Duisburg Störche der Großstadt

Duisburg · In der Rheinaue Walsum leben mehr als 200 Vogelarten, einige sind vom Aussterben bedroht. Das rund 550 Hektar große Gebiet im Duisburger Norden zählt zu den bedeutendsten Naturschutzgebieten in Nordrhein-Westfalen.

 In der Walsumer Rheinaue brüten auch in diesem Jahr wieder Störche. Die Naturschützer hoffen, dass es diesmal mit dem Nachwuchs klappt, nachdem in den vergangenen Jahren die Jungen gestorben waren.

In der Walsumer Rheinaue brüten auch in diesem Jahr wieder Störche. Die Naturschützer hoffen, dass es diesmal mit dem Nachwuchs klappt, nachdem in den vergangenen Jahren die Jungen gestorben waren.

Foto: Probst, Andreas

Grüne Wiesen und Ackerflächen, dazwischen dornige Hecken und die für den Niederrhein typischen Kopfbäume: Im Norden der Stadt erstreckt sich das bedeutendste Biotop Duisburgs, die Rheinaue Walsum. Das rund 550 Hektar große Naturschutzgebiet beheimatet zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Einige von ihnen stehen auf der "Roten Liste", sie sind vom Aussterben bedroht.

 Die Grafik zeigt, wo sich Biotope im Norden der Stadt befinden.

Die Grafik zeigt, wo sich Biotope im Norden der Stadt befinden.

Foto: Stadt

Tümpel entstanden durch Bergbau

Eigentlich trägt die Rheinaue ihren Namen zu Unrecht: Durch den Deich, der das Gebiet in Vor- und Hinterland trennt, unterliegt mehr als die Hälfte des Gebietes nicht der sogenannten Auendynamik. Das bedeutet, dass das Hinterland bei Hochwasser nicht mehr vom Rhein überflutet und durch vom Flusswasser angespülte Nährstoffe angereichert wird. Dafür haben sich in Senkungen, die durch den Bergbau entstanden, in den vergangenen rund 20 Jahren viele Gewässer gebildet. Die kleinen Tümpel bieten Tieren und Pflanzen heute überlebenswichtigen Raum.

Mit der Brut begonnen

Einer, der das Gebiet besser kennt als seine Westentasche, ist der gebürtige Duisburger Dr. Johannes Meßer. Der 48-jährige Geologe engagiert sich seit mehr als 30 Jahren im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, kurz BUND. Er ist eines von sechs aktiven Mitgliedern der vor einigen Jahren gegründeten Arbeitsgruppe Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum und von der Unteren Landschaftsbehörde eingesetzter Landschaftswart. In der schönen Jahreszeit sei er mindestens einmal pro Woche vor Ort, sagt Meßer, im Winter einmal im Monat. Wer mit ihm unterwegs ist, merkt schnell, was dem engagierten Umweltschützer ganz besonders am Herzen liegt: die Vögel. Jetzt, um Ostern, haben viele Tiere mit der Brut begonnen.

Die Rheinaue gehört zum EU-Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein, eines der ökologisch wertvollsten Gebiete in ganz NRW. Um die 210 Arten leben hier, darunter Eisvögel, Baumfalken und Nachtigallen, ebenso zahlreiche wie seltene Enten und Gänse. In regelmäßigen Abständen zählen Meßer und Co. die Tiere, sie sprechen dann von Kartierung. Anhand der Aufzeichnungen lässt sich nachvollziehen, welche Arten in der Rheinaue beheimatet sind oder waren, welche Standorte sie bevorzugen.

Warten auf Storch-Nachwuchs

Sechs sogenannte Nisthilfen hat der BUND im Schutzgebiet aufgestellt. Eine davon hat momentan ein Pärchen Weißstörche bezogen. "Die Tiere haben schon in den vergangenen zwei Jahren hier gebrütet", berichtet Meßer, während er die Vögel mit dem Fernglas beobachtet. "Aber ihre Jungen sind leider gestorben. Wir hoffen, dass es diesmal klappt."

Ob die Störche und alle anderen Vögel im Duisburger Norden ungestört brüten können, hängt in hohem Maß auch vom Verhalten der Menschen ab. "Die meisten Leute respektieren die Natur", meint Meßer. Doch muss der Landschaftswart immer wieder Menschen darauf hinweisen, dass sie sich in einem Naturschutzgebiet befinden. Dort ist unter anderem das Verlassen der Wege verboten! Und: Hunde müssen angeleint werden! Kürzlich habe ein Hund 3000 Vögel aufgeschreckt, sagt Meßer. "Der Besitzer hat das überhaupt nicht gemerkt." Herrchen seien uneinsichtig, oft werde er auch beschimpft. "Ich wurde sogar schon angegriffen, musste die Polizei rufen." Auch mit Anglern gebe es oft Probleme, da diese querfeldein laufen.

Kleine Störung, große Folgen

Welche gewaltigen Folgen schon kleinste Störungen haben, zeigt ein trauriges Ereignis aus dem Jahr 1995: Damals ging ein Angler vermutlich ahnungslos zum Urinieren ins Schilf. Dabei schreckte er offenbar brütende Rohrweihen auf. Ganze acht Pärchen gab es davon am Niederrhein. Die Greifvögel gaben nach der Störung die Brut auf. "Seitdem haben wir hier leider keine Rohrweihen mehr gesehen", sagt Meßer.

(RP)
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