Lokalsport MSV: 30. Juni ist der nächste Stichtag

Duisburg · Bis zum Monatsende muss das Stadionthema erledigt sein. Auf Dauer ist der Klub in Liga drei nicht überlebensfähig.

 Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder des MSV lauschen Vorstandsmitglied Robert Philipps am Rednerpult.

Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder des MSV lauschen Vorstandsmitglied Robert Philipps am Rednerpult.

Foto: Christoph Reichwein

Der erste Schritt zur Aufarbeitung der MSV-Krise im Frühjahr 2013 bescherte den Rettern am Mittwoch den verdienten Applaus. 571 Mitglieder machten es sich in plüschigen Sesseln des Theaters am Marientor bequem, als die neue Führungsriege Altlasten bilanzierte. Denn es ging um die vorläufig letzte Saison in der 2. Liga. Freilich nur der Tagesordnung der um Monate verschobenen Versammlung nach.

Die Stimmung im Saal vermittelte den Glauben an eine gute Zukunft für den Verein, an die Rückkehr in die 2. Liga, ja sogar die Hoffnung auf das Erreichen noch höherer Ziele. Der MSV könne wieder bundesligareif werden, ließ der erkrankte Vorsitzende Ingo Wald verlesen. Und er fügte hinzu: "Unsere Fans sind es bereits." Die Mitglieder auch. 200 mehr als im Vorjahr waren zur Versammlung gekommen.

Von Aufarbeitung der Vergangenheit war die Rede. Wirklich vorgenommen wurde sie nicht. Mit nur jeweils vier Gegenstimmen erhielten Verwaltungsrat und Vorstand die Entlastung. Man merke auf: Es ging nicht um die letzte Drittliga-Saison. Es ging um das Jahr, als der Karren vor die Wand fuhr, der Profibetrieb ein Minus von fünf Millionen Euro verwirtschaftete. Die Kosten überstiegen die Einnahmen dabei um satte 22 Prozent. Warum der Vorstand dieser Entwicklung nicht zeitig Einhalt gebot? Diese Frage wurde nicht gestellt.

Die Verdienste im Augenblick des drohenden Untergangs dämpften alle Neugier, wie man es überhaupt so weit hatte kommen lassen. Bernd Maas, der neue Geschäftsführer, berichtete beredt und unterhaltend vom Drama der Lizenzierung nach dem Absturz 2013. Den Ex-Vorsitzenden Udo Kirmse, inzwischen für die Frauen-Mannschaften im MSV zuständig, nannte er einen "Turm in der Schlacht". Langanhaltend war der dankende Beifall der Mitglieder. Robert Philipps, der zeitweise als ehrenamtlicher Geschäftsführer Nachtschichten einlegte, wurde gedankt. Thomas Maasen, der als Vorstandsmitglied das Stadionprojekt managte, ebenfalls. Ivo Grlic erhielt stehenden Applaus dafür, dass er die Mannschaft des vergangenen Jahres in nur zehn Tagen zusammengebaut hatte. Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle wurden gefeiert. Das Unternehmen Schauinsland-Reisen als wichtigster Retter. Björn Scheferling, der für einige Monate als Geschäftsführer größte Verantwortung trug, und viele mehr.

Die Vorsicht bei der öffentlichen Klärung der Fakten hat Methode. Beim Rechtsstreit mit dem Vorgänger im Amt, Roland Kentsch, geht es um Millionen. Die Strategie ist klar: Die Versicherung für fahrlässige Fehler soll zahlen. Dazu soll Kentsch seine Ansprüche an den MSV abtreten. Man muss zudem sicher sein, dass sich der Mann nicht mit Absicht beim Umgang mit Zahlen und Unterlagen vertat. Das kann dauern, wie man lernte.

Zugleich fiel die Betrachtung, was da im April und Mai 2013 (und in der Zeit davor) beim MSV alles drunter und drüber lief, eher vage aus. Versammlungsleiter Markus Räuber, der Vorsitzende des Verwaltungsrats, verwies immer wieder auf die laufenden Verhandlungen, wenn er Fragen zum Thema auswich.

Beim MSV schaut man lieber nach vorn. Das Team will und muss aufsteigen. Auch wenn es schon wieder eine Deadline gibt: Bis zum 30. Juni soll das Stadionthema mit einer Regelung zwischen Stadt, dem Eigentümer des Kastens, dem Land und der HSH Nordbank als Kreditgeber, erledigt sein. Diese Einigung ist wichtig: Denn alles, was bisher erreicht wurde, hängt von der Lösung der Arena-Frage ab. Auch der Schuldenschnitt, der 13,5 Millionen Euro einspart. Dazu zwei Zahlen: Kommt alles wie geplant, zahlt der MSV nur noch 900 000 Euro Jahresmiete. Derzeit wären es 3,7 Millionen Euro, die Miete ist aber gestundet. Maas verwies bei der Gelegenheit darauf, dass Jahn Regensburg 5000 Euro pro Jahr fürs Spielen im Stadion bezahlt. Kein Wunder also, dass die Zebras zum Aufstieg in dieser Saison verpflichtet sind. In der dritten Klasse ist der MSV auf Dauer nicht überlebensfähig. Wald richtete es in seinem schnell vergessenen Einstiegsstatement mahnend aus.

Gewählt wurde am Mittwoch auch. Für Wolfram Weber rückte Michael Krämer, Sohn des Meidericher Vizemeisters "Eia" Krämer, in den Verwaltungsrat auf. Das darf man durchaus auch als ein Zeichen sehen, dass man die Zukunft mit Blick auf die Tradition angehen will.

(kew)
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