Facebook-Hetze in Duisburg Stimmung am Problemhaus spitzt sich zu

Duisburg · Unbekannte haben rechtsradikale Parolen an die Hauswände in Rheinhausen geschmiert, in sozialen Netzwerken rufen Duisburger offen zur Gewalt gegen die Bewohner des Hochhauses "In den Peschen" auf. Die Politik ist gefordert.

Die Situation rund um das Problemhaus "In den Peschen" in Bergheim spitzt sich weiter zu. Am Mittwoch mussten die Wirtschaftsbetriebe mal wieder außerplanmäßig ausrücken, um am Hochhaus für Ordnung zu sorgen.

Dieses Mal allerdings nicht wegen eines Müllberges. Unbekannte hatten an Montagabend rechtsradikale Parolen an die Hauswände rund um das Grundstück geschmiert. Gleichzeitig ermittelt die Duisburger Staatsanwaltschaft in mehreren Fällen wegen Gewaltaufrufen gegen das Haus und seine Bewohner in einer Facebook-Gruppe.

Ungeachtet der teilweise menschenverachtenden Aufrufe zeigt die Diskussion in dieser Gruppe vor allem eins: die zunehmende Ohnmacht und — damit einhergehend — die wachsende Aggression der Duisburger angesichts der weiterhin unveränderten Situation in Bergheim.

"Den Menschen reißt der Geduldsfaden", fasst Polizeisprecher Ramon van der Maat die Lage zusammen. Die teilweise mehrfach ausrückenden Streifenbeamten stellen täglich vor Ort eine zunehmende Feindseligkeit im Viertel fest. Zum Glück sind es aber nur Wenige, die in einem Akt geistiger Beschränktheit zu Brandanschlägen auf das Haus auffordern.

"Wir müssen die Ratten loswerden", schreibt ein Nutzer am späten Samstagabend in besagter Gruppe. Ein anderer Nutzer, der in seinem privaten Profil angibt, bei ThyssenKrupp zu arbeiten und die Musik von "Fettes Brot" zu mögen, schlägt vor: "Eine Bombe auf das Haus und dann ist Ruhe da." Und ein Dritter formuliert es noch drastischer, noch menschenverachtender.

Alle Einträge sind mittlerweile gelöscht, die Staatsanwaltschaft hat aber die Daten der Nutzer angefordert und eigene Ermittlungen aufgenommen. Polizeisprecher van der Maat will die Eskalation im Internet nicht zu hoch bewerten. Eine unmittelbare Gefahr für das Leben der etwa 1400 Rumänen und Bulgaren in dem Hochhaus sieht die Polizei jedenfalls nicht.

Dafür jedoch enormen Handlungsbedarf, was den Umgang mit den Bewohnern des Hochhauses betrifft. "Alle Beteiligten sind aufgefordert, diese Situation endlich zu entschärfen", sagt van der Maat. Die Polizei sitze an letzter Stelle in einer Kette von Fehlentwicklungen: "Wir können nur reagieren — und selbst da sind uns die Hände gebunden."

Allzu häufig müssten die Beamten hinnehmen, dass die Kinder der Einwanderer systematisch zu Dieben ausgebildet werden und sie dennoch kaum Eingriffsmöglichkeiten haben. "Erst wenn diese Kinder 14 Jahre alt und damit strafmündig sind, können wir entsprechende Maßnahmen einleiten", sagt van der Maat. Der Freifahrtschein als "Klau-Kind" werde demnach von den Eltern konsequent ausgenutzt.

Jugend-Dezernent Thomas Krützberg kündigte deshalb am Mittwoch gegenüber der RP ein Ende des "Kuschelkurses" an. "Wir werden künftig auch zum härtesten Schritt greifen, wenn das Kindeswohl durch die Eltern derart gefährdet wird. Dann werden wir die Kinder aus den Familien entfernen." Allerdings sind die Erfahrungen mit ähnlichen Maßnahmen recht eindeutig. Die Kinder bleiben oftmals nur wenige Stunden in der Obhut von Heimen. Bei erstbester Gelegenheit türmen sie und kehren zu ihren Familien zurück. "Ein Kinderheim ist kein Ort abgeschlossener Türen. Aber wir müssen uns darüber klar sein, dass wir mit diesen Menschen anders umgehen müssen als mit anderen."

Krützberg mahnt dennoch vor einer Pauschalisierung: "Die katastrophale Situation in Rheinhausen führt leider dazu, dass genau diese Verallgemeinerung passiert. Wer jedoch integrationswillig ist, der bekommt von uns jede Hilfe. Wer hingegen kriminell ist, bekommt unsere Härte zu spüren." Verwaltung und Politik tun gut daran, schnell einen funktionierenden Maßnahmenkatalog umzusetzen. "So kann es nicht weitergehen", macht Polizeisprecher van der Maat deutlich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort