Mode made im Ruhrpott Stahl im Herzen und auf der Brust
Duisburg · Drei Lokalpatrioten aus Rheinhausen verkaufen unter dem Namen „Stahlkind“ Duisburger Mode.
Wenn Christian Dorscheid, Christian Brukschen und Sven Reimann von ihrem beruflichen zweiten Standbein sprechen, dann weckt das in ihnen sofort Kindheitserinnerungen. Die drei Freunde aus Rheinhausen sind die Macher hinter dem Modelabel „Stahlkind“. Mit ihrer Kleidung und anderen Produkten zeigen sie ihre Verbundenheit zu Duisburg und der Stahlindustrie, die die Stadt so stark prägt.
Das Label „Stahlkind“ gibt es seit 2016. Entstanden sei es aus einer Schnapsidee heraus, sagt Christian Dorscheid. Der 37-Jährige ist hauptberuflich Fanbeauftragter beim MSV Duisburg. „Wir saßen bei mir in der Gartenhütte zusammen und haben was getrunken“, erinnert er sich. „Wir drei hatten ein paar Euros übrig und wollten gemeinsam etwas machen.“
Dass die Freunde ausgerechnet in Kleidung und vor allem T-Shirts investieren, die sich dem Thema Stahl widmen, hat zwei Gründe: Sie tragen selber gerne Oberteile mit buntem Druck. Zudem sind sie mit dem Stahl aufgewachsen und verwurzelt. Vom Uropa, über Opa und Oma bis hin zum Vater haben sämtliche Mitglieder ihrer Familien auf der Hütte in Rheinhausen oder im Duisburger Norden gearbeitet.
Angefangen hat alles mit einem Shirt, auf dem der Arbeiterstreik auf der Brücke der Solidarität im Jahr 1987 abgebildet ist. Das Motiv war ein großer Erfolg. „Das Shirt war in mehreren Auflagen sofort ausverkauft“, sagt Christian Brucksen, der eigentlich als Meister in der Chemieindustrie tätig ist. Damals verkauften die drei Männer ihre Kleidung noch aus einem Keller heraus. Mittlerweile mieten sie ein 120 Quadratmeter großes Ladenlokal.
In ihrem Laden türmen sich Oberteile, Mützen, Armbänder, Fußmatten, Aufkleber, Postkarten und viele weitere Produkte fast bis unter die Decke. Nahezu alles, was in dem Geschäft gekauft werden kann, ist mit einem Motiv verbunden, das an die Stahlindustrie angelehnt ist. Die Motive reichen von Hochöfen über Stahlarbeiter in Vollmontur bis hin zu einem Torpedowagen, ein spezieller Eisenbahnwagen, der für den Transport von flüssigem Roheisen bestimmt ist. Die Kleidung ist in den Größen S bis 4XL verfügbar. Zudem gibt es auch Babykleidung.
Neben dem eigenen Laden bieten die Freunde ihre Kleidung auch im Internet und auf lokalen Großveranstaltungen wie dem Marina Markt oder der Nacht der Industriekultur an. Der Online-Shop ist angesichts des großen Angebots auch bitter nötig. „Wir haben sehr viele verschiedene Shirts“, sagt Bruckschen. „Da wird es mit dem Platz im eigenen Laden schon manchmal schwierig.“ Die Bestellungen, die online eintrudeln, verpacken die Rheinhausener noch selbst. Binnen zwei bis acht Tagen ist die Ware beim Kunden.
Männer zahlen für ein T-Shirt mit Aufdruck 24,95 Euro, Frauen fünf Euro mehr. Mützen gibt es ab 15,95 Euro. Der im Vergleich zu Modeketten teurere Preis ist auf die Qualität der Oberteile zurückzuführen. „Für das Geld bekommt unser Kunde eine ordentliche Qualität“, sagt Sven Reimann, der hauptberuflich als Finanzbuchhalter tätig ist. „Es gibt Kunden, die unsere Shirts bereits sammeln.“ Die Kleidung aus festem Stoff wird in Deutschland produziert und veredelt, die von einem Designer erarbeiteten Motive werden per Digitaldruck aufgetragen. „Unsere Shirts halten überdurchschnittlich lange und gehen nicht bei der ersten Wäsche kaputt“, so Dorscheid. Das Feedback der Kunden sei stets positiv. „Wir haben Kunden aus dem ganzen Ruhrgebiet“, ergänzt Reimann.
Noch arbeiten die drei Freunde nebenberuflich an ihrem Modelabel. Doch nach und nach soll sich dies im besten Fall ändern. „Wir haben das Ziel, bald jeden Tag und länger geöffnet zu haben“, sagt Brukschen. Auch das Angebot soll stetig wachsen. im Sommer 2018 ergänzte das Label „Pottkulturerbe“ zuletzt das Sortiment. Auf diesen Shirts ließen sich „ruhrpotttypische“ Motive wie das Kiosk um die Ecke finden, erklären die Modemacher.