Duisburg Suchthilfen arbeiten enger zusammen

Duisburg · Das Suchthilfezentrum Nikolausburg in Duisburg und das Fliedner Krankenhaus in Ratingen-Lintorf arbeiten künftig noch enger als bisher zusammen. Der Vertrag zwischen der stationären Einrichtung (Ratingen) und der ambulanten Suchthilfe (Duisburg) soll „flexiblere und individualisierte Therapiegestalung ermöglichen“. Was „flexibler“ und „individualisiert“ meint, erklärt die Ratinger Chefärztin Josefine Lorenzen: „Jeder Suchtkranke soll den Verlauf seiner Therapie selber bestimmen.“

Als Beispiel nennt sie den Fall eines 45-jährigen Alkoholikers, der bis gestern morgen noch in der Ratinger Klinik behandelt wurde. Nach seinem Entzug bewarb sich der Arbeitslose von der Klinik aus für einen neuen Job – und hatte Erfolg. Um die Stelle in einer familiär geführten Tankstelle anzutreten, muss er jedoch von heute auf morgen in die Ambulanz wechseln. „Früher war dieser Schritt mühsam, weil die Kostenträger einen schnellen Wechsel erschwerten.“ Durch den Kooperationsvertrag gibt es keine bürokratischen Hemmnisse mehr. „Die Suchttherapie kann sich nun ganz nach den Bedürfnissen des Kranken richten“, sagt Lorenzen.

Die Zusammenarbeit der beiden Häuser ermöglicht auch eine schnelle Krisenreaktion. „Dass Suchtkranke rückfällig werden, geschieht immer wieder“, erklärt Franz-Josef Werner vom Suchtzentrum Nikolausburg. Entzug und Abstinenz veränderten die Betroffenen, sie „wandeln sich zu anderen Menschen“. Dieser Wandel erzeugt Ängste; bei den Süchtigen wie bei Freunden und Familie. Kommt es in Folge zu Rückschlägen, kann der Süchtige künftig problemlos in die Klinik-Obhut zurückkehren.

Dort werden vorwiegend Alkoholkranke behandelt, davon zu 80 Prozent Männer. Wegen der wirtschaftlich angespannten Lage zählen immer mehr junge Menschen zu den Betroffenen, so Chefärztin Lorenzen. Alkoholismus mit Anfang 20 sei keine Ausnahme mehr.

(RP)
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