Weiß-blaue Bescheidenheit

Vom Aufstieg ist beim MSV längst keine Rede mehr. Trainer Neururer spricht vielmehr davon, in vernünftigere Tabellengefilde zurückkehren zu wollen. Doch dazu müssen einige Baustellen abgearbeitet werden.

Kein Systemwechsel, nur eine Festlegung auf eine bestimmte Spielweise. Das klingt nicht nach Revolution oder Aktionismus. Peter Neururer, der Trainer des MSV Duisburg, hat Stärken und Schwächen analysiert und seine Schlüsse gezogen. Das kommt vor. Hoffentlich regelmäßig. Auch wenn man nicht vier von fünf Spielen verloren hat wie das Zebra. Auch wenn man nicht die Chance, sich aus der Krise zu kicken, mit einem 1:3 in den Münchener Herbstregen schießt. Ein Trainer hat geschaut und entschieden. Das ist sein Job.

Etwas anders klingt schon der Hinweis, dass man sich in "vernünftigere Tabellengefilde" vorarbeiten will. Die neue Form weiß-blauer Bescheidenheit. Nicht auf den Speicher der Liga, sondern nur aus dem Keller. Und eine typische Begriffsgestaltung, die sich im Bedarfsfall optimistischer oder realistischer auslegen lässt.

Ausfälle gelten nicht als Ausrede

Was dann auch auffällt, dass Peter Neururer bei seiner Kampagne "Nun aber raus aus der Krise" nicht die Personalausfälle als Ausrede gelten lassen will, sie aber sicherheitshalber erwähnt. Den Verkauf von Dorge Kouemaha, um die 1,2 Millionen Transferüberschuss zu erwirtschaften, die Verletzung von Sandro Wagner. Und die Tatsachen, dass Caiuby die Vorbereitung habe nicht richtig mitmachen können, Änis Ben-Hatira in Hamburg war und Sören Larsen ohne Spiel in Toulouse. Dann ist noch Mihai Tararache verletzt.

Neururer zählt diese Personalnachrichten mit den Hinweis auf, dass er daraus keine Entschuldigungen stricken will. Aber aufgezählt hat er sie eben doch. Daraus lässt sich durchaus schließen: Das Zebra ist in dieser Saison gar nicht so stark, wie es vom Trainer geredet wurde. Das sagt auch der Tabellenstand und die Tabelle – so heißt es im Fachjargon – lügt nie.

Der Reihe nach: 17 Gegentore musste die Mannschaft schlucken. Knapp zwei pro Spiel. Zu viel, wie auch Sportdirektor Bruno Hübner einräumt. Mithin, die Defensive funktioniert nicht. Die Außen lassen zu viele Flanken zu. Die Sechser verstellen die Passwege nicht. Die Innenverteidiger haben bei der Leichtathletik-WM während der Sprint-Entscheidungen offenbar keine Tribünenkarten bekommen.

Und was ist mit der Offensive? Der MSV schoss 14 Tore. Das ist keineswegs schlecht. Was aber Sorgen macht: Es gibt nur noch wenige Zebras mit Zielwasser in der Pulle: Wagner hat fünf Tore geschossen, fällt aber lange aus. Mihai Tararache schoss eins, ist aber auf Wochen verletzt. Kouemaha traf in St. Pauli, ist aber weg. Ein weiteres war ein Eigentor. Dann haben noch Christian Tiffert und Adam Bodzek ein Tor erzielt sowie Sören Larsen vier. Caiuby ist ohne Erfolgserlebnis vor der Hütte, Ben-Hatira auch. Anders formuliert: Der MSV braucht im Durchschnitt drei Tore für einen Sieg, und Sören Larsen muss sie schießen, weil sonst keiner trifft. Am 31. August schoss zuletzt ein anderer MSV-Spieler ein Tor. Sein Name: Sandro Wagner.

Noch Fragen? Antworten am Samstag gegen Rostock.

(RP)
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