Meterhoher Wellenschlag

In der Zusammenfassung der letzten dreieinhalb Wochen – von der Trainerentlassung bis zur Abwahl des Vorstandskandidaten – ergibt sich beim MSV insgesamt ein Bild voller Widersprüche.

In den letzten dreieinhalb Wochen schlugen die Wellen meterhoch, wurden wichtige Entscheidungen als mögliche Weichenstellung mit erhoffter Signalwirkung getroffen, und zum Schluss stand am Mittwochabend eine "Niederlage" des Vorstands. Die Ereignisse zusammen gefasst im Zeitraffer:

Rückblick: Milan Sasic entlassen, Vorstandsmitglied Thomas Kretschmer zurück getreten, die Ernennung von Ivo Grlic zum Sportdirektor, die gemeinsame Entscheidung des Sportdirektors und Geschäftsführers zusammen mit dem Aufsichtsrat der Profibetriebgesellschaft pro Oliver Reck, das Aufrücken der MSV-Ikone Bernard Dietz in den AR der Profis, die zwischen Vorstand und Vereins-AR umstrittene Frage nach dem Kretschmer-Nachfolger - all' das summierte sich den letzten drei Wochen zur teilweise hektischen Betriebsamkeit. In der vergangenen Saison gab es viel eitel Sonnenschein für den Verein der ersten Bundesligastunde, in dieser Spielzeit häuften sich die Diskussions-Grundlagen zu düsteren Wolken über der Schauinsland-Arena.

Überblick: Auf den ersten Blick wesentlich ist, dass mit entscheidende Posten (Reck, Grlic) neu besetzt sind, dass weiteren Spekulationen um mögliche Besetzungen die Nahrung entzogen ist. Wichtig ist außerdem, dass ein ohne Frage kompetenter Mann wie Bernard Dietz endlich in einer der Führungsetagen sitzt, in die er eigentlich längst gehört. Aber wie tief die Gräben sind, zeigt die Personalie Dr. Edmund Baer. Der Stadtwerke-Vorstand war vom Vorsitzenden Dieter Steffen als Nachfolger des zurückgetretenen Thomas Kretschmer vorgeschlagen worden, aber der für die Frage der Besetzung des Vorstandes zuständige e.V.-Aufsichtsrat unter Leitung von Sparkassen-Chef Hans-Werner Tomalak lehnte Baer ab (siehe "Kommentar"). Außerdem: Die lauwarme Erklärung, Oliver Reck sei ein "Trainer des Vertrauens", der aber keine Zusage habe, bis zum Ende der Saison für die Mannschaft auf einem Relegationsplatz verantwortlich zu sein, lässt ahnen, dass auch hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist!

Vorausblick: In erster Linie geht es um den Sport. Fußball gespielt wird nämlich auch noch, und das in erster Linie mit Sorgenfalten auf der Stirn. Oliver Reck und die Mannschaft haben für die nächsten Wochen erst einmal Klarheit. Sie können in den nächsten Tagen übers das Länderspiel-Wochenende hinaus in Richtung des Heimspiels gegen den Neuling aus Braunschweig da weitermachen, wo sie in Aachen mit einem Anflug der spielerischen Verbesserung aufgehört haben. Dann allerdings wird es darauf ankommen, ob die Zebras den angedeuteten Trend nach oben wirklich zementieren können. Die restlichen Aufgaben gegen die auswärts starken Norddeutschen, auf dem gewiss glatten Parkett in Aue und dann in der sicher randvollen Schauinsland-Arena gegen Norbert Meiers Fortuna mahnen zu realistischem Ausblick.

Denn: Die hinter dem Team liegenden 14 Spiele haben deutlich gezeigt, dass die Mannschaft derzeit durchaus zu Recht dort steht, wo sie jetzt herum dümpelt. Aber: Die Konkurrenz im dunklen Tabellenkeller ist sicher nicht besser. Die Hoffnung besteht, dass Reck die Zebras ans sichere Ufer bringen kann. Das Jahr beenden die Zebras mit dem Heimspiel gegen Karlsruhe und dem Besuch in Cottbus. Klar ist: Schaden ist genug entstanden, wobei die Pokalniederlage in Kiel besonders schmerzlicher Natur war.

(RP)
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