Duisburg Stadt abgeschlagen im Regionen-Check

Duisburg · Das Magazin "Focus" hat im März ein Deutschland-Ranking veröffentlicht. Von 402 Städten und Kreisen landete Duisburg auf Rang 397. Die Meinungen über die Aussagekraft der Studie sind geteilt.

 Blick auf den Lifesaver-Brunnen auf der Königstraße – eines der Wahrzeichen von Duisburg.

Blick auf den Lifesaver-Brunnen auf der Königstraße – eines der Wahrzeichen von Duisburg.

Foto: Christoph Reichwein

Das Magazin "Focus" veröffentlichte Mitte vergangenen Monats seinen aktuellen Regionen-Check. Verglichen wurden 402 Kreise und Städte bundesweit. Duisburg landete auf Rang 397. In Nordrhein-Westfalen finden sich nur Bottrop, Herne und Mönchengladbach weiter hinten in der Tabelle. Besonders schlecht bewertet wurde die Stadt in den Rubriken "Wohlstand", "Jobs" sowie "Wohnraum und Infrastruktur".

Für Andreas Fateh, Kreisgruppen-Geschäftsführer des Paritätischen Landesverbandes NRW, ist das schwache Ergebnis keine Überraschung. "Das ist nichts Neues. In Duisburg liegen wir mit einer Armutsquote von 25,1 Prozent an der Spitze der Republik." Als armutsbedroht gelten derzeit Single-Haushalte, die mit weniger als 870 Euro netto pro Monat auskommen müssen sowie Familien mit zwei Kindern unter 14 Jahren, die mit weniger als 1.826 Euro auskommen müssen.

Das Kernproblem: anhaltend hohe Arbeitslosigkeit

Fateh sieht das Kernproblem in der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit, die "seit Jahren fest zementiert" sei. "Derzeit haben wir rund 30.000 Leute ohne Arbeit, und da sind diejenigen nicht mit eingerechnet, die in Maßnahmen sind. Da muss sich etwas ändern", so Fateh. Dies könne jedoch nur gelingen, wenn neue Investoren gefunden werden, die Stellen schaffen — und bei diesem Punkt hat der Kreisgruppen-Geschäftsführer des Paritätischen Verbandes ein weiteres stadtspezifisches Problem ausgemacht: "Der Imagefaktor ist ein wichtiger Aspekt für Unternehmen. Und da schneidet Duisburg wie das gesamte Ruhrgebiet schlecht ab."

Ein Lösungsansatz könne ein öffentlich geförderter Arbeitsmarkt sein. "Darüber muss man versuchen, die Menschen wieder in Lohn und Brot zu bringen." Die so genannten Ein-Euro-Jobs könnten lediglich dazu dienen, Menschen, die lange Zeit arbeitslos waren, überhaupt erst wieder arbeitsfähig zu machen. Doch auch diese Gemeinwohlstellen hat die Stadt zum Jahreswechsel 2013/2014 von 2.000 auf 600 gekürzt.

Vor allem Wohlfahrsverbände kämpfen mit Armutsfolgen

Das trifft laut Andreas Fateh vor allem die Wohlfahrtsverbände, die täglich mit den Armutsfolgen konfrontiert werden, hart. "Die Duisburger Tafel beispielsweise wird zu einem großen Teil durch Gemeinwohlarbeiter betrieben. Alles lässt sich über Ehrenamtlichkeit nicht abdecken. Wir stoßen irgendwann an unsere Grenzen, wenn uns Verbänden selbst die Unterstützungsleistungen wegbrechen", sagt Fateh.

Uwe Gerste stellt die Aussagekraft der Studie in Frage. "Es wird nicht klar, wie das erarbeitet wurde, und es fehlt an einer Gewichtung der Kategorien", kritisiert der Duisburg- Marketing-Geschäftsführer und verweist darauf, dass in dem Ranking Faktoren unberücksichtigt geblieben seien, bei denen Duisburg hätte punkten können. So hätten aktuelle Untersuchungen ergeben, dass die vom Frischekontor durchgeführten Veranstaltungen eine positive Außenwirkung haben, Duisburg bundesweit als attraktiver Ort für Veranstaltungen gewertet würde und zunehmend mehr Tages- und Übernachtungsbesucher zu verzeichnen sind, erklärte Gerste.

Auch die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Duisburg (GfW) misst der Studie keine allzu große Aussagekraft bei. "Die Parameter sind subjektiv ausgewählt. Da war es klar, dass Duisburg genau wie fast alle anderen großen Städte nicht gut abgeschnitten hat", sagt Annegret Angerhausen-Reuter, Pressesprecherin der GfW. "Es kommt immer darauf an, welche Faktoren man zugrunde legt und wie man diese sichtet. Bei anderen Parametern gibt es ein anderes Ergebnis", so Angerhausen-Reuter.

(RP)
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