Duisburg "Tango Factory" im TaM

Duisburg · Das jüngste, siebte Kammerkonzert im Theater am Marientor (TaM) stand mit dem vierköpfigen Ensemble "Tango Factory" um den virtuosen Bandoneonisten Marcelo Nisinman ganz im Gefolge des Tangokönigs Astor Piazzolla.

Mal was Anderes: Das jüngste, siebte Kammerkonzert im Theater am Marientor (TaM) war kein klassischer Klavierabend, und es trat auch kein Streichquartett auf, sondern das Ensemble "Tango Factory". Marcelo Nisinman (Bandoneon), Chen Halevi (Klarinette), Matan Porat (Klavier) und Winfried Holzenkamp (Kontrabass) setzen das Erbe des Tangokönigs Astor Piazzolla (1921-1992) lebendig in die Zukunft fort. Wie dieser verbinden sie Tango und Jazz, oder auch zum Teil avantgardistische Spieltechniken mit hohem Unterhaltungswert.

Mit eigenwilligen Arrangements zeigte die "Tango Factory" die Geschichte des Genres: von "El Entrerriano" (1897) von Rosendo Mendizabál (1868-1913), einem der ersten gedruckten Tangos, über "Cuando tu estas" (1932) von Carlos Gardel (1890-1935) in einer wunderbar stillen Fassung für Klarinette und Bandoneon, Piazzollas "Jeanne y Paul" (1973) aus einer Filmmusik und die melancholische "Ciudad Triste" des Piazzolla-Mitstreiters Osvaldo Tarantino (1927-1991) bis zu dem ergreifend schönen französischen Chanson "Nantes" (1963), das Barbara (1930-1997) schrieb, als ihr Vater starb. Matan Porat ergänzte in Duisburg noch eine virtuose Klavier-Bearbeitung von Piazzollas populärem "Libertango", die einem Vladimir Horowitz Ehre gemacht hätte, und wurde dafür besonders bejubelt. Der Clou des Programms waren die rasanten Eigenkompositionen, vor allem von dem 1970 geborenen Nisinman. In "Hombre Tango" (2010) porträtiert er sich selbst, "Pourquoi tu te lèves" (2005) beschreibt eine Liebesgeschichte, die nach Aussage des Komponisten "gut begann und schlecht endete", die "Argentinos en Europa" erzählen zu Hause nicht immer die Wahrheit, und "Chen's Tango II" (2010) porträtiert den "etwas verrückten" Klarinettisten des Ensembles. Der Titel "2665" (2011) von dem 1982 geborenen Matan Porat bezieht sich zum einen auf den Roman "2666" von Roberto Bolano, ist zum anderen ein Code für die Notenfolge d-fis-fis-f. Am Ende konnte es nur eine Zugabe geben, nämlich Piazzollas beliebtes "Adios nonino".

Das war ein kurzweiliger, kluger und auf hohem Niveau gespielter Abend. Für ein städtisches Kammerkonzert, das so etwas wie einen Bildungsauftrag hat, wirkte es allerdings ein wenig zu leichtgewichtig. Das wird wieder anders im nächsten, achten Kammerkonzert am 8. Mai, um 19 Uhr, im TaM. Dann spielen Michael Barenboim (Violine), Konstantin Sellheim (Viola) und Tomothy Park (Violoncello) Streichtrios von Franz Schubert, Jefim Golyscheff, Anton Webern und Wolfgang Amadeus Mozart. Karten und weitere Infos gibt es am einfachsten unter Telefon 0203 / 283 62 100.

(RP)
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