Tag der Arbeit in Duisburg Die Arbeiter demonstrieren am 1. Mai im Internet

Duisburg · Das Coronavirus zwingt auch die Gewerkschaften zu Kreativität. Die traditionellen Proteste am Tag der Arbeit finden nun im Internet statt und weichen erstmals der Straße. Prominenten Besuch gibt es trotzdem. Er bleibt nur zu Hause.

 2015 sprach Andrea Nahles in Duisburg beim Tag der Arbeit.

2015 sprach Andrea Nahles in Duisburg beim Tag der Arbeit.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Hoher Polit-Besuch hatte sich für die traditionelle Arbeiter-Demo am 1. Mai in Duisburg angekündigt, doch Svenja Schulze  wird nicht kommen. Die Bundesumweltministerin soll am kommenden Freitag lediglich in einem kurzen Video auf der Facebook-Seite des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) der Region Niederrhein auftauchen. Eigentlich hätte die SPD-Politikerin am Tag der Arbeit im Landschaftspark Duisburg- Nord gesprochen, über Arbeitnehmerrechte und die Aufgaben der Gewerkschaften, sie wäre in die Fußstapfen getreten ihrer Parteikollegin Andrea Nahles. Die Ex-SPD-Chefin war im Mai 2015 in Duisburg. Nun wird alles anders, zum ersten Mal in der Geschichte des Tags der Arbeit findet die Veranstaltung nur im Internet statt. Der DGB hat die Mai-Demonstration wegen der Corona-Pandemie verlegt.

„Das ist eine bittere Entscheidung gewesen“, sagt Bulut Surat, Organisationssekretär des DGB Niederrhein. „Jeder Gewerkschafter arbeitet das ganze Jahr auf den 1. Mai hin.“ Bereits Anfang April habe man gemeinsam mit der bundesweiten Dachorganisation entschieden, dass  die Demos in diesem Jahr in der ganzen Republik nicht stattfinden werden können. Einzelne linke und gewerkschaftsnahe Bündnisse gehen Sonderwege und wollen trotzdem demonstrieren, am Niederrhein hält sich der DGB aber raus. Vor rund vier Wochen planten die  Gewerkschafter, zumindest im Internet eine Aktion anzubieten, um den Tag der Arbeit doch noch feiern zu können. „Eine Pandemie ist eben eine Pademie, und da geht die Gesundheit natürlich vor“, sagt Surat.

Die Aktion läuft am Freitag vor allem über den Facebook-Kanal des DGB – und ist bereits in vollem Gange. Seit der vergangenen Woche werden dort unter dem Aufruf „#Solidarischnichtallein“ Video-Beiträge von Gewerkschaftern geteilt, die eigentlich am 1. Mai auf der Demo hätten sprechen sollen. Darunter sind etwa Stephan Somberg von der DGB Jugend Niederrhein und die DGB-Ortsverbandsvorsitzende Karina Pfau. Letztere erzählt in einem Video etwa die Geschichte, wie sie mit ihrem Vater einst vor vielen Jahren an ihrer ersten Mai-Demo teilgenommen hatte. Auch von Svenja Schulze soll am Donnerstag ein Videobeitrag erscheinen, in dem sie unter anderem erklärt, welche Bedeutung der Tag der Arbeit für sie hat. Am Mittwoch, dem 29. April, wird außerdem ein Video von Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link hochgeladen, der bereits in den Vorjahren auf den Mai-Demos gesprochen hatte. Auch im realen Leben wird etwas stattfinden – trotz Corona: Am Donnerstag um 20 Uhr wird das DGB-Haus in Duisburg am Stapeltor beleuchtet.

Die eigentliche Kundgebung startet dann am Freitag. Auf der Facebookseite „DGBNiederrhein“ wird um 10 Uhr ein Video online gehen, in dem die DGB-Vorsitzende und die acht Geschäftsführer jeweils eigene, kurze Redebeiträge einsprechen. Live ist die Veranstaltung allerdings nicht – die Videos wurden bereits vorab gedreht. „Technisch wäre das sehr umständlich gewesen, live zu verschiedenen Rednern zu schalten“, sagt Bulut Surat. Man habe sich dann für eine Aufzeichnung entschieden, auch um die Qualität der Aktion nicht unnötig zu gefährden. Nach den Rednern folge dann, so Surat, ein Musikvideo der IG Metall, das eigens für die ungewöhnliche Mai-“Demo“ produziert wurde.

Um 11 Uhr startet dann der bundesweite Livestream mit Solidaritätsbotschaften aus ganz Deutschland. Dazu gibt es auch musikalische Beiträge. Unter anderem sollen hier die deutsche Elektro-Band MIA., Liedermacher Konstantin Wecker, Opernsängerin Jocelyn B. Smith, Sängerin Sarah Lesch und Rocksänger Heinz Rudolf Kunze auftreten. Übertragen wird die Veranstaltung auch unter dgb.de/erstermai.

In den Tagen bis zur ersten Online-Demo zum Tag der Arbeit in Duisburg ruft der DGB auf, sich zu beteiligen. „Wer Lust hat, kann sich mit einem Selfie und einem Statement zum 1. Mai bei uns melden“, sagt Surat. Interessierte können beides per Mail an den DGB schicken: duisburg@dgb.de

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