Studie der Uni Duisburg-Essen Angehende Lehrkräfte benachteiligen Roma-Kinder

Duisburg · Dass Kinder mit Migrationshintergrund eher eine Empfehlung für eine niedrigere Schulform erhalten, ist kein Zufall – behauptet zumindest eine Studie der Universität Duisburg-Essen. Die Forscher haben dafür angehende Lehrkräfte befragt.

 Für die Online-Studie befragten Forscher des Instituts für Psychologie den Angaben zufolge 206 Lehramtsstudierende von Hochschulen im Ruhrgebiet.

Für die Online-Studie befragten Forscher des Instituts für Psychologie den Angaben zufolge 206 Lehramtsstudierende von Hochschulen im Ruhrgebiet.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Nach einer Studie der Universität Duisburg-Essen (UDE) benachteiligen angehende Lehrkräfte Kinder aus Roma-Familien bei den Empfehlungen für eine weiterführende Schule. Bei gleichen Leistungen würden die befragten Lehramtsstudierenden Schülerinnen und Schüler mit Roma-Hintergrund am ehesten auf eine Hauptschule schicken, deutsche Kinder ohne Migrationshintergrund dagegen überwiegend zum Gymnasium, wie die Universität am Donnerstag in Essen mitteilte.

Für die Online-Studie befragten Forscher des Instituts für Psychologie den Angaben zufolge 206 Lehramtsstudierende von Hochschulen im Ruhrgebiet. Sie baten die angehenden Lehrkräfte, die in einer zufälligen Reihenfolge vorliegenden Profile von 22 fiktiven Schülern weiterführenden Schulen zuzuordnen. In den Profilen war die ethnische Zugehörigkeit benannt: sechs Roma, sechs Türkeistämmige, zehn ohne Migrationsgeschichte. Alle wiesen demzufolge im Mittel das gleiche schulische Leistungsniveau auf.

„Wir konnten feststellen, dass fiktive männliche Schüler mit Roma-Hintergrund bei gleichem Leistungsprofil eine schlechtere Empfehlung für die weiterführende Schule erhalten als türkischstämmige oder Schülern ohne Migrationsgeschichte“, erklärte Sauro Civitillo, einer der Autoren der Studie.

Die Lehramtsstudierenden hätten bei Roma-Profilen am häufigsten die Hauptschule befürwortet. Am zweithäufigsten war das bei türkeistämmigen Kindern der Fall. Bei den Gymnasialempfehlungen sei es genau umgekehrt gewesen. Deutschen Schülern ohne Migrationsgeschichte sei am häufigsten der Besuch eines Gymnasiums nahegelegt worden.

Als Konsequenz der Studienergebnisse fordern die Autoren, es müsse sichergestellt werden, dass Lehrkräfte roma-feindliche Vorurteile erkennen und verhindern. Zudem sollten Lehrpläne Informationen über die Gruppe der Roma und Sinti, ihre Herkunft und ihre Verfolgung während der NS-Zeit enthalten, erklärte Civitillo. Gängigen Stereotypen könne mit Beispielen bekannter Roma- und Sinti-Persönlichkeiten wie dem Politiker Romeo Franz oder der Sängerin Marianne Rosenberg entgegengetreten werden.

(epd/dab)
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