Duisburg Stilsicher und spielfreudig

Duisburg · Der Dirigent Reinhard Goebel plädierte im jüngsten, elften Philharmonischen Konzert erfolgreich für die Musik des unterschätzten Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann. Großer Jubel für die Duisburger Philharmoniker.

 Vorzügliche Sopran-Solistin: Christine Wolff.

Vorzügliche Sopran-Solistin: Christine Wolff.

Foto: ulli gessner

Wer nach dem jüngsten, elften Philharmonischen Konzert den Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann (1681-1767) noch für einen mittelmäßigen Vielschreiber hält, dem ist nicht zu helfen. Der Telemann-Apostel Reinhard Goebel plädierte mit seinem dritten Duisburger Auftritt als philharmonischer Gastdirigent nach 2004 und 2007 erfolgreich für die intelligent unterhaltende Musik des Meisters.

 Feuriger Dirigent: Reinhard Goebel.

Feuriger Dirigent: Reinhard Goebel.

Foto: christina bleier

Wir erlebten auch, wie der fest in der deutschen Tradition verankerte Telemann französische, italienische und polnische Einflüsse verarbeitete. Die Duisburger Philharmoniker traten selten so stilsicher und spielfreudig auf wie an diesem Abend. Goebels feuriger, manchmal fast atemloser Antrieb brachte sie zu einem geradezu kammermusikalischen Einsatz auf der sprichwörtlichen Stuhlkante. Der Jubel des Publikums war am Ende groß.

Das lag natürlich auch daran, dass die vier Werke des Programms geschickt so ausgewählt waren, dass jeder einzelne Musiker dankbar gefordert war. Im Mittelpunkt standen drei konzertante Suiten: die Ouvertüre C-Dur für drei Oboen (wahrhaft virtuos: Imke Alers, Dalia El Guindi und Nieke Schouten), Streicher und Basso continuo (Fagott: Anselm Janissen) TWV (= Telemann-Werke-Verzeichnis) 55:C6, das Concerto D-Dur für zwei Flöten (Stefan Boots und Wolfgang Denhoff), Violine (Florian Geldsetzer), Violoncello (Fulbert Slencka), Streicher und Basso continuo TWV 54:D1 und die grandiose Suite (Concerto) "per l'orchestra di Dresda" für Violine solo (Geldsetzer), zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Trombe di caccia (hohe Hörner: Nicolai Frey und Ai Kohatsu), Streicher und Basso continuo F-Dur TWV 51:F4.

Das eigentliche Ereignis stand jedoch an zweiter Stelle, nämlich Telemanns im Alter von 84 Jahren komponiertes letztes Werk, die dramatische und klangmalerische Kantate "Ino" TWV 20:41, mit der sich der Komponist als geradezu jugendlicher Zeitgenosse etwa eines Christoph Willibald Gluck zeigte.

Die vorzügliche Sopran-Solistin in der Duisburger Philharmonie Mercatorhalle hieß Christine Wolff, trotz arger Registerbrüche, aber mit merklicher Freude an der schönen Aufgabe.

(hod)
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