Duisburg Stilfragen am Weißen Sonntag

Duisburg · Der Weiße Sonntag trägt seinen Namen nicht aus aktuellen meteorologischen Gründen. Die Bezeichnung geht vielmehr auf weiße Gewänder zurück, die früher von den in der Osternacht Getauften getragen wurden. Morgen wird auch in Duisburg traditionell die Erstkommunion gefeiert.

 Karin Koplin-Luhr zeigt aktuelle Modelle aus der Kommunion-Kollektion. Aktuell gehe der Trend zu eher schlichten Kleidern, sagt sie, vor allem niederländische Hersteller liefern die beliebten Modelle.

Karin Koplin-Luhr zeigt aktuelle Modelle aus der Kommunion-Kollektion. Aktuell gehe der Trend zu eher schlichten Kleidern, sagt sie, vor allem niederländische Hersteller liefern die beliebten Modelle.

Foto: ralf Hohl

Es ist ein Stück gelebter Ökumene, das sich morgen im Duisburger Stadtteil Neumühl vollzieht. Weil die eigene Kirche derzeit nicht nutzbar ist, weicht die katholische Herz-Jesu-Gemeinde in die evangelische Gnadenkirche aus. 63 Kinder empfangen von Pater Tobias in dem protestantischen Gotteshaus ihre erste Kommunion. Für den katholischen Geistlichen ein besonderes Zeichen moderner Kirche: "So etwas wäre vor 20 Jahren doch noch völlig ausgeschlossen gewesen. Wir fühlen uns der evangelischen Gemeinde sehr verbunden und sind dankbar, dass dieser wichtige Gottesdienst in einem angemessenen Rahmen stattfinden kann."

Einen angemessenen Rahmen zu finden, ist am Weißen Sonntag tatsächlich gar nicht so einfach. Während etwa die Gemeinde St. Peter und Paul in Marxloh bereits vor einigen Jahren ein einheitliches Gewand für alle Kommunionkinder durchgesetzt hat, scheitern solche Pläne an anderer Stelle am Widerstand der Eltern. "Ich denke, dass es vielen Familien einfach wichtig ist, diesen besonderen Tag auch durch ein festliches Gewand zu dokumentieren", sagt Pater Tobias.

Im Duisburger Kindermoden-Geschäft Coccolino von Karin Koplin-Luhr sind es häufig die Kinder selbst, die mit erstaunlicher Bestimmtheit den Anzug oder das aufwendige Kleid einem alltagstauglicheren Outfit vorziehen. "Den Müttern fällt mitunter die Kinnlade herunter, wenn der Sohn auf einen Anzug besteht", sagt Karin Koplin-Luhr. Dem Vorbild des Vaters, Großvaters oder Onkels folgend, will der Nachwuchs ein festliches Gewand für den Festtag.

Eine Beobachtung, die sich auch mit der Wahrnehmung von Trendforschern deckt. "Das Kind schnuppert für einen Tag am Erwachsensein. Das Outfit nimmt ein späteres Erscheinungsbild vorweg", sagt Rainer Pfuhler vom Institut Rheingold.

Bis zu 400 Euro zahlen die Kunden bei Karin Koplin-Luhr für ein extravagantes Kommunionkleid samt Haarschmuck und Schuhen. "Dahinter steckt selbstverständlich ein gewisses Prestigedenken — der Wunsch, sich über hochwertige Kleidung abzugrenzen", sagt Pfuhler. Dennoch ist der Markt mit Kommunionbekleidung mittlerweile ein Nischengeschäft. Die großen Duisburger Kaufhäuser haben sich aus dem Geschäft zurückgezogen, dafür sind türkische Brautmoden-Geschäfte neu hinzu gekommen. Sie finden in der polnischen Gemeinde aus dem Duisburger Norden ihre Kundschaft, die Wert auf besonders opulente Kommunionkleider legt.

(RP)
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