Fußball Weber wütet nach Niederlage des FCR

Duisburg · Nach einem denkwürdigen 0:3 (0:0) gegen die SGS Essen sind die Bundesliga-Frauen auf einen Abstiegsplatz abgerutscht.

 Dieter Weber begrüßte Lucia Vonkova (rechts) erst Mitte Juli als Neuzugang. Nur drei Monate später stehen die Zeichen schon wieder auf Trennung.

Dieter Weber begrüßte Lucia Vonkova (rechts) erst Mitte Juli als Neuzugang. Nur drei Monate später stehen die Zeichen schon wieder auf Trennung.

Foto: privat

Zugegeben, zwischen Uli Hoeneß, dem Manager des FC Bayern München, und Dieter Weber liegen ganze Welten. In einem Punkt allerdings steht der Sportvorstand des FCR Duisburg seinem prominenten Amtskollegen in nichts nach. "Das war das schlechteste Spiel, das ich in Duisburg je gesehen habe. Die Partie hatte kaum Zweitliganiveau", zürnte Weber nach der peinlichen 0:3 Niederlage seines FCR Duisburg in der Frauenfußball-Bundesliga gegen die SGS Essen. "Ausgerechnet im Derby", befand Trainer Sven Kahlert, der sich nach der Niederlage bewusst zurück hielt, um vorschnelle öffentliche Äußerungen zu vermeiden. Anders sein Vorgesetzter. "Mit so einer Katastrophe hätte ich nicht gerechnet. Das war gar nichts", grollte Weber nach der Niederlage, nach der der FCR auf den vorletzten Tabellenplatz abrutschte und endgültig im sportlichen Existenzkampf angelangt ist. Denkwürdig stimmte vor allem der Spielverlauf.

Der FCR war über 90 Minuten die klar unterlegene Mannschaft, rein gar nichts wollte gelingen. Ein technisches Defizit reihte sich ans nächste, Bewegung im Spiel der Duisburgerinnen, die noch 2009 den Uefa-Pokal der Frauen gewinnen konnten, war Fehlanzeige. Echte Torchancen gab es bis auf die von Dolores Silva (13.) und Lucia Vonkova (43.) keine. So reichte es für Essen vor 602 Zuschauern im PCC-Stadion trotz eigener Limitiertheit zum deutlichen 3:0 (0:0)-Erfolg durch Tore von Linda Dallmann (58.), Nathalie Mann (70.) und Sara Doorsoun-Khajeh (87.). Bei allen Gegentoren spazierten die Essenerinnen mühelos durch die Abwehrreihen des FCR.

Weber beruhigte sich aufgrund dieser alarmierenden Umstände nur langsam. Der Sportvorstand muss sich alsbald die Frage stellen, wie es für seinen Verein weitergehen soll. Denn ändert sich nichts, ist der Abstieg in die zweite Liga sehr wahrscheinlich. Offenbar wurde hinter den Kulissen längst über personelle Wechsel diskutiert. "Wir müssen in alle Richtungen denken, wie wir die Wende schaffen können, aber unsere finanzielle Situation ist hinlänglich bekannt", bekräftigt Weber.

Noch immer befindet sich der Verein im schwebenden Insolvenzverfahren. Spielraum für dringend notwendige Investitionen in die Mannschaft gibt es also keinen – es sei denn, der FCR trennt sich von vorhandenem Personal. Hier rückt vor allem Stürmerin Lucia Vonkova in den Fokus. Die Tschechin, mit der Empfehlung von 18 Saisontoren vom tschechischen Meister Sparta Prag nach Duisburg gewechselt, kann ihren Profi-Status bei den "Löwinnen" nicht mit Leistung rechtfertigen. Gegen Essen gab sie genau einen Torschuss ab, auffällig wurde sie nur durch bei der Ballannahme weit verspringende Bälle und musste folgerichtig zur Pause vom Platz. "Lucia arbeitet viel und hat den nötigen Willen, trotzdem tut sie sich extrem schwer", erklärt Trainer Sven Kahlert: "Aber sie ist unsere einzige Stürmerin." Genau da liegt ein weiteres Problem der Duisburgerinnen. Durch das enorme Verletzungspech, stellt sich die Mannschaft quasi von allein auf. Mit Gülhiye Cengiz, Daria Streng und Laura Neboli fallen drei Spielerinnen noch bis weit in die Rückrunde aus. Jackie Groenen und Sofia Nati haben Trainingsrückstand und brauchen noch Zeit. Diese jedoch hat der FCR nicht. "In den letzten vier Spielen vor der Winterpause noch einen Dreier zu holen, ist lebensnotwendig", umreißt Kahlert die Situation, die weitere personelle Opfer erfordern könnte. Auch Torhüterin Stina-Lykke Petersen ist nicht unantastbar. Die Dänin kam bislang in keinem Saisonspiel zum Einsatz und das Gehalt der 27-Jährigen könnte der FCR an anderer Stelle gut gebrauchen.

Trainer Sven Kahlert gab sich bezüglich aller Gedankenspiele bis zum Schluss zurückhaltend. Seinem Unmut machte der 43-Jährige Offenbacher dann aber doch Luft: "Wir haben heute von der ersten bis zur letzten Sekunde versagt, dafür übernehme ich die Verantwortung."

FCR : Kämper, Himmighofen (78. Müller), Hellfeier, Costa, Weichelt - Oster, Debitzki, Silva, Wahlen (74. Nati) - Vonkova (46. Groenen), Martens

(RP)
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