MSV Duisburg Zebras stehen vor einem Neuanfang

Das Bild hatte Symbolkraft. Der schwer verletzte Kapitän Srdjan Baljak humpelte nach dem Schlusspfiff an Krücken aufs satte Grün des Olympiastadions und versuchte, den deprimierten Kollegen etwas Trost zu spenden.

MSV: Autokorso und Feier im Stadion
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Stefan Maierhofer und Julian Koch, zwei ebenfalls mit schlimmen Verletzungen aufs Abstellgleis gestellte Mannschaftskameraden, warben unterdessen Arm in Arm vor den vielleicht 25 000 MSV-Fans um Nachsicht. Die drei wichtigsten Duisburger, durch Kreuzbandrisse und Mittelfußbruch aus der Bahn geworfen, waren Randfiguren in einem Stück, das mit einem stimmungsvollen Drehbuch wie aus einem Krimi begann und ziemlich schnell, genau nach 18 Minuten schon, in einen Rührstück der besonderen Art verfiel.

Ein Drama war die 0:5-Pleite des MSV gegen die in allen Belangen turmhoch überlegenen Schalker nicht. Dazu klafften einfach zu gravierende Differenzen fußballerischer Fertigkeit zwischen zwei Mannschaften unterschiedlicher Güte. Baljak, Koch und Maierhofer, dazu der gesperrte Innenverteidiger Bruno Soares, machten mit ihren Versuchen der Beschwichtigung deutlich, dass der Duisburger Mannschaft ausgerechnet in ihrem Spiel der Spiele die wichtigsten Säulen fehlten.

Das Risiko, beschimpft zu werden, war aber gleich null. Die Masse der in weiß und blau gekleideten Fans übte sich als wohlmeinende Gemeinschaft trotz der Schmach von fünf Gegentoren in beeindruckenden Anfeuerungen und sah sich nur um die hauchdünne Chance gebracht, bei einer faustdicken Überraschung dabei gewesen zu sein. Die Hoffnung löste sich fix in Luft auf. Niemand hatte damit gerechnet, alle nur gehofft.

Der MSV war ein Spielball ohne Qualität und spielerische Substanz. Die Mannschaft des kroatischen Trainers Milan Sasic ("Keine Verletzung ist stärker als unser Wille") war nie in der Lage, Akzente zu setzen. Sie zahlte kräftig Lehrgeld. Aber sie hatte im Verlauf dieses Pokalwettbewerbs mit den eindrucksvollen Siegen beim 1. FC Köln und gegen den 1. FC Kaiserslautern unter Beweis gestellt, zu was sie als Kollektiv in der Lage sein kann, wenn alle Stützen an Bord sind. Zwar meinte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft beim Bankett des Verlierers in einer Nobelherberge, sie sei stolz auf den MSV und hoffe, dass er möglichst bald in die Erste Liga aufsteige. Aber Sportdirektor Bruno Hübner weiß um die Schwere der Aufgabe.

Wieder, wie in jedem der letzten drei Jahre, verlässt eine Handvoll ausgeliehener Spieler den Verein, erneut kommen neue. Sieben an der Zahl sind es schon jetzt. Die Planungen für die neue Saison konnten deshalb schon frühzeitig voran getrieben werden, weil die sechs Millionen Euro Zusatzhonorar auf dem Weg ins Finale für einen warmen Regen sorgten. Besonders schmerzlich werden die Verluste von Maierhofer und Koch sein.

Zahlen am Rande, die gleichsam die Aussichtslosigkeit markierten, Pokalsieger zu werden: Nationaltorhüter Manuel Neuer verdient wahrscheinlich ein Mehrfaches von dem, das die Duisburger als Mannschaft zusammentragen.

(RP)
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