Duisburg Studio-Orchester löste knifflige Aufgabe

Duisburg · Drei ganz besondere Glanzpunkte der Musikgeschichte hatte sich das studio-orchester duisburg für sein jüngstes Sinfoniekonzert ausgesucht. Drei sehr spezielle Stücke für eher kleine Besetzung, für die Thomas Jung - neben David de Villiers einer der beiden musikalischen Leiter des Laienorchesters - dort auch zuständig ist.

Das erste war das "Siegfried-Idyll" WWV 103 von Richard Wagner, und zwar in jener solistischen Urfassung, die am Morgen des zweiten Weihnachtstags 1870 im Treppenhaus der Wagner-Villa in Tribschen bei Luzern erstmals erklang, als klingender Geburtstagsgruß und Liebesbrief an seine Frau Cosima. Es enthält nur wenig Motive aus Wagners Musikdrama "Siegfried", ist vor allem eine Feier für den ein Jahr zuvor geborenen Stammhalter Siegfried. Das zweite war im Kontrast dazu jene Suite für Kammerorchester, die Igor Strawinsky 1922 aus seinem zwei Jahre zuvor entstandenen Ballett "Pulcinella" zog, das wiederum auf damals zwei Jahrhunderte alter Musik von Giovanni Battista Pergolesi und anderen beruht.

Das dritte und längste nach der Pause war jene Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68, bekannt als "Pastorale", in der Ludwig van Beethoven 1808 "mehr Ausdruck der Empfindung als Malerey" liefern wollte, also keine Programmusik. Die Sätze tragen die vielsagenden Überschriften "Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande", "Szene am Bach", "Lustiges Zusammensein der Landleute", "Gewitter und Sturm" sowie "Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm".

Das war nun eine ebenso knifflige wie lohnende Aufgabe für die Laienmusiker, mit vielen filigranen Solostellen vor allem für die Bläser, nicht nur die Vogelstimmen an Beethovens Bach. Thomas Jung sorgte mit viel Geduld und Umsicht, aber eben auch einem praktisch professionell forderndem Dirigat dafür, dass man kaum merkte, dass man es hier nicht mit Profis zu tun hatte. Da mussten alle sehr genau aufeinander hören, denn diese drei Werke sind vielleicht spieltechnisch nicht allzu anspruchsvoll, sehr wohl aber ihre Artikulation und Phrasierung, spätestens bei Strawinskys gelegentlich verschobenen Rhythmen.

Der Clou des Abends war übrigens, dass die Pauken nur an einer einzigen Stelle eingesetzt wurden, nämlich bei Beethovens Donner. Der Effekt war verblüffend.

(hod)
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