MSV Duisburg Der Erste-Hilfe-Koffer

MSV Duisburg · Die MSV-Abwehrarbeit in Karlsruhe bei der Auftakt-Niederlage verlangt nach kurzfristigem Einsatz. Aber nicht nur in der Defensive knirschte viel Sand im Motor. Verflogen sind die Hoffnungen aber noch nicht.

 Kevin Wolze (rechts) freut sich auf das Cottbus-Spiel.

Kevin Wolze (rechts) freut sich auf das Cottbus-Spiel.

Foto: dapd, Christoph Reichwein

Wären die Zebras im Wildpark doch so variantenreich und defensivstark gewesen, wie ihr Trainer Milan Sasic in der Kunst der Schadensbegrenzung nach einem verstolperten Saisonstart. Sasic versuchte es mit Humor: Man habe einen Fortschritt gegenüber dem Vorjahr erzielt, als die Partie beim KSC 1:3 verloren ging.

Jetzt war es "nur" ein 2:3. Milan Sasic versucht es mit sachlicher Erläuterung: Fünfeinhalb Wochen seien eine kurze Zeit, um eine neue Gruppe zu formen, zudem habe mit Branimir Bajic ein wichtiger Abwehrmann gefehlt. Er richtete den Scheinwerfer auf das Positive: Vier, fünf junge Spieler habe er gesehen, mit denen er durchaus mal in der Bundesliga auftreten wolle. Einige Kombinationen seien sehr in seinem Sinne gewesen.

Sasic hob die Qualität des Gegners hervor. Auf positive Weise aggressiv sei der KSC aufgetreten. Im Wildpark könne man verlieren. Und mehr Geld fürs Personal hätten die Badener ebenfalls budgetiert. Milan Sasic bschrieb das 2:3 als Lektion: Seine neuen Leute wüssten nun, dass es in der Zweiten Liga richtig fix zugehe. Der Kroate erklärte die Sachbeschädigung von Vasileios Pliatsikas, der nach seiner (zu Recht ausgesprochenen) Gelb-Roten Karte eine Glastür in Scherben trat, als Mentalitätsfrage. Wer Südländer hole, müsse darmit klarkommen, wie sie reagieren.

In der Tat gilt nach der Niederlage zur Premiere: Eine Schwalbe macht keinen Sommer, ein Geier aber auch noch keine Pleite. 2004 startete der MSV mit einer Niederlage in Dresden und stieg noch auf. Aber, wer will schon aufsteigen? Milan Sasic nicht. Jedenfalls nicht unbedingt. Vor dem Spiel machte der Coach deutlich, dass der Sprung ins Oberhaus kein Muss sei, vielmehr verfolge er ein eher mittelfristiges Erstliga-Projekt.

Dass ihm das Tagesgeschäft nicht alles sein kann, verriet bereits die Aufstellung zum Debüt: Auf der Bank saßen da die Neueinkäufe Valeri Domovchiyski, Jiayi Saho und Jürgen Gjasula sowie der in der vergangenen Saison verlässliche Rechtsverteidiger Benny Kern. Auf dem Platz stand dagegen überraschend Andre Hoffmann, ein 18-jähriges Eigengewächs auf der strategisch wichtigen Sechser-Position. Oder Sergej Karimow (24), der ebenso wie Kevin Wolze (21) beim VfL Wolfsburg in der Vierten Liga spielte sowie der 19-jährige Flamur Kastrati. Warum er so vorging, auch das erklärte er bereits im Vorfeld im Fernsehen: Es gehe ihm darum, eine junge Mannschaft mit Perspektive aufzubauen. Wo er recht hat: Ohne "Domo", Shao und Gjasula erspielte sich der MSV mehr Chancen als mit den drei später nachgelieferten vermeintlichen Leistungsträgern.

Freilich, die Abwehrarbeit in Karlsruhe verlangt nach kurzfristigem Einsatz. Wenn selbst ein Klemen Lavric den Verteidigern davonlaufen kann, dann muss der Erste-Hilfe-Koffer raus. Der Dämpfer vom Sonntag wirkte abkühlend nach all der Euphorie im Vorfeld. Gänzlich verflogen ist das Zebra-Glück keineswegs: "Ich freue mich auf das Spiel gegen Cottbus und auf die Unterstützung unserer Fans", sagte der beste Duisburger, Kevin Wolze. Gut , so was zu hören.

(kew)
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