Olympische Spiele "Plötzlich stand ich neben Steffi Graf"

Olympische Spiele · Dreimal hat Susi Wollschläger an den Olympischen Spielen teilgenommen. Die 47-jährige ehemalige Hockey-Torhüterin erinnert sich noch immer gerne an die Spiele und Erlebnisse zurück. Mit Natascha Keller, die heute in London die deutsche Fahne trägt, spielte die Duisburgerin 1996 zusammen.

Und plötzlich kam der König. Susanne "Susi" Wollschläger hat die Situation noch in bester Erinnerung: "Wir haben im olympischen Finale mit 1:0 gegen Spanien geführt. Doch dann betrat Spaniens König Juan Carlos die Anlage, und es ging ein großes Raunen durchs Stadion. Plötzlich haben die Spanierinnen wie ausgewechselt gespielt und uns leider noch mit 1:2 geschlagen. Das war eine unglaubliche Situation", ist Wollschläger noch heute fasziniert von der Ausstrahlungskraft des Monarchen.

Doch auch auf die Silbermedaille 1992 in Barcelona ist die Ausnahmetorhüterin im Hockey stolz: "Das waren tolle Tage in Barcelona und der absolute Höhepunkt meiner Karriere", erklärt Wollschläger, die im Anschluss an die Spiele mit ihrer Teamkollegin vom Club Raffelberg, Caren Jungjohann, in Duisburg einen tollen Empfang bekam: "Wir wurden am Flughafen von vielen Vereinsmitgliedern abgeholt. Ein wirklich toller Moment", erklärt die 110-fache Nationalspielerin.

Auch eine Begegnung mit Carl Lewis sorgt noch heute für Gänsehaut: "Caren und ich sind immer zum Leichtathletikstadion rübergelaufen und wollten unbedingt ein Autogramm vom schnellsten Mann der Welt. Normalerweise hat er das gar nicht gemacht, doch beim fünften Versuch haben wir es tatsächlich geschafft", erzählt Wollschläger stolz, die damals auch bei der Eröffnungsfeier dabei war: "Das war auch ein echtes Highlight. Ich war beim Einlaufen völlig in Gedanken, und plötzlich stand ich neben Steffi Graf. Die Situation ist mir noch immer vor Augen."

Doch nicht nur in Barcelona war die Duisburgerin Olympionikin. 1988 im südkoreanischen Seoul reichte es allerdings nur zu Platz fünf, 1996 im amerikanischen Atlanta zu Platz sechs. Eigentlich hatte Wollschläger ihre internationale Karriere vor ihren dritten Olympischen Spielen bereits beendet, doch Bundestrainer Berti Rauth wollte auf die Qualität der Keeperin nicht verzichten und reaktivierte das Ass zwischen den Pfosten: "Eigentlich hatte ich komplett damit abgeschlossen. Aber der Reiz, nochmal Olympia zu spielen, war doch riesengroß."

Noch heute ist die Sportlerin ihrem Verein treu. Ihre komplette Vereinskarriere spielte die inzwischen 47-Jährige im Tor des Club Raffelberg. Heute kümmert sie sich um die Spielkoordination und ist Trainerin im Jugendbereich. Natürlich ist der Hockeysport auch an den beiden Töchtern nicht vorbeigekommen. Annke und Pia gelten in der CR-Jugend als große Talente.

Auch die diesjährigen Olympischen Spiele verfolgt die Duisburgerin intensiv: "Ich habe die Herren einmal in der Vorbereitung gesehen und bin mir sicher, dass sie eine Medaille holen. Bei den Damen kommt es darauf an, wie die ersten Spiele verlaufen. Auch da ist was drin." Angesprochen auf die Tatsache, dass Natascha Keller heute als erste Hockeyspielerin die deutsche Fahne tragen darf, hat Wollschläger eine klare Meinung: "Alles anderen wäre für mich nicht richtig gewesen. Taschi hat das absolut verdient. Sie ist in einer Mannschaftssportart zum fünften Mal dabei. Das ist Wahnsinn. 1996 hat sie damals ihre ersten Spiele absolviert — und ich war zum letzten Mal dabei."

(knue)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort