Sebastian Mühleis, der Trainer des Oberligisten, bat gestern um die Auflösung seines Vertrages. "Wir hatten am Dienstag ein Treffen mit den wichtigen Personen des Vereins. Dabei haben wir die aktuelle Situation noch einmal unter die Lupe genommen", erklärt Mühleis, der betont, dass es dabei nicht um die sportliche Situation, sondern um das "Drumherum" geht: "Beim Treffen habe ich gesagt, dass ich es mir aktuell eigentlich nicht vorstellen kann, weiter für den Verein zu arbeiten. Das liegt aber definitiv nicht an der Mannschaft, denn die Arbeit mit dem Team hat mir einen riesen Spaß bereitet und ich denke, dass wir auch noch die nötigen Punkte hätten holen können, um letztendlich den Klassenerhalt zu schaffen".

Nachdem der Coach sein Anliegen kundgab, war die Zusammenarbeit zwischen ihm und Hamborn 07 aber noch nicht beendet. Der Verein bat Mühleis darum, noch zwei oder drei Nächte über seine Entscheidung zu schlafen. "Eine Nacht hat gereicht. Ich bin in mich gegangen und habe beschlossen, dass es das für mich war. Das finde ich generell sehr schade. Der Verein ist mir in den Jahren sehr ans Herz gewachsen", verrät Mühleis, der bereits vor sieben Wochen Kritik äußerte und darauf hoffte, den Verein damit wachrütteln zu können. "Was ich damit bewirken wollte, ist aber leider nicht eingetreten", erklärt Mühleis, der beteuert, dass es zwischen ihm und dem Verein "keine schmutzige Wäsche zu waschen gibt."

Die Hamborner Führungsetage reagierte unterschiedlich auf den Rücktritt von Sebastian Mühleis. Während Frauenwart Rainer Nick noch kein Statement abgeben wollte, kam der Wunsch nach einer Vertragsauflösung für Männerwart Michael Peter wenig überraschend: "Da es am Montag die Gespräche gab, kam es für mich nicht unerwartet. Es ist sehr schade, weil ich mit Sebastian auch gut befreundet bin."

Die Suche nach einem Nachfolger ist bereits im vollen Gange. Wahrscheinlich ist, dass bis zum Saisonende eine interne Lösung herhalten wird. "Zum Glück ist jetzt erstmal Winterpause. In der Zeit, die wir nun haben, müssen wir an einigen Sachen arbeiten", so Peter, der selbst wohl nicht für den Trainerposten zur Verfügung steht: "Dafür müsste ich meine Damenmannschaft, mit der wir uns etwas aufgebaut haben, im Stich lassen. Das wäre zu schade." Gut möglich ist indes, dass sich in Hamborn schon bald weitere Baustellen auftun.

Nachdem die Nachricht von der Trennung zwischen Trainer und Verein zu der Mannschaft durchgesickert war, nahmen mit Andre Niese und Tobias Kokott auch die zwei wohl wichtigsten Hamborner Spieler kein Blatt mehr vor den Mund. Beide wollen noch auf Aufwandsentschädigungen seitens des Vereins warten. Torhüter Tobias Kokott, der seine Mannschaft in dieser Saison bereits mehrmals vor Schlimmerem bewahrte, erklärt, "dass es am Verein liegt, ob ich noch mal für Hamborn spielen werde. Finanziell läuft vieles schief. Ich mache das jetzt seit eineinhalb Jahren mit. Ich möchte meinen Vertrag gerne erfüllen. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem dann vielleicht auch das Maß voll ist".

Rückraumspieler Andre Niese, dem mehrere anderweitige Angebote vorliegen, formulierte die Situation ähnlich drastisch: "Wenn ich meine Aufwandsentschädigungen nicht erhalte, dann werde ich auch nicht mehr für Hamborn auflaufen. Auch wenn ich den Vertrag gerne erfüllen würde."

Michael Peter versicherte gestern hingegen, fest daran zu glauben, "dass wir bis zum Rückrundenauftakt gegen den TV Jahn Hiesfeld auch alle Fragen der Spieler beantworten können". Bis zum 11. Januar wartet auf Hamborn 07 also jede Menge Arbeit. Es wäre den Löwen zu wünschen, dass es ihnen gelingt, schnellstmöglich wieder in ruhigere Fahrwasser zu kommen.