Fußball Kollegiale Autorität ist Erfolgsrezept

Der Trainer des Fußball-Landesligisten Hamborn 07 heißt Siggi Sonntag. Das allein ist noch keine Nachricht wert. Wohl aber die Geschichte dazu. Denn nach dem doch sehr holprigen Saisonstart kamen im Holtkamp gleich wieder kritische Stimmen auf. Wie immer, wenn's nicht rund läuft.

 Gegen den Trainer von Regionallisgist KSV Hessen Kassel wurden Morddrohungen ausgesprochen.

Gegen den Trainer von Regionallisgist KSV Hessen Kassel wurden Morddrohungen ausgesprochen.

Foto: AP, AP

Da sind die "Löwen"-Fans sehr empfindlich, mosern lautstark und stellen den Trainer vorschnell in Frage. Das war bei Ingmar Putz so, und auch Stephan Küsters bekam die volle Breitseite ab. Bei ihrem Nachfolger ist es anders. Siggi Sonntag, seit 2007 im Amt, strahlt kollegiale Autorität aus. Und Ruhe.

Von der eigenen sportlichen Leitung (Saison-Ziel: Unter die ersten Drei) und vielen "Experten" hochgehandelt, kam der Aufsteiger aus Hamborn nur schleppend aus den Startlöchern. Sechs Spiele, vier Punkte — andere Trainer hätten da bedenklich gewackelt. Nicht so Sonntag. "Wir müssen der Mannschaft etwas Zeit geben, sich in der neuen Liga zurecht zu finden. Am Saison-Ende werden wir unter den ersten Sechs landen. Das ist ein realistisches Ziel", sagte der 54-Jährige Mitte September nach der unnötigen Heimniederlage gegen den SV Warbeyen — und scheint mit seiner Prognose Recht zu behalten.

Seit September ungeschlagen

Seit drei Monaten sind die 07er nun ungeschlagen und überwintern als Vierter. Hut ab. Dass es zum Jahresabschluss im Derby gegen den vom Abstieg bedrohten DSV 1900 nur zu einem 3:3 langte, ist halb so schlimm. Viel wichtiger: Die Richtung stimmt. Nach dem Super-Gau im Mai 2008, als es runter in die Bezirksliga ging, hat der Traditionsverein zurück in die Erfolgsspur gefunden. Dass sich die Hamborner auf Dauer nicht mit der siebten Liga zufrieden geben, versteht sich von selbst. "Die NRW-Liga können wir nach aktuellem Stand finanziell nicht stemmen, die Niederrheinliga aber allemal", sagt Sonntag, der sich auf dem Erreichten nicht ausruhen möchte: "Wir bleiben am Drücker, und dann schauen wir mal, was noch möglich ist." Den stattlichen Rückstand auf das Spitzenduo SV Sonsbeck/1. FC Bocholt aufholen zu wollen, sei zwar ein ehrgeiziges, aber keineswegs illusorisches Unterfangen.

Klappt's nicht, muss den 07ern vor der Zukunft nicht bange sein. Die Mannschaft ist jung und verfügt über ein enormes Potential. Die Stürmer André Trienenjost, Sascha Wiesner und Dejan Orlovic (zusammen 23 der 40 Treffer) sind dem Teenager-Alter noch nicht allzu lange entwachsen, haben den Ausfall von Chef-Torjäger Daniel Brosowski aber kompensieren können. "Die Jungs, die aufgrund unserer Verletztenmisere ins Team gerückt sind, haben die Lücken wirklich gut ausgefüllt", sagt Sonntag, der zudem erfreut zur Kenntnis nehmen durfte, dass seine Leistungsträger, wie etwa Patrick Schneider, Dawid Klopacz oder Richard Zander, nach einigen Anlaufschwierigkeiten zu gewohnter Stärke gefunden haben. Freilich, der Titel "Bester ,Löwe' der Hinrunde" gebührt einem anderen: Daniel Surkau. Der eher unscheinbare Innenverteidiger räumt in der Abwehr konsequent ab und ist darüber hinaus in der Lage, den öffnenden Pass zu spielen.

(RP)
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