das Dokumentationszentrum gestritten. Nun steht fest: Es wird in den freiwerdenden Räumen des Museums Stadt Königsberg untergebracht, das am 31. Dezember 2015 schließt und nach Lüneburg zieht.

 Dr. Michael A. Kanther, Anne Ley-Schalles, Dr. Susanne Sommer, Robin Heun und Dr. Andreas Pilger (v.l.) gehören zu dem Projektteam, das ein Konzept für das neue Zentrum entwickelt hat.

Dr. Michael A. Kanther, Anne Ley-Schalles, Dr. Susanne Sommer, Robin Heun und Dr. Andreas Pilger (v.l.) gehören zu dem Projektteam, das ein Konzept für das neue Zentrum entwickelt hat.

Foto: KSM

Das Thema "NS-Dokumentationszentrum" war jahrelang ein Dauerthema in Duisburg, ohne dass es zu einem greifbaren Ergebnis gekommen war. Eine Zeit lang wurde der Vorschlag verfolgt, ein solches Zentrum im Stadtfenster unterzubringen, doch zeigte sich immer mehr, dass die Räumlichkeiten dort einfach nicht ausreichen, um die nationalsozialistische Vergangenheit unter lokalem Blickwinkel angemessen darstellen zu können.

Das Problem Ortsfrage ist inzwischen gelöst. Das Museum der Stadt Königsberg, das über das Kultur- und Stadthistorische Museum zu erreichen ist, schließt am 31. Dezember 2015 in Duisburg. Der gesamte Bestand geht dann an das Ostpreußische Landesmuseum nach Lüneburg (Niedersachsen). Ein Grund für den Wegzug aus Duisburg ist, dass Pfarrer i.R. Lorenz Grimoni, der viele Jahre lang das Museum mit großem Engagement geleitet hatte, keinen Nachfolger für diese ehrenamtliche Aufgabe finden konnte.

Das Team steht fest

Inzwischen hat ein Projektteam ein Konzept für das Zentrum entwickelt, das nun den Namen "Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie" bekommt. Dr. Susanne Sommer, Direktorin des Kultur- und Stadthistorischen Museums, und Dr. Andreas Pilger, Direktor des Duisburger Stadtarchivs, leiten gemeinsam das Projekt.

Weitere Mitarbeiter dieses Teams sind: Dr. Michael Kanther, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtarchiv, Anne Ley-Schalles, Historikerin und Archäologin, die an der Ausstellung zur Duisburger Stadtgeschichte maßgeblich beteiligt war, Robin Heun, Historiker und Politologe, der über den deutschen Nationalsozialismus forscht und das Netzwerk "NS-Aufarbeitung in Duisburg" aufbauen und betreuen soll, sowie Jochen Ebert, EDV-Sachbearbeiter, der für die technische Ausstattung des Zentrums verantwortlich ist.

Ort der Begegnung

Nach dem vorläufigen Konzept soll das Zentrum die Begegnung von jungen Menschen mit Zeitzeugen beziehungsweise deren direkten Nachfahren fördern. Dabei soll Schülern die Zusammenhänge der nationalsozialistischen Diktatur vermittelt werden. Um zu verdeutlichen, welches Gesicht der Nationalsozialismus in Duisburg gezeigt hat, soll, wie es im Konzept heißt, der "biografische Ansatz" im Mittelpunkt stehen. Dargestellt werden verschiedene Lebenswege, wobei sowohl die Täter als auch die Opfer berücksichtigt werden.

Bereits im kommenden Jahr soll der rund 50 Quadratmeter große Vortragsraum des Museums Stadt Königsberg als "DenkStätte" genutzt werden, wo Workshops veranstaltet werden und wo sich verschiedene Arbeitsgruppen treffen können. Gewissermaßen im Hintergrund wird ebenfalls ab dem kommenden Jahr der Aufbau einer Datenbank beginnen, um einschlägiges Quellenmaterial zu erschließen und zugänglich zu machen.

2016: Neuer Start für das Museum Stadt Königsberg

Im Jahr 2016 wird das dann ehemalige Museum Stadt Königsberg, das über eine Ausstellungsfläche von 300 Quadratmetern verfügt, vollkommen neu eingerichtet. In dem Zentrum soll auch die Arbeit von lokalen und regionalen Geschichtsinitiativen und Organisationen berücksichtigt werden. In der Konzeption heißt es ausdrücklich:

"In besonderer Weise ist das Zentrum auf Impulse und Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen." Gesucht werden ab sofort Zeugnisse, die einen Einblick in den Lebensalltag zur Zeit des Nationalsozialismus geben können. Ansprechpartnerin ist vor allem Dr. Susanne Sommer im Kultur- und Stadthistorischen Museum. Dort wird die Ausstellung "Jüdisches Leben in Duisburg von 1918 bis 1945" vorbereitet, die im April 2015 eröffnet werden soll. Ursprünglich war dieses Projekt für diesen November geplant.

Im Oktober erste Veranstaltungen

Doch schon in diesem Herbst laden die Mitarbeiter des zukünftigen "Zentrums für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie" zu den ersten öffentlichen Veranstaltungen ein: Am 3. Oktober, 15 Uhr, heißt es "Tatort Duisburg 1933 bis 1945". Robin Heun zeigt besondere Erinnerungsorte in der Innenstadt. Harald Molder, Vorsitzender der Zeitzeugenbörse Duisburg, lädt für Sonntag, 19. Oktober, 15 Uhr, zu einem einstündigen Stadtrundgang und zu einem anschließenden Gespräch ein.

Es geht um den großen Bombenangriff am 14./15. Oktober 1944. Der Schauspieler Rupert Seidl liest am Sonntag, 2. November, 15 Uhr, aus Briefen von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in den Jahren 1941/ 1942. Und am Sonntag, 16. November (Volkstrauertag), 15 Uhr, liest Rolf Peter Kleinen aus Briefen von Friedrich Piotrowski. Diese Briefe machen anschaulich, wie der Alltag im Zweiten Weltkrieg in Duisburg aussah.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort