Duisburg Strahlende Bilder in der Michaelskirche

Duisburg · Die Künstlerin Marie-Luise Dähne schuf einen vielschichtigen farbigen Fensterzyklus für die Meidericher Pfarrkirche an der Von-der-Mark-Straße. Ab heute kann die Fensterneugestaltung besichtigt werden.

 Dieter Siegel, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, freut sich über die neue Kunst im sakralen Raum.

Dieter Siegel, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, freut sich über die neue Kunst im sakralen Raum.

Foto: peggy mendel

Nach rund zwei Jahren Bauzeit ist die Fenstersanierung in der Pfarrkirche St. Michael auf der Von-der-Mark-Straße in Meiderich zum Abschluss gekommen. Neun weitere Kunstfenster zieren nun seit kurzem das Kirchenschiff und verleihen dem Raum feierliche und strahlende Bilder - sehr zur Freude der Kirchengemeinde.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die 1885 im neugotischen Stil erbaute katholische Michaelskirche weitestgehend verschont, verlor aber die ursprüngliche Verglasung. Nach dem Krieg wurde als Sofortmaßnahme zunächst eine einfache Bleiverglasung mit künstlerischen Elementen eingebaut. Doch infolge großer Sonneneinstrahlung und entsprechender Temperaturschwankungen auf der Südseite der Kirche war die Verglasung dieser Fensterfront durch verrostete Querträger und spröde gewordene Bleieinfassung so marode geworden, dass die dortigen Fenster vor gut 20 Jahren entfernt werden mussten.

Kostengründe zwangen die Kirchenleitung damals, nur eine durchsichtige Schutzverglasung einzubauen. Doch diese Lösung ließ die Kirche architektonisch unvollendet wirken und führte zu spürbarem Durchzug und überhöhter Feinstaubbelastung im Kirchenschiff.

2012 konnte als erste Sanierungsmaßnahme das große Querfenster der Südseite in Angriff genommen werden. Damals wie heute war es die Berliner Künstlerin Marie-Luise Dähne, die dort das erste Kunstfenster installierte.

Dieses Fenster greift als Motiv den Namenspatron der Kirche und Pfarrei auf, nämlich den Erzengel Michael. "Michael ist der Engel, der uns mit einem Schwert vor dem Bösen bewahrt und beschützt und für Gerechtigkeit kämpft", sagt Bezirkspfarrer und Gemeindepastor Andreas Rose. "Im Michaelfenster wird dieses Symbol durch einen roten Balken markiert, der als Feuerschwert von oben bis unten in den Kirchenraum ragt." Gefertigt wurde dieses Fenster in den Kevelaerer Werkstätten für Glasmalerei Hein Derix. Die Gesamtkosten dieser Fenstererneuerung betrugen 50 000 Euro.

Anders dagegen die dieser Tage fertig restaurierten restlichen Fenster auf der Süd- wie aber auch auf der Nordseite. Diese wurden nach den Vorgaben von Dähne in der Glasmalerei Peters in Paderborn hergestellt. Neun neue Kunstfenster, davon vier auf der Nordseite und vier auf der Südseite, gekrönt von einem weiteren nördlichen Querhausfenster, tauchen den Kirchenraum der Michaelskirche nun zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten in farbige Lichtspiele und verleihen dem Raum feierliche und strahlende Bilder.

Die Fenster binden sich in eine gestalterische Gesamtheit ein, die neben einer festen Farbikonografie auch vom formalen Aufbau bestimmt wird. Sphärenhafte, fast farblose Ebenen überlagern sich in den jeweils unteren Bereichen und lassen den intensiv farbigen Teil der oberen Fensterhälften geradezu spektakulär erscheinen. Biblische Deutungsoffenheit spielt mit testamentarischen Überlieferungen, um die Betrachter der Fenstermotive dazu einzuladen, über den immerwährenden Anfang und das Ende des Lebens nachzudenken.

Die Namen der Fenster führen zu einem sakralen Zyklus: Das Passionsfenster, das Weihrauchfenster, das Seraphimfenster, das Gabrielfenster, das Rafaelfenster, das Inkarnationsfenster, das Fenster vom Leben und der Lehre Jesu, das Fenster der Wunderheilung sowie das Eucharistiefenster.

Die Idee dazu, die Fenster der Nordseite mit christologischen Motiven und die der Südseite mit Engelsmotiven zu versehen sowie deren künstlerische Gestaltung einerseits, als auch die technische Planung, Umsetzung und Betreuung bei der Herstellung andererseits, lag in Händen der mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Künstlerin Marie-Luise Dähne, die ihr Atelier für künstlerische Rauminterpretation, wie sie ihr Büro nennt, in Berlin hat. Seit 1983 arbeitet sie freischaffend, 1998 fanden erste Arbeiten mit Glas statt. Die Begegnung zwischen ihr und Pfarrer Rose war aber eher zufällig.

Die Kosten der Erneuerung der Südfenster beliefen sich auf 150 000 Euro, die allesamt durch Spenden aufgebracht wurden. Die Sanierung der Nordfenster dagegen wurden aus dem "Budget Bauerhaltung" über das Bistum Essen finanziert, zu dem die Pfarrkirche St. Michael gehört. Dieter Siegel, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes und ambitionierter Kunstsammler, freut sich über die außergewöhnliche Kunst im sakralen Raum.

Nachdem am vergangenen Sonntag im Rahmen einer Vesper die offizielle Vorstellung der neuen Kirchenfenster stattfand, ist eine Besichtigung der Fensterneugestaltung in St. Michael ab sofort allen zugänglich. So am heutigen Samstag um 17.15 Uhr zum Rosenkranzgebet mit der um 17.45 Uhr sich anschließenden Vorabendmesse oder am morgigen Sonntag um 9 Uhr zur Heiligen Messe bzw. um 11.15 Uhr anlässlich des Eröffnungsgottesdienstes der Firmlinge.

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